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85. Academy Award
Der Oscar geht an… Michelle Obama
- 25. Februar 2013 3 Min.

Regisseur Ang Lee muss seine "Brokeback Mountain"-Oscars etwas beiseite rücken, es kommen die von "Life Of PI" dazu (Bild: A.M.P.A.S.)
Ang Lee räumte ab, eine Aids-Doku ging leer aus. Ein schwuler Chor sang über nackte Frauenbrüste, und dann gab es noch Grüße von der First Lady.
Als Anfang Januar die Liste mit den Oscar-Nominierungen veröffentlicht wurde, gab es für den homophilen Cineasten nicht ganz so viele Bezugspunkte. Doch die 85. Verleihung der Academy Awards in der Nacht von Sonntag auf Montag, die in Los Angeles stattfand, sorgte neben einer Menge Diven-Glamour auch für ein paar kleine wie feine Überraschungen für die schwul-lesbische Zielgruppe.
Captain Kirk und der schwule Chor

Doku "How To Survive A Plague" – Nominiert aber leer ausgegangen (Bild: A.M.P.A.S.)
Das erste "Geschenk" gab es zu Beginn der Gala. Schauspieler William Shatner beamte sich als "Star Trek"-Captain James Kirk ins Geschehen und präsentierte den "Los Angeles Gay Men's Chorus". Deren Song "We Saw Your Boobs" war gedacht als ironische Hommage an diverse Nippelalarm-Filmszenen von Schauspielerinnen wie Kate Winslet oder Meryl Streep. Schwule Männer, die sich mit entblößten weiblichen Brüsten beschäftigen, sind selten. Die besungenen Darstellerinnen im Publikum fanden es dennoch nicht besonders witzig, wie ihren Gesichtern abzulesen war.
Musikalische Highlights gab es ein paar während der rund vierstündigen Show. Shirley Bassey, DIE Ikone der James Bond-Filmmusik, stand mit ihren 76 Jahren auf der Bühne und stimmte kraftvoll live ihren Hit "Goldfinger" an. Dafür gab es Standing Ovations. Die hatte sich auch Barbra Streisand verdient, die für ihren Liveauftritt angeblich eine Million Dollar ausgegeben haben soll. Nicht dass das Kleid so teuer gewesen ist, es soll eher am Fitnesstrainer und Ernährungsberater gelegen haben, dank denen sie erst wieder in ein schlank geschnittenes Kleid passte. Jennifer Hudson powerte mit dem "Dreamgirls"-Hit "And i'm telling you…". Und Adele? Die bekam einen Oscar. Für ihren Bond-Titelsong "Skyfall", mit dem sie Ende 2012 mühelos in Shirley Basseys Fußstapfen trat.
Die Aids-Doku "How To Survive A Plague" ging leer aus

Michelle Obama ließ die Community schön grüßen... (Bild: A.M.P.A.S.)
Regisseur Ang Lee hat schon lang die Brokeback-Berge verlassen, sein aktueller Blockbuster "Life of PI" ist ein bildgewaltiges Abenteuer, dass mehrfach nominiert war und abräumte (Regie, Kamera, Filmmusik). Auch die Verfilmung des Musicals "Les Misérables" wurde mehrfach bedacht.
Der schwule Drehbuchautor Tony Kushner konnte sich gemeinsam mit der Filmcrew freuen. Ihr Biopic "Lincoln" war gleich zwölfmal nominiert. Einen der goldenen Kerle durfte Kushner entgegennehmen. Schauspieler Philip Seymor Hoffman (Capote) war zwar als Schauspieler für seine Rolle im Film "The Master" nominiert, er ging aber leer aus. Ebenso Pech hatte Regisseur Tim Burton mit seinem Animationsfilm "Frankenweenie". Und auch die außergewöhnliche Doku "How To Survive A Plague" wurde leider nicht berücksichtigt. David France und Howard Gertler haben darin die Geschichte von "ACT-UP", den radikalen Aids-Aktivisten, aufgearbeitet.
Das letzte Bonbon für die Community kam von ganz oben. Amerikas First Lady, Michelle Obama, verkündete nicht nur den "Besten Film" ("Argo"), sie zeigte sich auch solidarisch: "Diese neun Filme brachten uns zurück in eine andere Zeit und rund um die Welt, sie brachten uns zum Lachen und zum Weinen, sie brachten uns einander etwas näher. Sie lehrten uns, dass die Lieben allen Widrigkeiten zum Trotz bestehen bleibt und dass sie unser Leben auf völlig überraschende Art und Weise verändern kann. Sie erinnern uns daran, dass wir jedes Hindernis überwinden können, wenn wir nur tief genug graben, genügend hart kämpfen und den Mut finden, an uns zu glauben. Diese Lehren gelten für uns alle, ganz egal wer wir sind, wie wir aussehen, woher wir kommen oder wen wir lieben." (cs)
Links zum Thema:
» Oscar 2013: Alle Nominierungen und Gewinner
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» auf sissymag.de
22:00h, ZDFneo:
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Berührender Film über die intensive Freundschaft zwischen Friedrich und Albrecht, zweier vollkommen unterschiedlicher Schüler an der Napola, einer Eliteschule des Dritten Reichs.
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