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Städtische Bühne für Homophobe und "Homo-Heiler"?
CSD Stuttgart besorgt über "ProChrist"
- 27. Februar 2013 3 Min.

Magazin zum Massenevent: Der Stuttgarter CSD nimmt "ProChrist" beim Wort
Der Verein befürchtet, bei der Evangelisierungs-Veranstaltung im März könnte es auch um "Homo-Heilung" gehen. Anlass zur Sorge gibt es.
Die Veranstalter des CSD Stuttgart haben in einem Offenen Brief an die baden-württembergische Landeshauptstadt um eine Prüfung der für Anfang März in der Porsche-Arena geplanten Evangelikationswoche "ProChrist" gebeten.
Zu der Großveranstaltung vom 3. bis 10. März 2013 werden Tausende Gläubige in Stuttgart erwartet, nach Veranstalterangaben werden bis zu einer Million Menschen das Event per Satelittenübertragung an weiteren Veranstaltungsorten verfolgen – das Event wird in 14 Sprachen übersetzt.
Der CSD Stuttgart richtete sein Schreiben an Bürgermeister Michael Föll (CDU), der im Kuratorim der Veranstaltung sitzt. "Hauptredner ist Pfarrer Ulrich Parzany, welcher in der Vergangenheit mehrfach durch hetzerische Aussagen gegenüber homosexuellen Mitmenschen aufgefallen ist", heißt es in dem Offenen Brief. So habe er Homosexualität mit Ehebruch, Geiz und Egoismus gleichgesetzt.
Im Vorstand von "ProChrist" sitzt unter anderem Michael Diener, der Vorsitzende des Gnadauer Gemeinschaftsverbands und der Evangelischen Allianz, der sich in der Vergangenheit mehrfach für die "Heilung" von Homosexuellen ausgesprochen hat (queer.de berichtete) und dessen Verband Gruppen umfasst, die schon Fortbildungen zu einer entsprechenden "Seelsorge" angeboten haben. Im Vorstand sitzt auch der Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, der sich immer wieder gegen Homo-Rechte aussprach und 2006 ein Grußwort von Angela Merkel (CDU) an den Stuttgarter CSD kritisierte – sie schrieb danach keines mehr.
Homophobie und "Heilung"

Homo-Kritiker Harmut Steeb (l.) mit Volker Kauder (Bild: Screenshot IDEA)
Die CSD-Veranstalter kritisierten darüber hinaus, dass bei einer "ProChrist"-Veranstaltung 2009 in Chemnitz dem Verband Homosexuelle und Kirche (HuK) kein Infostand genehmigt wurde. Sie wiesen auch darauf hin, dass führende Veranstalter von "ProChrist" an der Organisation der ähnlichen Veranstaltung "Christival" 2008 in Bremen beteiligt waren. In einem Seminar sollte es um die "Heilung" von Schwulen und Lesben gehen, was erst nach öffentlicher Kritik abgesagt wurde.
"Unter Einbeziehung dieser Fakten hegen wir große Befürchtungen, dass auch im Rahmen der anstehenden 'ProChrist"-Veranstaltung in der Landhauptstadt Stuttgart Positionen vertreten werden, die für die umstrittene 'Heilung' von Homosexualität werben oder Gruppen, die diese Theorien vertreten, Raum geboten wird", so die CSD-Veranstalter.
Da die Porsche-Arena ein städtischer Betrieb sei und Bürgermeister Föll gleichzeitig im Aufsichtsrat der entsprechenden Gesellschaft sitze, solle er für "Klarheit zur Ausrichtung dieser Veranstaltung" sorgen und überprüfen, ob ähnliche Angebote wie beim "Christival" geplant seien. "Gegebenenfalls hoffen wir, dass sich die Stadt Stuttgart als Vermieter der Porsche-Arena von solchen Angeboten distanziert und ggf. weitere Schritte vorbehalten werden."
Der Verein fragte auch, "wie die Landeshauptstadt Stuttgart auf der einen Seite Veranstaltungen wie den Christopher Street Day (CSD) mit Grußworten und Redebeiträgen unterstützen kann, gleichzeitig aber Räumlichkeiten für Großveranstaltungen bereitstellt, deren Verantwortliche homosexuelle Menschen in einem Atemzug mit 'Ehebruch, Geiz und Egoismus' nennen und Gleichberechtigung sowie Akzeptanz als 'Irrweg' bezeichnen". Das gleiche "dem Tanzen auf zweierlei Hochzeiten, was bekanntlich nicht ohne Probleme funktionieren kann". (nb)
Links zum Thema:
» Der Offene Brief (er kann mitunterzeichnet werden)
Mehr zum Thema:
» Merkel würdigt evangelikale Homo-Heiler (24.01.2013)














