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Talkshow von Günther Jauch

CDU zwischen Homophobie und Akzeptanz

  • 04. März 2013 74 4 Min.

Günther Jauch debattierte am Sonntagabend erstmals über Homo-Rechte.

Bei "Günther Jauch" warf Staatssekretärin Katherina Reiche (CDU) Schwulen und Lesben abwechselnd vor, Kinder zu gefährden und einer zu vernachlässigenden Minderheit anzugehören.

Von Dennis Klein

Wenn Homosexuelle die gleichen Rechte wie Heterosexuelle erhalten, ist der Fortbestand des deutschen Volkes gefährdet. Das ist – kurz zusammengefasst – der Haupt-Standpunkt, den Staatssekretärin Katherina Reiche (CDU) am Sonntagabend bei "Günther Jauch" zum Besten gab. Die brandenburgische Politikerin warnte davor, dass Homo-Aktivisten mit einem Handstreich die gute alte Ehe kaputt machen wollen: "Die bürgerliche Ehe soll diskreditiert werden", sagte die Nachwuchshoffnung des konservativen Parteiflügels. Zudem würden Schwule und Lesben Kinder gefährden, wenn eingetragene Lebenspartner beim Adoptionsrecht gleichgestellt werden.

Reiche fragte, ob Adoptivkinder "nicht besser in einer Situation aufgehoben sind, die als normal, als der Durchschnitt gilt". Dieser Logik zufolge dürften in Deutschland zwar auch nicht dunkelhäutige oder jüdische Paare Kinder adoptieren, aber das nur am Rande. Laut Reiche hörten heterosexuelle Paare auch plötzlich auf zu heiraten und Kinder zu zeugen, wenn sie mit homosexuellen Paare auf eine Stufe gestellt werden (die 39-Jährige nannte ihre Politik natürlich nicht "Diskriminierung" von Homosexuellen, sondern eine "Privilegierung" von Heterosexuellen).

Die Ausführungen Reiches waren so bizarr, dass man sich fragen musste, ob es sich bei der Sendung nicht um eine Aufzeichnung aus den Frühzeiten des Fernsehens handelt. Dass dem nicht so war, zeigte Reiches Parteifreund Stefan Kaufmann. Der Chef der Stuttgarter CDU war einer der ersten konservativen Schwulen im Bundestag, die nicht mehr verschmäht ihre sexuelle Orientierung versteckten. Er redete mit Engelszungen auf Reiche ein: "Es wird kein Kind weniger geboren in diesem Land, wenn man gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften die selbe Rechte zubilligt", sagte Kaufmann in Variationen mehrere Male in der einstündigen Talkshow. Wer behaupte, dass gleiche Rechte zu einer Schlechterstellung von heterosexuellen Eheleuten führe, hoffe offenbar, dass Homosexuelle durch Diskriminierung in heterosexuelle Beziehungen gezwungen werden könnten. Katherina Reiche gab keine Antwort darauf, ob sie Schwule zu Heten umpolen wolle. Auch ansonsten reagierte sie kaum direkt auf Rückfragen.

- w -

Reiche: Schwule und Lesben sind "Rechtsrandgebiet"


So nah und doch so fern: Die CDU-Parteifreunde Stefan Kaufmann und Katherina Reiche

Reiche beharrte darauf, dass sie für die guten 75 Prozent der Deutschen Politik mache, die verheiratet seien. Etwas abschätzig sagte sie, dass Kaufmann nur für eine Minderheit eintrete. Die Gleich­behandlung von Schwulen und Lesben bezeichnete sie als "Rechtsrandgebiet", für das man keine Zeit und Energie verschwenden solle. In der Runde stand ihr nur der konservative Journalist Reinhard Müller von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zur Seite.

Volkswirt Thomas Welter, der mit seinem Lebenspartner zwei in den USA adoptierte Kinder großzieht, ärgerte sich merklich mehr und mehr über die Ausführungen Reiches: "Ich nehme doch niemandem etwas weg!", warf er der Politikerin entgegen. Er fragte sie, warum seine Kinder nicht die selben Rechte erhalten wie die von heterosexuellen Ehepaaren. Die CDU-Politikerin gab auch darauf keine Antwort.

"Wir verlieren die Großstädte"


Henning Scherf stellte seine Tochter (2.v.l.) und deren Familie vor

In der Runde stellte auch der frühere Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) stolz die Lebenswirklichkeit seiner Tochter vor. Sie zieht gemeinsam mit ihrer Lebenspartnerin und einem schwulen Paar ein Kind auf. Einer der Schwulen war dabei der Samenspender, alle fünf Beteiligten fühlten sich aber als Familie. Außerdem interviewte Günther Jauch ein lesbisches Elternpaar mit zwei Kindern, die nur Gutes über ihr Leben berichteten.

Die Runde diskutierte ebenfalls darüber, ob die bislang vorherrschende erbarmungslose Haltung der Union die Wahlchancen der Partei im Herbst verbessern oder verschlechtern würde. "Wir verlieren die Großstädte", warnte Kaufmann. Der Stuttgarter CDU-Chef muss das wissen: Die baden-württembergische Hauptstadt ging nach vier Jahrzehnten mit CDU-Bürgermeistern im letzten Jahr an die Grünen verloren. Reiche sah aber kein Problem damit, dass sich rund zwei Drittel der CDU-Wähler in Umfragen für die Gleich­behandlung aussprechen. Die CDU würde wegen der Europapolitik oder anderen wichtigen Themen gewählt oder nicht gewählt, nicht wegen wegen ihrer Homo-Politik, so die Staatssekretärin. Zur Erinnerung: die vier anderen im Bundestag vertretenen Fraktionen sprechen sich für die Gleich­behandlung aus.

-w-

#1 einer nixmerkelAnonym
  • 04.03.2013, 11:38h
  • "Weil das Repertoire eigener Sätze schnell erschöpft war, musste es ein abgegriffenes Zitat tun, das unter anderem Strauß-Wegbegleiter Wilfried Scharnagl schon runterbetete und der wiederum hat es von dem dänischen Philosophen Sören Kierkegaard. "Wer sich mit dem Zeitgeist vermählt, kann schnell Witwer werden", schleuderte Reiche in die Runde."

    "Frau Reiche behauptete bei [Jauch] allen Ernstes: "Die bürgerliche Ehe soll diskreditiert werden.""

    Nochmal historische Geburtsort der "bürgerlichen Familie" und der Bürgerrechte:
    Frankreich, Paris. Die Abgeordneten klatschen vor Freude im Takt und rufen:
    Égalité, égalité, égalité......

    www.youtube.com/watch?v=_uDXKTwowrQ

    www.queer.de/detail.php?article_id=18658&antwort_zeigen=
    ja#c7


    __________________________________

    Scheinbar hat sie selbst bei FDJ-Schulungen nicht aufgepaßt:

    "Ein Leser namens Dirk schrieb uns am 18. Oktober 2006:
    Weg mit dem CDU-Filz.
    Bis auf Petke und den IT-Dienstleister kenne ich alle verfilzten Personen noch aus meiner Luckenwalder Schulzeit. Frau Reiche war zu DDR-Zeiten noch überzeugte und aktive Pionierin und FDJ-Mitglied, übrigens auf der gleichen Schule wie Herr Rico Nelte. Nach der Wende tummelten sich dann alle in der Luckenwalder Jungen Union. Frau Reiche hat auch gleich noch den kleinen Bruder bei der CDU mit untergebracht.
    Welch Sinneswandel. Bei mir kommt da nur Brechreiz auf. Die Damen und Herren leben alle nur auf Kosten der Steuerzahler, auf unsere Kosten..."
  • Direktlink »
#2 TommAnonym
  • 04.03.2013, 11:44h
  • Wenn die Dame die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben bezeichnete als "Rechtsrandgebiet" ansieht, dann ist wohl die CDU/CSU Zentrale ein "Notstandsgebiet" ?!
  • Direktlink »
#3 stromboli

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