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Nach Urteil aus Karlsruhe
Michael Adam und Partner erwägen Adoption
- 09. März 2013 2 Min.

Michael Adam (rechts) und sein eingetragener Lebenspartner Tobias Adam können sich vorstellen, ein Kind zu adoptieren (Bild: Langer/Archiv Landratsamt Regen)
Der schwule SPD-Landrat aus Regen denkt öffentlich darüber nach, ein Kind zu adoptieren – und erntet homophobe Reaktionen.
Die anhaltende Diskussion über die rechtliche Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften hat den Regener Landrat Michael Adam (SPD) auch zu einer privaten Äußerung veranlasst: "Ich lebe in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Wir haben uns grundsätzlich mit der Adoption eines Kindes immer schon beschäftigt", sagte der 28-Jährige in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
In der Vergangenheit sei es "rechtlich sehr schwierig" gewesen, wenn ein Partner des gleichen Geschlechts ein Kind adoptiert habe. Denn der andere hatte dann "überhaupt kein Recht", zum Beispiel im Todesfall des Adoptivvaters. Doch das habe das Bundesverfassungsgericht jetzt "kassiert", so Michael Adam. Damit spielte er auf das jüngste Urteil aus Karlsruhe an, das eingetragenen Lebenspartnern die Sukzessivadoption erlaubte (queer.de berichtete).
Für ihn sei Familie dort, wo Kinder seien, wo Verantwortung übernommen oder Pflege geleistet werde, erklärte der schwule Landrat. Gesellschaft und Politik sollten deshalb den Familienbegriff nicht an starren Begriffen oder am Grundgesetz ausrichten. Vielleicht müsse man auch wegkommen vom klassischen Begriff der Ehe, meinte Adam. Nicht alle Menschen wollten schließlich vor den Altar treten, aber trotzdem Verantwortung füreinander übernehmen.
Online-Kommentar: "Wo führt uns diese kranke Welt noch hin?"
Ein Bericht über Adams Kinderwunsch in der Heimatzeitung "Passauer Neue Presse" löste zum Teil sehr heftige, homophobe Reaktionen aus. "Kinder haben in diesen Personenkreisen nichts zu suchen. Ich hoffe, der Gesetzgeber verbietet das", wurde der Artikel in der Onlineausgabe u.a. kommentiert. Weitere Reaktionen waren: "Wo führt uns diese kranke Welt noch hin?", "Da bekomm ich Gänsehaut wenn ich mir vorstelle das ein Kind in solche Verhältnisse gegeben wird" oder "Dann haben wir in ein paar Jahren Sodom & Gomorrha pur". Nachdem anfangs homophobe Kommentare überwogen, halten sich mittlerweille negative und positive Stimme in etwa die Waage.
Michael Adam selbst möchte zu dem Thema keine weitere Stellungnahme abgeben, zahlreiche Medienanfragen wies er zurück. "Es ist alles gesagt, das Interview spricht für sich", erklärte der Sprecher des Landratsamts Heiko Langer.
Der SPD-Politiker machte 2008 bundesweit Schlagzeilen, als er sich mit 23 Jahren als schwuler, evangelischer und "roter" Kandidat bei der Bürgermeisterwahl in Bodenmais in der Stichwahl gegen den amtierenden CSU-Bürgermeister durchgesetzt hatte (queer.de berichtete). Nach nur drei Jahren im Amt wurde Adam im vergangenen Jahr zum Landrat des Landkreises Regen gewählt (queer.de berichtete). Im vergangenen Herbst ging er mit seinem langjährigen Freund Tobias Eckert eine eingetragene Lebenspartnerschaft ein (queer.de berichtete). (cw)

Jetzt weiss er wenigsten, was auf seinem Dorf möglich ist und was nicht.