Die Bezeichnung als Maulwurf findet er selbst "grotesk lächerlich": Helmut Metzner (Bild: christianthiel.net)
Trotz WikiLeaks-Skandal wurde das liberale Mitglied des LSVD-Bundesvorstands auf Platz 4 der Landesliste gewählt.
Die Liberalen haben ihrem schwarzen schwulen Schaf offensichtlich verziehen: Helmut Metzner, der Ende 2010 als "liberales U-Boot" bundesweit für Schlagzeilen sorgte, wurde am Freitagabend auf Platz 4 der Landesliste der Berliner FDP zur Bundestagswahl am 22. September 2013 gewählt. Als Direktkandidat im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg-Ost fordert er zudem den Grünen Hans-Christian Ströbele heraus.
Der ehemalige Büroleiter von Guido Westerwelle in der FDP-Parteizentrale hatte über mehrere Jahre hinweg gegenüber der Berliner US-Botschaft fleißig von Partei- und Regierungsangelegenheiten berichtet (queer.de berichtete). Pikant dabei, wenn auch sehr treffend: In den von WikiLeaks veröffentlichten Depeschen von Botschafter Philip Murphy kam der liberale Außenminister nicht gut weg: "Ironischerweise ist Westerwelle bezüglich schwuler Rechte konservativ", berichtete Murphy u.a. nach Washington. "Er ist darauf bedacht, den besonderen Status der Ehe und Familie im deutschen Recht zu bewahren. Er ist gegen die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare, sagt aber, dass er sich wünsche, Kinder zu haben." Vorwürfe des Geheimnisverrats wies der heute 44-Jährige stets zurück, auch der Generalbundesanwalt sah keinen entsprechenden Anfangsverdacht.
Seit fast einem Vierteljahrhundert Mitglied der FDP
Nachdem sich Metzner am 2. Dezember 2010 nach fünftägiger Suche als Informant geoutet hatte, wurde er in der FDP-Zentrale von seinen Aufgaben entbunden. Eine knappe Woche später wurde das Arbeitsverhältnis "im gegenseitigen Einvernehmen" beendet und Verschwiegenheit vereinbart – woran sich beide Seite halten. Sein Parteibuch behielt Metzner jedoch – im April kann er sogar seine 25-jährige Mitgliedschaft bei den Liberalen feien. Im Februar 2011 hat er sich unter dem Firmennamen "Polifaktur" als Berater für politische Kommunikation selbständig gemacht – u.a. erledigt er die Medienarbeit für den stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, Martin Lindner.
Offen schwul lebt der "FDP-Maulwurf" seit vielen Jahren. Als blau-gelber Plüschhase gab er 2001 sogar das Maskottchen des FDP-Wagens beim Berliner CSD. Seit 2009 ist Metzner Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD), wenn auch ein eher unauffälliges. Der Verband lehnte es damals ab, Metzner Verhalten öffentlich zu kommentieren. Im April 2012 wurde er als LSVD-Vorstand wiedergewählt.
Dass Helmut Metzner in den nächsten Bundestag einziehen wird, ist indes unwahrscheinlich – die FDP müsste dafür ihr Ergebnis im Vergleich zu 2009 deutlich verbessern. Vor vier Jahren kamen bei einem Ergebnis von 11,5 Prozent in Berlin nur die ersten drei Listenplätze zum Zuge. (cw)
Solche Typen wie den Westerwelle mag ich nicht. Ich mag Typen, die dazu stehen wer sie sind und sich aufgrunddessen nicht auch noch selbst diskriminieren.