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"Verbrannte Hoffnung" für den Leser
Bitte keine Fortsetzung!
- 26. März 2013 5 Min.

Die Menschen Vylithiens kämpfen gegen Flammen, Drachen, Dämonen - und die deutsche Rechtschreibung
Mit dem Roman "Söhne und Töchter des Feuers – Verbrannte Hoffnung" hat Mike Bergemann den ersten Band einer Gay-Fantasy-Serie vorgelegt. Ein Verriss.
Von Frank Hebenstreit
Mike Bergemann hat in seinem Erstling den Ansatz zu einer Fantasyserie gelegt. Der Autor selbst schreibt auf der Homepage zum Buch, dass er froh ist, den "Arsch hochbekommen" zu haben. Gibt es da wirklich Grund zu?
Die klare Antwort lautet: Nein! Die deutliche Zahl dazu lautet: 309. Das ist leider nicht die Seitenzahl, die beträgt 392, sondern die Anzahl der Rechtschreibfehler, die ich beim Lesen markiert habe. Ja, ich habe sie markiert und gezählt, aber anders konnte ich mich dieser Vergewaltigung der deutschen Sprache nicht erwehren.
Der Reihe nach: Als das bei BoD verlegte Buch endlich bei mir eintrifft, fällt als erstes das nicht sehr hochwertige Umschlagmaterial auf. Nach dem nur einmaligen Lesen löst sich inzwischen die Beschichtung vom Papier. Auch die eher kindliche Malerei des Covers schreckt mehr ab, als dass sie zum Lesen reizt. Ich hatte gleich den Drang, das Buch zur Seite zu legen. Aber es heißt im Englischen so schön: Don't judge a book by its cover! Wie wahr, wie wahr. Also auf ans Lesen.
Ein mächtiges Reich liegt in Trümmern

Der erste Band "Verbrannte Hoffnung" soll Einstieg in eine vierteilige Romanreihe sein
Der Umschlagtext verspricht eine fantastische Welt, in der das ewige Glas der Valesii zerbrochen ist und ein einst mächtiges Reich in Trümmern liegt: "Der Osten verbrennt im Krieg gegen die Mächte des Feuers. Im Westen formiert sich der zerbrechliche Widerstand. Vor dem Hintergrund eines erneut aufflammenden Krieges gegen die Feuerkönige kämpfen die Menschen Vylithiens nicht nur gegen Flammen, Drachen und Dämonen. Die Söhne und Töchter des Feuers kämpfen gegen Vorurteile, Gier und Verrat, während der Feind mit seinen dämonischen Verbündeten die brennende Schlinge um das mystische Reich immer enger zieht."
Soweit so vielversprechend das Zitat…
Beim Durchblättern fällt mir als erstes der Anhang mit den wichtigsten 36 Personen und elf Orten auf. Wow, ganz schön komplex. Leider gibt es bei komplexen Gedanken nur einen Weg, nämlich den Leser abzuholen, damit er mit der Geschichte mitfiebert und bereitwillig neue Charaktere kennenlernt. Mission verfehlt.
Im Kloster soll der schwule Novize seinen Lover vergessen
Autor Bergemann legt sofort los. Das an sich kann ein guter Weg sein, wenn einige Zeit später dann die Erläuterungen folgen, die dem Leser die weiteren Zusammenhänge näher bringen. Das lässt er dann aber leider erst mal aus, sondern wandert in die nächste Szene. Na gut, warten wir ab. Spätestens nach dem fünften Sprung an einen anderen Ort, in ein anderes Volk und in einen anderen Erzählstrang nervt das ungemein. Leider dauert es dann auch noch manchmal einige Absätze, bis man tatsächlich merkt, dass Bergemann gerade ganz woanders ist, und man muss die letzten Absätze einer ganz anderen Geschichte zuordnen. Das zermürbt. In Paarung mit der desolaten Rechtschreibung eine echte Katastrophe!
Verschiedene Personen begleitet man auf ihrem Weg durch diese Wirren. Ein Geschwisterpaar macht sich auf den Weg, seine Mutter im Land der Eishexen zu finden. Ein Kommandant reist mit seiner Armee zum Treffpunkt des Widerstandes und wir begleiten ihn und seine Truppen ins erste Gefecht. Ein junger Novize versucht im Kloster, seiner Mutter zu gehorchen und sich den schönen Liebhaber aus der Heimat aus dem Kopf zu schlagen. Eine junge Abgesandte lässt uns an ihrer schrecklichen Geschichte ebenso teilhaben wie die junge Königin, die dem Widerstandsrat vorsitzt und uns einen Einblick in ihr Schlafgemach bietet. Und das sind nur Teile des großen Ganzen.
Motorisierte Flugtransporter im Mittelalter

Autor Mike Bergemann wurde 1979 in Berlin geboren
Das bringt das Problem dieses Buches auf den Punkt: Das große Ganze ist in seiner Struktur und den ausgedachten Geschichten sicherlich lesenswert. Leider lässt der Autor es an Stringenz und Erläuterungen mangeln. Man wähnt sich als Leser durchaus in einer mittelalterlichen Gesellschaft, es gibt Magie und einige andere spirituelle Besonderheiten. Gekämpft wird mit Schwert und Speer, zu Pferd und zu Fuß, man reist im Karren. Doch ach nee, pötzlich und unerwartet taucht ein Segeltransporter auf, der als Luftfahrzeug teilweise ganze Armeen transportiert. Das ist übrigens normal. Es gibt die Flugtransporter in kleiner und in größerer Form und sie haben Motoren. Ach was, ein motorgetriebenes Fortbewegungsmittel in einer ansonsten mittelalterlichen Welt? Erklären? Muss man das?
Mangelnde Erzählfähigkeit und das fehlende Beherrschen der deutschen Rechtschreibung erweisen der Geschichte einen zusätzlichen Bärendienst und nehmen auch das geringste Quäntchen an Interesse an dieser Geschichte. Man fragt sich wirklich, wie es im Zeitalter der Rechtschreibprüfung vorkommen kamm, dass manchmal ein "Dutzend" Soldaten und dann wieder nur ein "Duzend" Soldaten durch die Seiten marschiert. Dass "das" nun mit einem "s" oder auch als "dass" mit zwei "s" geschrieben werden kann, hängt – zumindest in diesem Buch – wohl von keiner klaren Regel ab, sondern scheint nach Gutdünken oder in der Hoffnung auf Glück eingesetzt worden zu sein. Leider sehr oft Pech gehabt. Unnötig anzumerken, dass sich dieses Rechtschreibdesaster auf der zu dem Buch gehörigen Homepage selbst in der Leseprobe oder der Vita des Autors fortsetzt.
Eine großartige Grundidee macht noch keinen Autoren
Mike Bergemann hat mit einem broschierten Buch für 23,90 Euro hohe Erwartungen geweckt, denn für einen solchen Preis erwartet man – zu Recht – ein qualitativ hochwertiges und fesselndes Buch. Diese Erwartung wird nicht nur nicht erfüllt, sondern extrem enttäuscht.
Ein Buch, das offensichtlich weder Lektorat noch eine Rechtschreibprüfung gesehen hat, passt leider in diese Zeit der großen oder kleinen "Ich kann alles sein, wenn ich es nur fest genug will!"-Seifenblasen. Eine möglicherweise großartige Grundidee macht nur leider auch heute noch keinen Autoren.
Bergemann hat sich mit diesem Erstling ins Licht gewagt, aber leider ähnelt er in seinem Schreibstil eher den Flugversuchen des Ikarus. Der hat das mit dem Fliegen ja bekanntlich auch nicht geschafft, weil er zu hoch hinaus wollte. Für den Herbst 2013 ist die Fortsetzung angekündigt. Bitte nicht!
Mike Bergemann: Söhne und Töchter des Feuers. Band Eins: Verbrannte Hoffnung. Roman. 392 Seiten. Books on Demand. Norderstedt 2012. 23,90 €. ISBN: 978-3848203697.
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"Aidan hielt es kaum noch aus, den Unbeteiligten zu spielen, und stopfte Joe erregt sein noch immer schlaffes Glied wie eine große, weiche Monstermade mit einer fordernden Bewegung seines Beckens bis zum Anschlag in den Mund."