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Heiße Luft im Landtag

Der "große Erfolg" der Saar-Piraten

  • 05. April 2013 27 2 Min.



Unser Antrag zur Gleichstellung wurde "angenommen", jubelte die Landtagsfraktion – tatsächlich wurde er nur in den Ausschuss überwiesen.

Auf Twitter vermeldete die Piratenfraktion im Saarland am Donnerstag einen großen Erfolg: "Der Landtag des Saarlandes hat in seiner letzten Plenarsitzung mit großer Mehrheit (nur eine Gegenstimme aus der CDU-Fraktion) einen Antrag der Piratenfraktion Saar zur Gleichstellung Homosexueller angenommen."

"Prima, da können wir endlich mal was Positives über die Piraten berichten", freuten wir uns in der Redaktionskonferenz. Doch dann stellte sich heraus: Die Meldung stimmt nicht. Ein Blick auf die Landtags-Homepage verrät, dass der Antrag der Piraten "zur weiteren Beratung mit Stimmenmehrheit an den zuständigen Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie überwiesen" wurde. Die Nachwuchspolitiker im Saarland haben offensichtlich noch nicht verstanden, dass es zwischen dem "Annehmen" eines Antrags und "in den Ausschuss überweisen" einen kleinen Unterschied gibt.

"Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Antrag im Plenum durchbringen konnten", flunkert dennoch die familienpolitische Sprecherin Jasmin Maurer in einer Pressemitteilung: "Normalerweise werden im Saarland sämtliche Pirateninitiativen systematisch abgeblockt, so dass es als großer Erfolg zu sehen ist, dass die Fraktion nach dem Antrag zum Bienensterben einen weiteren Antrag durchbringen konnte."

Nun, "durchgebracht" wurde lediglich die künftige Diskussion im Familienausschuss, bei der die Piraten vermutlich weiteren Nachhilfeunterricht bekommen werden: In ihrem Antrag mit Datum vom 14. März forderten sie u.a. von der Landesregierung, eine Bundesratsinitiative zur steuerlichen Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnern zu unterstützen – obwohl diese bereits zwei Wochen zuvor eine Mehrheit in der Länderkammer gefunden hatte (queer.de berichtete). Besonders absurd: Darauf wird im Antrag sogar Bezug genommen.

Eine "Kernforderung" der Piraten sei "Diskriminierungsfreiheit", tönt Jasmin Mauer. Umso unverständlicher, dass ihr Antrag zwar eine Bundesratsinitiative für ein volles Adoptionsrecht für Eingetragene Lebenspartner fordert, nicht jedoch die Öffnung der Ehe. Zumal diese Forderung zur Parlamentssitzung in Saarbrücken das große Thema schlechthin war. Nur zwei Tage später sprach sich die Länderkammer bekanntlich für eine Gleichstellung im Eherecht aus (queer.de berichtete).

Liebe Piratenfraktion im Saarland! Im Kampf um gleiche Rechte ist die Unterstützung aller Parteien willkommen. Wer dabei jedoch ernst genommen werden will, sollte zumindest die einfachsten parlamentarischen Regeln beherrschen und auf der Höhe der politischen Diskussion sein! (mize)

Nachtrag: Zur Ehrenrettung der Piratenfraktion sei erwähnt,dass sie in derselben Sitzung des Landtags einem Antrag der Grünen zustimmte, die Bundesratsinitiative zur Ehe-Öffnung zu unterstützen.

Foto oben: Wiki Commons / michael pollak / CC-BY-2.0

-w-

#1 Carsten DobschatAnonym
  • 05.04.2013, 19:44h
  • Darf ich jetzt auch Haare spalten? Der Text, den ihr da zitiert und der Piratenfraktion Saarland unterschiebt ist nicht von der Piratenfraktion Saarland, sondern von Piratenwirken.de - die Piratenfraktion hat den Link zu dem Beitrag getwittert, was nun aber auch nicht unbedingt überraschend ist, die twittern immer wieder Links zu Beiträgen, in denen sie erwähnt werden

    Und natürlich wurde der Antrag durch das Plenum gebracht - im Gegensatz zu sonstigen Anträgen der Opposition, die praktisch immer im Plenum abgelehnt werden und eben nicht mal an den zuständigen Ausschuss verwiesen werden.

    Und im Antrag wird auch nicht gefordert "eine" Bundesratsinitiative zur steuerlichen Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnerschaften zu unterstützen sondern eben DIE Initiative - und alle weiteren folgenden Initiativen zur Gleichstellung. Auch ein kleiner Unterschied

    Mag sein, dass die Fraktion noch das eine oder andere lernen muss, aber ihr müsst mal lesen und korrektes Zitieren lernen oder ist das alles gar kein Missverständnis, sondern einfach nur armseliges Piraten-Bashing?
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#2 abhijay
  • 05.04.2013, 21:07hMünchen
  • ich bekomme immer mehr den eindruck, dass es der queer.de redaktion weniger darum geht, die interessen der queeren menschen in deutschland zu vertreten, als vielmehr ganz simpel grünen wahlkampf zu betreiben.

    es gibt drei parteien in deutschland, die progressiv für queere rechte stehen: linke, grüne, piraten.

    und es gibt keinen grund, zwei davon zu bashen - lasst uns doch mal gemeinsam an einem strang ziehen.

    --- Eine "Kernforderung" der Piraten sei "Diskriminierungsfreiheit", tönt Jasmin Mauer. ---

    warum schreibt ihr solche polemischen sätze? es existiert eine junge oppositionspartei, deren kernforderung diskriminierungsfreiheit ist. warum setzt ihr das in anführungszeichen und entwertet es komplett mit dem verb "tönt"?
    ich persönlich empfinde das als schlechten journalismus und angriff auf alle politisch aktiven menschen.
    seid doch froh, wenn sich leute für politik interessieren, was neues versuchen, vielleicht auch mal stolpern - muss man innerhalb der queercommunity den politischen mitbewerbern gleich ein messer in den rücken hauen?

    piraten und linke sind nicht der politische gegner der queers! schwarz gelb ist das!
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#3 RobinAnonym
  • 05.04.2013, 21:56h
  • Jetzt stellt sich natürlich die Frage:
    haben die wirklich null Ahnung von parlamentarischen Vorgängen oder wollten die einfach nur die alte FDP-Strategie der Wählerverarsche fahren und hoffen, der ein oder andere könne darauf reinfallen?
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