Mit 50,8 Prozent in der Stichwahl wurde der Sozialdemokrat Sven Gerich am 10. März 2013 zum Oberbürgermeister von Wiesbaden gewählt (Bild: SPD Wiesbaden)
Wiesbadens neuer schwuler Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) kritisiert die ausstehende Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnerschaften.
Klare Worte des neuen Oberbürgermeisters der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. "Dass es bis heute keine Gleichberechtigung von homosexuellen Lebenspartnerschaften zur Ehe gibt, ist eine unerträgliche Diskriminierung", sagte der Sozialdemokrat Sven Gerich im Interview mit der gedruckten Samstagsausgabe der "Süddeutschen Zeitung". Er fügte hinzu: "Aber ich bin sicher, das ändert sich bald." Während SPD, FDP, Grüne, Linke und Piraten eine Gleichstellung von Schwulen und Lesben befürworten, sind einzig CDU und CSU noch dagegen.
"Homosexualität ist in Deutschland längst akzeptiert – das sehen Sie ja an meinem Wahlergebnis", begründete der 38-Jährige im "SZ"-Interview seinen Optimismus. Gerich hatte sich am 10. März 2013 in einer Stichwahl mit 50,8 Prozent der Wählerstimmen knapp gegen den Amtsinhaber und ursprünglichen Favoriten Helmut Müller (CDU) durchgesetzt (queer.de berichtete). Die Gesellschaft sei in der Akzeptanz von Homosexuellen sehr weit, so der neue Oberbürgermeister. "In der Minderheit zu sein, heißt nicht mehr zwingend, in einer schwachen Position zu sein."
Mit Minderheiten-Positionen im Vorteil?
Vielleicht habe er als schwuler Kandidat sogar einen kleinen Vorteil gehabt, spekulierte Gerich: "Womöglich schadet es in der Politik gar nicht, wenn man sich in Minderheiten-Positionen hineindenken kann. Bei vielen in der Bevölkerung herrscht die Ansicht: Politiker schweben über allem. Das trifft auf mich nicht zu."
Sein Coming-out sei eine "schwierige Phase" gewesen, sagte das frühere Heimkind im Interview mit der "Süddeutschen": "Da war ich 17, gerade aus dem Heim ausgezogen und habe festgestellt, dass das mit den Frauen nichts ist. Ohne Familie ist man da schnell sehr alleine." Heute hat er selbst eine Familie gegründet: "Ich lebe seit vier Jahren in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft und sage immer: Ich bin verheiratet."
Ungerechtigkeit treibe ihn an, so Gerich. "Ich bin der Überzeugung, dass jeder Mensch das Recht hat, an dieser Gesellschaft teilzuhaben und nicht aus welchen Gründen auch immer an den Rand gedrängt zu werden." Der Wunsch dazuzugehören wachse nicht nur, je weiter man außen stehe, er verleihe auch Kraft, so der neue Wiesbadener OB: "Wenn man von außen kommt, sieht man viele Mechanismen in anderem Licht. Man adaptiert nicht alles, sondern versucht, auch mal dran zu rütteln." (cw)
Ich denke den Wählern ist das realtiv egal, es kann jemand auch gegen die Gleichstellung sein, und Homosexuelle respektieren und sie auch zum OB wählen !
Das Problem bei uns ist leider viel zu oft die Ansicht, dass man entweder gegen uns oder für uns ist
Graustufen gibt's bei uns nicht, so entsteht schnell Intoleranz gegenüber der Mehrheitsgesellschaft.
Hier passt das Bild der reichenden Hand und das man gleich den ganzen Arm will..