Tausende Niederländer sind gegen die homophobe Politik Putins in Amsterdam auf die Straße gegangen
Warum sind die Niederländer toleranter als die Russen beim Thema Homo-Ehe? Weil sie auch Pädophilie akzeptieren, glaubt der russische Staatschef. Mehrere tausend Homo-Aktivisten protestierten in Amsterdam gegen den Besuch Putins.
Bei seinem Staatsbesuch in Amsterdam erklärte der russische Präsident Wladimir Putin am Montag, dass die Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Ehe in den Niederlanden wegen einer anderen Mentalität größer sei. Bei einer Pressekonferenz sagte der 60-Jährige: "In Moskau gibt es entsprechende Stimmungen. Aber ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass ein Moskauer Gericht eine Organisation genehmigen würde, die Pädophilie propagiert. In Holland ist es möglich", so Putin am Montag nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti.
Er drohte Schwulen und Lesben an, dass sie wie Pädophilie die Selbstjustiz der russischen Bürger fürchten müssten: "Nehmen wir an, eine offizielle Organisation in Russland würde Pädophilie propagieren. Ich denke, dass Leute in einigen Regionen die Waffe in die Hand nehmen würden. Das trifft auch auf sexuelle Minderheiten zu."
Mit seiner Kritik spielte Putin auf die 2006 gegründete niederländische Pädophilenpartei PNVD an. Allerdings nahm die PNVD an keiner Wahl teil und löste sich vier Jahre nach ihrer Gründung wegen mangelnden Zuspruchs auf.
Putin nannte auch die radikal-christliche Partei SGP als Beispiel für Unterschiede zwischen Russland und den Niederlanden: "Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass es bei uns eine Partei gegründet wird, die sich gegen Frauen in der Politik aussprechen würde. Aber hierzulande gibt es eine solche Partei", sagte der russische Staatschef. Die SGP ist eine Splitterpartei, die Frauen in der Politik mit Verweis auf die Bibel ablehnt. Allerdings wurde sie von Richtern gezwungen, Frauen zu integrieren, da die Gleichbehandlung von Mann und Frau in der niederländischen Verfassung verankert ist.
In Russland würden Homosexuelle ohnehin nicht diskriminiert, so Putin: "Diese Menschen genießen alle Freiheiten und Rechte wie die übrigen Bürger Russlands, sie bekleiden verschiedene Ämter und können Karriere machen". Hintergrund der Kritik an Putin: Die russische Staatsduma bereitet ein Gesetz vor, dass jegliche positive Darstellung von Homosexualität in der Öffentlichkeit verbieten soll. Der Gesetzentwurf wurde im Januar in erster Lesung mit 388 gegen eine Stimme durchgeboxt (queer.de berichtete).
Demo gegen Putin
Demonstranten in Amsterdam
Am Montagabend hatten mehrere tausend Menschen in Amsterdam gegen das Gesetzesvorhaben zu Homo-"Propaganda" demonstriert. Darunter waren auch viele Politiker. "Wir haben viele Schwulen- und Lesben in Amsterdam und wir wollen, dass in unserer Stadt jeder leben kann, wie er das möchte. Wir wollen auch, dass die ganze Welt diesen, unseren Stadtpunkt kennt", begründete die stellvertretende Bürgermeisterin Andrée van Es (Grüne) die Proteste gegenüber dem TV-Sender "Euronews".
Putin ließ sich von den Protesten nicht beeindrucken – und reagierte ganz Macho: Unter Bezugnahme auf den Nackt-Protest der Femen-Aktivistinnen in Hannover sagte der russische Staatschef, er sei froh darüber, "dass die Homos in Amsterdam ihre Kleider nicht ausgezogen haben". (dk)
Youtube | "Dolly Bellefleur" gab Putin auch ein Ständchen
Wen wundert es?
Die Gesetze in Russland besagen doch nichts anderes und verbieten "Förderung von Homosexualität und Pädophilie" und setzen es gleich.