https://queer.de/?18967
Homophobe Stimmung in Frankreich
Homo-Paar in Paris brutal zusammengeschlagen
- 09. April 2013 3 Min.

Dieses Foto zeigt Wilfried de Bruijn nach der Attacke der Homo-Hasser
In Paris wird ein schwules Paar brutal attackiert – Homo-Aktivisten machen die aggressive Rhetorik der Gegner der Ehe-Öffnung für den Überfall verantwortlich.
In Paris ist am Samstag ein schwules Paar von einer Gruppe junger Männer homophob beschimpft und mit Schlägen angegriffen worden. Grund für den Überfall im 19. Arrondissement war, dass die schwulen Männer Arm in Arm durch die Straßen gelaufen sind. Eines der Opfer, der Bibliothekar Wilfried de Bruijn, hat auf seiner Facebook-Seite ein Bild mit seinen Verletzungen veröffentlicht.
Der Niederländer, der seit 2003 in Paris lebt, schreibt auf seiner Profilseite in dem Netzwerk: "Es tut mir leid, Euch das zu zeigen. Das ist das Gesicht der Homophobie." Ihm seien Zähne ausgeschlagen worden und er habe Knochenbrüche erlitten. Die nächsten zehn Tage sei er krankgeschrieben.
Der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë zeigte sich in einer Stellungnahme "traurig und wütend" über die Attacke. Der offen schwule Sozialist hat bereits seit 2001 in der französischen Hauptstadt das Sagen.
Für Mittwoch haben Homo-Aktivisten eine Demonstration gegen die Gewalt in Paris angekündigt.
30 Prozent mehr Übergriffe auf Homosexuelle
Homo-Aktivisten geben konservativen Gegnern der Ehe-Öffnung eine Mitschuld an dem Überfall. So hätte sich die Zahl der homophoben Übergriffe seit dem Beginn der Debatte im vergangenen Jahr um 30 Prozent erhöht, erklärte Elisabeth Ronzier, die Chefin der Homo-Gruppe SOS Homophobie: "Das ist die Rechnung für die Ablehnung des Gesetzes. Diese Leute behaupten, sie seien nicht homophob, sind es aber doch. Homophobie ist trivialisiert worden." Die aggressive Sprache der Gleichstellungsgegner sorge für eine Atmosphäre, in der Schwule und Lesben inzwischen sehr häufig auf der Straße beschimpft werden. In manchen Fällen werde dann auch körperliche Gewalt angewendet.
Das größte Bündnis der Homo-Gegner, die Gruppe "La Manif Pour Tous" der katholischen Kabarettistin Frigide Barjot, wies die Vorwürfe empört zurück. "Gruppen wie SOS Homophobie sollten sich schämen, uns mit diesen Dingen in Zusammenhang zu bringen", so Gruppensprecher Xavier Bongibault. Man habe nichts gegen Homosexuelle, aber man verurteile den Gesetzentwurf der Regierung.
Zuletzt kam es bei einer Demonstration der Gruppe im März zu Ausschreitungen. Der französische Innenminister beschuldigte daraufhin "La Manif Pour Tous", dass bei der Protestaktion auch "extremistische Gruppen" teilgenommen hätten, die gezielt Ausschreitungen provozierten (queer.de berichtete).
Die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben spaltet Frankreich gegenwärtig wie kein anderes Thema. Seit Monaten gibt es immer wieder Demonstrationen von Gegnern und Befürwortern. Anfang Februar stimmte die von den Sozialisten dominierte Nationalversammlung für die Gleichstellung im Eherecht inklusive eines gemeinsamen Adoptionsrechts (queer.de berichtete). Derzeit berät der Senat über die Gleichstellung. (dk)














