In den Medien und auf der Tribüne des Parlaments wurde das Abstimmungsergebnis gefeiert
Das Agrarland öffnet als zweiter Staat in Südamerika die Ehe für Schwule und Lesben. Gleichgeschlechtliche Paare können voraussichtlich ab Juli heiraten.
Am Mittwoch hat das Repräsentantenhaus (Cámara de Representantes) von Uruguay mit deutlicher Mehrheit einen Gesetzentwurf zur Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Eherecht beschlossen. 71 der 92 anwesenden Abgeordneten stimmten dafür. Im Parlamentsgebäude sprangen Besucher während der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses auf und jubelten. Vor dem Parlamentsgebäude schwenkten hunderte Homo-Aktivisten nach der Entscheidung Regenbogenfahnen.
Eine Woche zuvor hatte bereits der Senat dem Gesetzentwurf zugestimmt, der vom regierenden Parteienbündnis "Frente Amplio" (Breite Front) eingebracht worden war (queer.de berichtete). Präsident José Mujica, der ebenfalls dem linksgerichteten "Frente Amplio" angehört, hat bereits angekündigt, das Gesetz so bald wie möglich unterschreiben zu wollen.
Es soll dann binnen 90 Tagen in Kraft treten. Damit werden Homosexuelle in allen Belangen des Eherechts mit Heterosexuellen gleichgestellt. Auch ausländische Schwule und Lesben dürfen in Uruguay heiraten. Außerdem wird das Scheidungsrecht geändert und das Mindestalter für Ehen von zwölf auf 16 Jahre erhöht.
Homo-Gegner: Gleichgeschlechtliche Ehe hält Heteros vom Kindermachen ab
Es gibt nur noch wenige Parlamentarier in Uruguay, die gegen die Gleichstellung stimmen
Widerstand gegen den Gesetzentwurf übte bis zuletzt die katholische Kirche – mit abenteuerlichen Begründungen: Die Leitung der Glaubensorganisation erklärte, dass es sich bei dem Thema nicht um Gleichstellung handle, sondern um eine "widersprüchliche Assimilierung, die die Ehe weiter schwächen wird." Zwar stimmten auch viele Konservative für das Gesetz, allerdings leisteten manche Abgeordnete bei der Debatte nach wie vor Widerstand. So erklärte Senator Gerardo Amarilla von der konservativen Nationalen Partei, dass das Gesetz heterosexuelle Familien negativ beeinflusse, speziell "wenn es um Fortpflanzung geht".
Das nur 3,5 Millionen Einwohner zählende, landwirtschaftlich geprägte Uruguay gehört in Sachen Homo-Rechte zu den fortschrittlichsten Ländern in Lateinamerika: Bereits 2007 führte die Republik als erstes Land in Südamerika eingetragene Partnerschaften ein (queer.de berichtete). Seither hat sich die Debatte um LGBT-Rechte entspannt. Bereits jetzt besitzen gleichgeschlechtliche Paare in Uruguay praktisch die gleichen Rechte und Pflichten wie heterosexuelle, einschließlich des Adoptionsrechtes und des Rechtes auf künstliche Befruchtung – sie dürfen ihre Beziehung nur nicht als Ehe bezeichnen.
Uruguay wäre nach Argentinien das zweite Land in Südamerika, das Homosexuelle im Eherecht gleichstellt. Außerdem wurde die Ehe in Teilen Brasiliens und Mexikos geöffnet. Weltweit behandeln elf Länder Homosexuelle und Heterosexuelle beim Heiraten gleich, zudem bereiten Großbritannien, Frankreich und Luxemburg die Ehe-Öffnung vor. (dk)
WIE IMMER...
"mit abenteuerlichen Begründungen"
EBENFALLS WIE IMMER...