Der Schauspieler Eralp Uzun verstarb am Donnerstag völlig überraschend. Er wurde nur 31 Jahre alt. Die genauen Umstände seines Todes sind noch nicht bekannt (Bild: SirPress Sirozynski)
Für das queere Kino in Deutschland ist der Tod von Eralp Uzun ein großer Verlust, denn er war sein einziger Star.
Von Tor Iben
Hat man in Frankreich Namen wie Jalil Lespert, Salim Kechiouche oder Stephan Rideau, muss man in Deutschland schon bis zu Harry Baer oder bis zu Horst Buchholz zurückgehen, um jemand Vergleichbaren zu finden. Für das "übrige" deutsche Kino ist durch den Tod Eralp Uzuns die Möglichkeit eines großen deutschen Darstellers, der auch international hätte überzeugen können, für immer verloren gegangen.
Eralp Uzun hatte alles dafür: ein riesiges, zum Teil noch vollkommen ungenutztes Talent, eine sprühende, lebensfrohe, echte Komik, die – wie immer – wenn sie wirklich überzeugend ist, die Oberfläche, das Symptom oder auch das Ventil eines großen inneres Kampfes ist.
Und ja: Er hatte ein tolles Gesicht und einen tollen Körper! Immer noch ein Karriere-Knockout in Deutschland – in diesem Fall zum Glück nicht. Darüber hinaus besaß er die Grundeigenschaft eines jeden Stars: ein verspielt erotisches Verhältnis zur Kamera und zu seinem Publikum und seinen Fans.
Alle lieben Eralp
Zeigefreudig und ohne Berührungsängste: In "Evet, ich will!" spielte Eralp Uzun einen türkischen Schwulen im Coming-out-Stress
Wie oft hat Horst Buchholz diesen Satz gesagt, den Thomas Mann seinem Felix Krull in den Mund gelegt hat: "Liebe die Welt und die Welt liebt dich!" Eralp Uzun hat diese Grundmaxime des Starseins gelebt. Und eben nicht nur mit dem Kopf.
Wenn man zurückschaut auf diese wenigen sechs, sieben Jahre, die er als Schauspieler hatte, auf "Alle lieben Jimmy, seinen Anfang, dann sieht man einen Darsteller, ein Talent, dass sich nicht erst über mühsame Beweisproben entwickeln wird, sondern ein Talent, das gleich voll da ist. Das mitreißt in seiner Lebenslust und Komik, so dass man noch über die blödesten Witze lachen kann. Und an vielen Stellen sieht man ein Talent, das viel zu groß ist für das putzige "Alle lieben Jimmy"-Format.
Eralp Uzun hatte danach in einigen deutschen Filmen die Gelegenheit zu zeigen, was er kann: In "Straight"," Evet, ich will!", "Schwarze Schafe" und einigen mehr. Und Eralp spielte gut, mit einer Kraft, die immer über die Filme, denen er sie zur Verfügung gestellt hat, hinausreichte, die noch viel mehr will und noch mehr kann als das, was sie uns gerade zeigt. Man hatte nie das Gefühl, dass dieses Talent seine Grenzen erreicht hat. Mein Gott, es wäre doch noch so vieles möglich gewesen … es kommt nicht mehr!
Ich habe Evet sehr gern gesehen, ebenso gelegentlich Episoden von "Alle leibe Jimmy". Da hofft man einfach, daß es noch mehr Filme mit ihm geben würde.
Ob es nun schwule Rollen gewesen wären, das ist doch eigentlich egal. Er hätte sich noch gut entwickeln können.
Ach, das ist einfach nur sehr, sehr traurig.