Die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Eherecht soll in Irland in der Verfassung verankert werden
In Irland berät der Verfassungskonvent über politische Reformen. Das Gremium hat nun empfohlen, die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Eherecht in der Verfassung zu verankern.
Der irische Verfassungskonvent hat sich am Samstag für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen. 79 der 100 Mitglieder stimmten für die Änderung, 18 votierten dagegen. Bei einer Verfassungsänderung wäre ein Volksentscheid vorgeschrieben. Dieser soll nach Ansicht der Mitglieder des Konvents so schnell wie möglich abgehalten werden.
Der Bericht wird nun der Regierung übergeben. Sie muss den Empfehlungen des Konvents nicht folgen, hat aber versprochen, sich zu allen Themen zu äußern.
Der Verfassungskonvent hat Ende 2012 seine Arbeit aufgenommen. Er besteht aus 29 Mitgliedern des irischen Parlaments, vier Vertretern des zu Großbritannien gehörenden Nordirland sowie 66 zufällig ausgewählten irischen Staatsbürgern. Die Sitzungen des Konvents werden live übertragen.
Katholische Kirche: Ehe-Öffnung "schädlich für das Gemeinwohl"
Bei der Anhörung um Homo-Rechte haben Aktivisten argumentiert, dass Homosexuelle beim Eherecht wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden würden. Richard O'Leary von der Gruppe "Changing Attitude Ireland" erklärte etwa, dass Schwule und Lesben "Bürger zweiter Klasse" seien. Gegen die Gleichbehandlung sprach sich insbesondere die katholische Kirche aus. Die Bischofskonferenz argumentierte, dass die Ehe eine "einmalige Union" zwischen einem Mann und einer Frau sei. Würden auch Homosexuelle das Recht aus Eheschließung erhalten, wäre das "schädlich für das Gemeinwohl". Nach Bekanntgabe des Ergebnisses erklärte ein Sprecher, dass die Kirche bei einer eventuellen Volksabstimmung für die traditionelle Ehe kämpfen werde.
Bereits vergangenes Jahr hatte sich Vize-Premier Eamon Gilmore von der Labour-Partei für einen Volksentscheid zur Ehe-Öffnung ausgesprochen (queer.de berichtete). Labour regiert derzeit in einer Koalition mit der konservativen Fine Gael, die der Ehe-Öffnung distanzierter gegenübersteht. Allerdings setzt sich die Jugendorganisation der Konservativen für die Gleichstellung ein. Neben Labour befürworten auch die rechtsliberale Fianna Fáil, die Grünen sowie die linksgerichtete Sinn Féin die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben.
Die Republik Irland hat gleichgeschlechtlichen Sex erst 1993 legalisiert. Seit 2011 sind eingetragene Partnerschaften mit nur eingeschränkten Rechten möglich. So erhalten Homo-Paare etwa kein gemeinsames Adoptionsrecht.
Im traditionell konservativen Irland, das etwa Abtreibungen nach wie vor verbietet, hat beim Thema Homo-Rechte ein Meinungswandel stattgefunden. Laut einer Umfrage vom Januar diesen Jahres befürworten inzwischen 75 Prozent der Iren die Öffnung der Ehe. (dk)