Horacio Cartes im Wahlkampf: Er könnte am Sonntag Präsident von Paraguay werden
Er vergleicht Schwule mit Affen und würde sich in die Hoden schießen, wenn sein Sohn schwul wäre: Horacio Cartes macht in Paraguay Wahlkampf mit homophoben Vorurteilen.
Horacio Cartes von der konservativen Colorado-Partei ist Umfragen zufolge der Favorit bei den am Sonntag stattfindenden paraguayischen Präsidentschaftswahlen und sorgt bei Menschenrechtsorganisationen wegen seiner homophoben Sprüche für Unruhe. Die Homo-Gruppe Somosgay erklärte Cartes daher zur "Gefahr" für das Land, der wissentlich "viel Leid" bei Schwulen und Lesben verursache.
Der Tabakunternehmer hatte im Wahlkampf wiederholt gegen Homosexuelle polemisiert. Diese Woche antwortete er in einem Radiointerview auf die Frage, was er nach einem Coming-out seines Sohnes tun würde: "Ich würde mir in die Eier schießen, weil mir das nicht passen würde". Zuvor hatte er bereits in einem anderen Interview Homosexuelle mit Affen verglichen, "die sich von Baum zu Baum hangeln". Er warnte davor, dass Schwule und Lesben "das Ende der Welt" herbeiführen könnten. Die Öffnung der Ehe im Nachbarland Argentinien und zuletzt in Uruguay hat der 56-Jährige scharf kritisiert.
Cartes und sein liberaler Gegenkandidat Efraín Alegre sind sich in der Wirtschaftspolitik weitgehend einig, allerdings unterscheiden sie sich bei Homo-Rechten: Alegre lehnte zwar in der Vergangenheit die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben ab, zeigt sich aber im Wahlkampf kompromissbereit. Cartes bezeichnete er als einen Repräsentanten "aus der paraguayischen Vergangenheit".
Ist Cartes auch ein Drogenbaron?
Auch Europaparlamentarier zeigten sich besorgt über einen möglichen Wahlsieg von Cartes, allerdings aus anderen Gründen: So gibt es Berichte, dass Cartes in den Drogenhandel, in Geldwäsche und Zigarettenschmuggel verwickelt sein soll. Die Linksfraktion im Europaparlament stellt deshalb ein Handelsabkommen zwischen der EU und Paraguay in Frage, sollte Cartes die Wahl gewinnen. Eine Vertreterin der liberalen Fraktion erklärte, sie habe sich mit dem paraguayischen Generalstaatsanwalt in Verbindung gesetzt. Ein von Wikileaks 2011 veröffentlichtes Dokument zeigt, dass die amerikanischen Behörden gegen Cartes ermitteln. Der Präsidentschaftskandidat hat jedoch sämtliche Vorwürfe abgestritten.
In Paraguay ist Homosexualität zwar seit 1880 legal, das Land erkennt aber nach wie vor gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht an. Es gibt auch kein Antidiskriminierungsgesetz. Der nur 6,5 Millionen Einwohner zählende Staat gehört zu den ärmsten und am meisten isolierten Ländern in Südamerika. (dk)