Homo-Gegner zerstörten Straßensperren und lieferten sich Schlachten mit der Polizei
In Paris gingen nach der Öffnung der Ehe durch das Parlament wieder tausende Homo-Gegner auf die Straße – am späten Abend kam es zu Ausschreitungen.
Am Dienstagabend haben nach Polizeiangaben 3.500 Menschen in Paris gegen die von der Nationalversammlung beschlossene Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht protestiert. In Fernsehinterviews versprachen die Demonstranten, "bis zum bitteren Ende" gegen die gleichgeschlechtliche Ehe zu kämpfen.
Die Kundgebung sollte um 22 Uhr enden, allerdings hatten sich mehrere hundert Demonstranten der Anweisung widersetzt und sich eine Straßenschlacht mit der Polizei geliefert. Die teils vermummten Personen attackierten die Sicherheitskräfte mit Glasflaschen, Dosen, Eisenstangen und anderen Wurfgeschossen. Die Bereitschaftspolizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas.
Nach offiziellen Angaben wurde ein Polizist verletzt. Bilder von Nachrichtensendern zeigen aber Aufnahmen, in denen offenbar verletzte Polizisten weggetragen und behandelt werden. Die Behörden haben die Lage gegen 1 Uhr morgens wieder unter Kontrolle gebracht.
Auch in anderen Städten Frankreichs kam es zu Ausschreitungen. In Lyon verhaftete die Polizei 44 Homo-Gegner.
Youtube | Euronews berichtet über die Ausschreitungen
Anführerin der Homo-Gegner: Regierung ist an Ausschreitungen schuld
Für Frigide Barjot hat die Regierung mit dem Gesetz die Öffentlichkeit provoziert und trägt deshalb die Verantwortung für die Gewalt (Bild: Wiki Commons / Ericwaltr / CC-BY-SA-3.0)
Frigide Barjot, die Anführerin der Protestbewegung, wies jede Verantwortung für die Ausschreitungen von sich. Im Radiosender "France Info" gab die 50-Jährige den regierenden Sozialisten die Schuld: "Die Gewalt ist eine Folge der Art, wie uns das Gesetz aufgezwungen wurde". Meinungsumfragen zufolge spricht sich aber nach wie vor eine stabile Mehrheit für die Gleichstellung aus.
In einem anderen Pariser Stadtteil feierten unterdessen mehrere tausend Menschen ausgelassen die Öffnung der Ehe, unter ihnen auch Bürgermeister Bertrand Delanoë. Der schwule Politiker erklärte gegenüber RTL: "Es ist toll, wenn man als Bürgermeister einfach die Liebe feiern kann".
Die Nationalversammlung hatte am Dienstagnachmittag mit der sozialistischen Mehrheit die Gleichstellung im Eherecht beschlossen (queer.de berichtete). Die Oppositionspartei UMP, die nach der Abwahl von Präsident Nicolas Sarkozy im vergangenen Jahr mit internen Grabenkämpfe für Schlagzeilen gesorgt hatte, nutzte die Debatte, um Einigkeit in der Ablehnung von Homo-Rechten zu demonstrieren. Die UMP will sich deshalb an den obersten Gerichtshof wenden, um das Thema am Leben zu erhalten. Der Verfassungsbeschwerde werden allerdings nur geringe Chancen eingeräumt.
Erste gleichgeschlechtliche Ehe in Montpellier
Auch in Orléans feierten Homo-Aktivisten die Entscheidung des französischen Parlaments
Justizminiterin Christiane Taubira hofft nun, dass das Gesetz bis Juni in Kraft treten kann. Nach der Entscheidung erklärte sie: "Wir glauben, dass die ersten Ehen wunderbar sein werden und viel Freude bringen werden. Diejenigen, die heute noch gegen das Gesetz sind, werden sich ihre Position noch einmal überlegen, wenn sie die neuen Jungvermählten und deren Familien sehen."
Die erste Ehe-Schließung soll in Montpellier stattfinden, einer der homofreundlichsten Städte Frankreichs. Hier bereitet der 40-jährige Vincent Autin, der Chef einer PR-Agentur und Vorsitzende einer Homo-Gruppe, bereits die Hochzeit mit seinem 29-jährigen Freund vor. "Wir werden diese Hochzeit zu einem Ereignis für alle machen. Es wird öffentlich sein, offen für alle Aktivisten, für die Vorsitzenden von französischen und internationalen Homo-Gruppen, für die Presse", kündigte Autin an.
Frankreich ist weltweit das 14. Land, das die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben beschlossen hat. Der April war ein guter Monat für Homo-Rechte, da bereits die Parlamente von Neuseeland und Uruguay für die Gleichstellung im Eherecht votiert hatten. (dk)
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