Präsident Wladimir Putin macht mit dem Adoptionsrecht Politik
Russland nutzt Waisenkinder weiter als politische Waffe: Wegen der Ehe-Öffnung in Frankreich stellt Moskau das Adoptionsabkommen zwischen Moskau und Paris in Frage.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat Frankreich damit gedroht, das bilaterale Adoptionsabkommen zu kündigen, sollte es dort wie vom Parlament beschlossen zu gleichgeschlechtlichen Eheschließungen kommen. Die Pariser Nationalversammlung hatte am vergangenen Dienstag mit deutlicher Mehrheit der Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben inklusive des Adoptionsrechts zugestimmt (queer.de berichtete).
Putin unterstützte bei einem Treffen von Abgeordneten in Moskau den Vorschlag der Präsidentin des Regionalparlaments von Kaliningrad, die Verträge mit Frankreich zu überarbeiten: "Wir verlangen von unseren Partnern, dass sie unsere kulturellen Traditionen respektieren, ebenso wie die ethischen, rechtlichen und moralischen Normen Russlands. Wir haben das Recht, die entsprechenden Dokumente zu ändern. Es geht um ein aktuelles Thema und das muss im Abkommen behandelt werden."
Putin hatte bereits im vergangenen Monat angekündigt, Auslandsadoptionen durch Schwule und Lesben zu verbieten (queer.de berichtete). Er begründete das damals mit möglichen "psychologischen Schäden", die ein Kind erleiden könnte. Russische Homo-Aktivisten hielten die Aktion für ein politisches Manöver.
Adoptionsstreit mit USA schwelt weiter
Russland nutzt die Adoption nicht nur als Waffe gegen Homo-Rechte: Anfang des Jahres hat das Land etwa ein Verbot von Adoptionen durch US-Amerikaner ausgesprochen, weil die USA zuvor Sanktionen gegen russische Beamte verhängt hatten, die für den Tod des Wirtschaftsprüfers Sergei Magnitski in Isolationshaft in Moskau verantwortlich gemacht werden. Letzte Woche drohte Russland auch der Republik Irland mit dem Adoptionsverbot, weil sich der EU-Staat den Sanktionen der USA anschließen wollte. In der russischen Öffentlichkeit wird dagegen oft als Grund angegeben, dass die Amerikaner russische Waisenkinder misshandeln würden. So ist verbreitet worden, dass die Kinder nur für ihre Organe adoptiert werden würden oder damit sie später Militärdienst ableisten könnten.
Die Politisierung der Adoptionsfrage hat bei vielen Menschenrechtsaktivisten für Empörung gesorgt, da es derzeit in Russland 650.000 Kinder geben soll, die eine neue Familie suchen. Die meisten von ihnen leben unter menschenunwürdigen Bedingungen in schlecht ausgestatteten Waisenhäusern. (dk)
Eine leere Drohung.
Russland ist nicht das einzige Land auf der Welt.
Auf frühgestörte russische Waisenkinder kann man gut verzichten.
Wer adoptieren will kann es auch woanders.