https://queer.de/?19124
Uh, oh, ahhh!
Mai: Wonnemonat der Masturbation
- 01. Mai 2013 4 Min.

So geht's bei Männern... Sei doch heute mal politisch und leg bei dir Hand an (Bild: Wikipedia: Jeremykemp (cc by-sa/3.0))
Heute schon gekommen? Mit dem Tag der Arbeit beginnt in den USA auch der "National Masturbation Month". Zwei Frauen sind dafür verantwortlich.
Von Christian Scheuß
Ein Gedenkmonat für das Wichsen und den Sex mit sich selbst? Seit fast zwanzig Jahren gibt es in den USA nun schon dieses Ritual, das vor allem von Selbsthilfeorganisationen, die sich mit der sexuellen Gesundheit beschäftigen, aber auch von der Sexindustrie gepflegt wird. Mittlerweile werden sogar regelmäßige Wettbewerbe um den Weltrekord im Dauerwichsen veranstaltet.
Die Idee, die hinter all den Spaß- und Aufklärungsshows im Wonnemonat Mai steckt: Sex im Allgemeinen und die Masturbation im Besonderen zu befreien von aller falscher Scham und allen verkehrten Tabus, die auch heute noch existieren. Die Ideale und Schicksale zweier Frauen sind eng mit dem "National Masturbation Month" verknüpft…
Ein saftiger Skandal gerät zum spritzig-lustvollen Protest-Event

Joycelyn Elders (re.) sprach sich 1994 für die Onanie aus und verlor ihren Job, was Sexologin Carol Queen (li.) auf die Palme brachte (Bild: National Institutes of Health (PD-USGov) / Wiki: Charles Haynes, CC-BY-SA-2.0)
Als Joycelyn Elders im Jahr 1994 die Einladung annahm, als Gesundheitsexpertin auf der Aids-Konferenz der Vereinten Nationen zu sprechen, ahnte sie noch nicht, dass dies das Ende ihrer Karriere bedeuten und ein Jahr später die Erfindung des "Nationalen Masturbationsmonats" durch die Sextoy-Expertin Carol Queen nach sich ziehen würde.
US-Präsident Bill Clinton selbst hatte dafür gesorgt, dass Joycelyn Elders 1992 den Job als "Surgeon General of the United States" erhielt. Die Professorin für Endokrinologie war die erste Amerikanerin mit afrikanischen Wurzeln, die die operative Leitung der amerikanischen Gesundheitsverwaltung übernahm. Ein Amt, das als Schnittstelle zwischen Regierung und Behörde dient und nach militärischem Vorbild organisiert ist.
Elders übernahm das Amt in einer kritischen Zeit. Das HI-Virus wütete in der Gay Community. Die individuellen Freiheiten, die sich die Gesellschaft mit dem Beginn der sexuellen Revolution Ende der 60er erobert hatte, waren bedroht. Elders versuchte fortschrittliche Antworten auf diese neue Herausforderung zu finden. Die teilweise Legalisierung von Drogen oder die Verteilung von Verhütungsmitteln an Mädchen in Schulen waren zwei ihrer Ideen, mit denen sie Konservative in Wallung brachte.
Auf besagter Aids-Konferenz 1994 wurde sie von einem Teilnehmer gefragt, ob es denn angebracht wäre, jungen Menschen die Onanie ans Herz zu legen, um sie damit von "riskanteren" sexuellen Handlungen abzuhalten. Sie antwortete: "Ich denke, dies ist Teil der menschlichen Sexualität, und vielleicht sollte es gelehrt werden." Im Weißen Haus galt die Vordenkerin der heute anerkannten Präventionsrichtlinien für sexuelle Gesundheit als nicht mehr tragbar. Sie musste ihre Uniform frühzeitig ablegen.
Carol Queens: Ausübung der Onanie ist ein Menschenrecht

Pornostar Sonny Nash: Weltrekordhalter im Dauerwichsen mit 10 Std und 10 Min. (Bild: Randy Blue Productions)
Carol Queen war aufgebracht, als sie erfuhr, dass Clinton Joycelyn Elders aus dem Amt gejagt hatte. Seit den siebziger Jahren stand sie quasi an der Front der Sexualaufklärung. Die Soziologin und Sexologin hatte 1975 "GAYouth" mitgegründet, die erste US-Jugendorganisation für Lesben und Schwule. Mit ihrem Partner Robert Morgan Lawrence eröffnete sie in San Francisco das "Center for Sex and Culture", um dort "vorurteilsfrei und die Sexualität bejahend" Aufklärung anzubieten. Die bisexuelle Expertin machte auch durch Veröffentlichungen klar, was damit genau gemeint war: "Exhibitionism for the Shy: Show Off, Dress Up and Talk Hot" (Exhibitionismus für Schüchterne – Sich zeigen, heiß anziehen und schmutzig reden) heißt ihr bekanntestes Sextutorial. Mit erotischer Literatur wie "The Leather Daddy and the Femme" löste sie die Grenzen zwischen homo- und heterosexuellem Begehren auf. Und im Aufklärungsvideo "Bend Over Boyfriend" zeigte sie praktisch, wie auch Frauen ihre Männer mal anal penetrieren können.
Carol Queen arbeitete nebenbei bei der einer Sexshop-Kette mit dem schönen Namen "Good Vibrations" und hatte damit bereits einen Sponsor, der auch ein wirtschaftliches Interesse daran hatte, im Jahre 1995 den Protest gegen die soziale Stigmatisierung von Masturbation ins Leben zu rufen. Die Onanie wurde zum Geburtsrecht erklärt und das "Recht zum Orgasmus" als "unveräußerliches konstitutionelles Recht". Zunächst als einzelner Gedenktag am 7.Mai, später als ganzer Gedenkmonat.
Zwar haben es diese Forderungen bislang weltweit in keinen Verfassungstext geschafft, doch immerhin onanieren nun weltweit Menschen auch aus politischer Motivation und geben damit ihrer sexuellen Befriedigung einen kleinen Menschenrechts-Kick. Was sicherlich geiler ist als jeder Zapfenstreich und sonstige nationale Rituale. Manche machen sogar einen Wettbewerb daraus. 1999 fand in mehreren US-Städten erstmals der "Masturbate-a-Thon" statt. Die Idee wurde 2006 auch nach Europa importiert: In London gab es Aufklärungs-Workshops und ungewöhnliche Sexwettbewerbe.
Heute schon gekommen? Dann mal los, ist schließlich dein geiles Recht…
Der Pornostar Sonny Nash ist momentan der Weltrekordhalter im Dauermasturbieren. Er schaffte es 2012 in San Francisco ohne Pause, sich zehn Stunden und zehn Minuten lang mit sich selbst zu vergnügen.
Dicke Arme hatte 2008 D. Ickle, dem es gelang, einen anderen Mann weltrekordreife sieben Stunden und sechs Minuten lang ohne Unterlass zu wichsen.
Dass Frauen Expertinnen in Sachen multiple Orgasmen sind, bewies 2009 eine Dänin mit 226 registrierten Höhepunkten. Der Amerikaner Big D Hardie setzte 2010 die männliche Rekordlatte auf erschöpfende 83 Orgasmen.
Der Weltrekordtitel im Weitspritzen der Männer liegt wiederum in Dänemark. Dort überwand ein Teilnehmer die Distanz von 2,5 Metern. Doch auch hier sind die Frauen obenauf. Der Weltrekord in der Kategorie "Ejakulations-Distanz Frauen" liegt bei 3 Meter 15.
Links zum Thema:
» Wikipedia über Joycelyn Elders
» Wikipedia über Carol Queen
» Website von Carol Queen
» Lesetipp zum Thema: Das Orgasmusbuch
Informationen zu Amazon-Affiliate-Links:
Dieser Artikel enthält Links zu amazon. Mit diesen sogenannten Affiliate-Links kannst du queer.de unterstützen: Kommt über einen Klick auf den Link ein Einkauf zustande, erhalten wir eine Provision. Der Kaufpreis erhöht sich dadurch nicht.















Ein gutes Beispiel, wie die Wirtschaft die Menschen aus rein kommerziellen Gründen manipuliert - bis in die Sexualität hinein.
Wenn Institutionen wie die Kirchen hiergegen ihre Stimme mahnend erheben, werden sie als "sexualfeindlich" niedergebrüllt.
Die vermeintliche Freiheit dient in erster Linie dem Kommerz und auch Otto Schwul und Liese Lesbisch sind dumm genug, um sich manipulieren zu lassen.