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Gewaltdrohungen nach Beschluss zur Ehe-Öffnung
Frankreich: Morddrohungen gegen schwulen Bürgermeister
- 03. Mai 2013 2 Min.

Thierry Speitel ist der einzige offen schwule Bürgermeister in der Region Elsass
Nach der Öffnung der Ehe gibt es weiter Anfeindungen von Homo-Gegnern gegen Schwule und Lesben: Unbekannte drohen nun einem schwulen Bürgermeister im Elsass mit dem Tod.
Der Bürgermeister des elsässischen Sigolsheim hat am 2. Mai zwei Patronenhülsen und einen Drohbrief erhalten, in dem ihm und anderen Homosexuellen "extreme Gewalt" angedroht wird. Thierry Speitel, der die 1.200 Einwohner zählende Gemeinde seit 2008 regiert und offen mit seiner Homosexualität umgegangen ist, hat Anzeige gegen unbekannt bei der Polizei erstattet.
Dem Brief beigelegt war ein Zeitungsausschnitt eines Regionalblattes, in dem der Bürgermeister als schwul porträtiert wird und erklärt, dass er seinen Partner heiraten und eventuell ein Kind adoptieren möchte. Am Rand des Artikels schrieben der oder die Täter, dass "die zwei Kugeln die 'extreme Gewalt' widerspiegeln, die aus der Frage von Homosexualität und Ehe noch zu erwarten ist".
Speitel erklärte, er werde sich durch die Drohungen nicht einschüchtern lassen: "Ich weigere mich, deswegen den Mund zu halten", sagte er dem Magazin "DNA". Auf Facebook hat sich bereits eine Unterstützergruppe gebildet, in der Speitel Mut zugesprochen wird.
Auch andere Politiker werden bedroht
Die französische Nationalversammlung hat erst Mitte März die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet (queer.de berichtete). Linksgerichtete Parteien haben das Gesetz unterstützt, während die konservative UMP es mehrheitlich ablehnte. Während des Entscheidungsprozesses sind bereits mehrere Politiker bedroht worden: So erhielt etwa die sozialistische Parteizentrale im südostfranzösischen Grenoble einen Brief mit einer Neun-Milimeter-Patrone. Auch der Parlamentspräsident erhielt einen Drohbrief, dem Schießpulver beigelegt war.
Der Entscheidung für die Ehe-Öffnung war ein monatelanger Streit vorausgegangen, bei dem auch hunderttausende Homo-Gegner in Paris und anderen französischen Städten gegen die Gleichbehandlung auf die Straße gegangen waren. Dabei kam es auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Der Streit war besonders von der katholischen Kirche angeheizt worden. So warnte der Chef der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal André Vingt-Trois, dass die Gleichstellung von Schwulen und Lesben zu einer "gewalttätigen Gesellschaft" führen würde (queer.de berichtete). Homo-Aktivisten warfen der Kirche darauf vor, verklausuliert zur Gewalt gegen Homosexuelle aufzurufen. Sie beklagen, dass die Zahl der aus Homo-Hass motivierten Übergriffe seit Beginn der Debatte um 30 Prozent gestiegen sei. (dk)














