"Ich bin nicht schwul! Meine Körpersprache ist eine Männer-Körpersprache. Ich bin nicht schwul und werde auch nicht schwul sein", hatte der Kaiserslauterner Stürmer Mohamadou Idrissou am Montag in einem Interview live gesagt.
Nach seiner homophoben Äußerung traf der Spieler schwule und lesbische Fußballfans. Während ihm die Angelegenheit offenbar glaubhaft leid tut, fällt dem Verein ein klares Statement schwer.
Von Norbert Blech
Der Kaiserslauterner Spieler Mohamadou Idrissou hat sich am Freitag mit Vertretern der Queer Devils getroffen, dem schwul-lesbischen Fanclub des Vereins. Über seine Aussagen vom Montag, er sei männlich, nicht schwul, sagte er, das sei nicht schwulenfeindlich gemeint gewesen: "Das sollte so nicht rüberkommen. Wenn das der Fall war, dann tut mir das leid."
Er selbst habe "viele schwule Freunde". "Mir ist es völlig egal, ob jemand schwul ist oder hetero. Ich lebe nach dem Motto, dass jeder so leben soll, wie er möchte", so der 33-Jährige, der in dem Gespräch auch von der Situation von Homosexuellen in seiner Heimat Kamerun berichtete.
Der Queer Devils-Vorsitzende Matthias Gehring sagte gegenüber queer.de, das Treffen sei "absolut locker" gewesen. Die Initiative dazu sei bereits am Dienstag von dem Spieler selbst ausgegangen. Idrissou habe sich sehr nachdenklich gezeigt und man sei überzeugt, dass er sich nie wieder so äußern würde.
Bereits in einer Pressemitteilung am Donnerstag hatte sich der Spieler entschuldigt, seine Reaktion auf den Schiedsrichter sei "falsch" gewesen und tue ihm "aufrichtig Leid".
Der zerrissene Fan
Idrissou im Gespräch mit den Queer Devils (Bild: FCK)
Während Idrissou damit aus der Schusslinie geraten sollte, bleiben Fragen an den Verein. Der hatte sich in öffentlichen Aussagen zunächst eher unglücklich verhalten und dafür u.a. die Homo-Gurke von queer.de erhalten. Auch in der neuesten Pressemitteilung heißt es sehr distanziert, dem Fußballspieler seien "homophobe Äußerungen nachgesagt" worden.
Das ist nicht das gleiche wie die Feststellung, der Spieler habe sich homophob geäußert, es ist keine deutliche Grenzziehung oder Zurechtweisung. Bereits in den letzten Tagen hatte der FCK kritisiert, dass man dem Spieler quasi ungerecht Homophobie unterstelle, um sich dann seine Aussagen über Männlichkeit auch noch zu eigen zu machen. Man nehme einen Spieler in Schutz, "der ungerechtfertigt und eher reflexartig angeklagt wird", hieß es.
Muss man in der Pfalz noch lernen, dass eine homophobe Äußerung homophob ist und bleibt, egal, von wem sie stammt und was dieser sich dabei denkt? Weil sie zweifellos keine satirische Darbietung war und die Gegenüberstellung von männlich und schwul natürlich Schwule herabsetzt und entsprechende homophobe Diskussionen nach sich zieht? Der schwule Kaiserslautern-Fan Gehring sagt, es wäre besser gewesen, der Verein hätte "das ein oder andere anders formuliert".
Zugleich betont er, dass eine homophobe Äußerung etwas sei, das "bewusst artikuliert" werde. Auf der Vereinshomepage wird er gar mit den Worten zitiert: "Von uns hat sich niemand von den Aussagen angegriffen gefühlt." Gegenüber queer.de stellt Gehring klar, dass die Aussage in den eigenen Reihen unterschiedlich aufgefasst würde. Wichtig sei aber der Dialog, gerade bei normalen Fußballfans seien die Leute eher unüberlegt als homophob.
Das mag richtig sein und der Fan-Dialog auf den Tribünen wichtig, aber kann diese vorsichtige Haltung auch Maßstab für Offizielle sein? Gehring bemängelt jedenfalls, dass viele im Internet den FCK kritisierten, aber nur die Queer Devils den Dialog gesucht hätten. Man erwarte keine weitere Entschuldigung vom Verein.
Der zerrissene Pressesprecher
Der Spieler und die schwul-lesbischen Fans nach dem Gespräch. Ist nun alles gut? (Bild: FCK)
Anruf beim Pressesprecher der Lauterner, Christian Gruber. Der will es spürbar allen Seiten Recht machen, auch dem Spieler. Klar hätte dessen Aussage einen "diskriminierenden Touch" gehabt und dürften nicht passieren. "Das ist ihm auch so gesagt worden."
Das ist vielleicht der Satz, der in den offiziellen Mitteilungen zumindest für Betroffene spürbar fehlte: Die deutliche Aussage, dass Homophobie nicht geduldet werde. Gruber sagt, man sollte an dem Kampf des Vereins gegen alle Formen der Diskriminierung keinen Zweifel haben. Dafür stünde auch die Zusammenarbeit mit den Queer Devils.
Der Pressesprecher ist bemüht, das Verhältnis zu wahren. Es habe sich um eine überhitzte Aussage eines Spielers gehandelt, der nach dem Spiel sehr emotional gewesen sei und dem die Sache leid tue. Als Vertreter einer Mannschaft hätte er sich so nicht äußern sollen. Aber man dürfe nicht pauschal über einen Spieler urteilen, setze ihn so einer Welle von überhitzter Kritik aus.
Aus Vereinssicht wäre es "einfach gewesen, ihm eine Geldstrafe zu verhängen", sagt Gruber, und fragt, ob das auch hilfreich gewesen sei. Denn hätte man so den Spieler, die Fans wirklich überzeugen können?
Liest man sich durch Fanforen, stößt die Kritik an Idrissou größtenteils auf taube Ohren. Die meisten Beiträge sind, wie Gehring sagen würde, eher unreflektiert als wirklich homophob. Ein vorsichtiger Tonfall wie in der Pressemitteilung vom Freitag, in dem die Queer Devils berichten, wie homophobe Machosprüche auf Schwule wirken, kann da eventuell mehr bewegen als laute Kritik. Ein vorsichtiger Tonfall kann aber auch den Eindruck bestärken, es sei doch gar nicht so schlimm gewesen.
So bleibt die Frage, ob der FCK den richtigen Tonfall gegenüber Schwulen, gegenüber der allgemeinen Gesellschaft getroffen hat, seiner Verantwortung gerecht wurde. Man darf und muss einen Spieler angemessen verteidigen, wenn er es verdient hat. Je weiter man sich von Kaiserslautern weg bewegt, desto mehr wurde aber ein klareres Wort gegen Homophobie vermisst, auch von schwulen und lesbischen Fußballfans.
Nun liegt der Ball beim DFB. Schafft man dort einen meisterlichen Abschluss?