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European LGBT Survey
Konservative protestieren gegen LGBT-Studie der EU
- 10. Mai 2013 2 Min.

Homo-Gegner insbesondere aus den USA kritisieren EU-Institutionen. Lieblingsfeind ist das Europaparlament (Bild: Europäisches Parlament)
Vor der Veröffentlichung der "European LGBT Survey" protestieren religiös-konservative Gruppen gegen die "fingierte Umfrage" – EU-Parlamentarier verteidigen die Studie.
Die interfraktionellen Arbeitsgruppe des Europäischen Parlaments für LGBT-Fragen (LGBT-Intergroup) hat Kritik an der EU-Umfrage zur Lage von Schwulen und Lesben zurückgewiesen. In den letzten Wochen und Monaten hatten mehrere internationale Lobbygruppen, insbesondere aus den USA, die Umfrage kritisiert. Dazu gehört etwa das "Catholic Family & Human Rights Institute", das supranationale Institutionen wie die EU grundsätzlich ablehnt. Auch die Brüsseler "European Dignity Watch" übte scharfe Kritik. Nach Recherchen des "EU Observer" wird die Organisation von amerikanischen Neokonservativen finanziert, was von den Lobbyisten aber energisch dementiert wird.
Die Umfrage war vor einem Jahr von dem in Brüssel ansässigen Meinungsforschungsinstitut Gallup Europe in Kooperation mit ILGA-Europe gestartet worden (queer.de berichtete). Die Befragung richtete sich an sexuelle Minderheiten in allen EU-Staaten und Kroatien, das am 1. Juli der Union beitreten wird. Die Grundrechteagentur will die Daten dazu nutzen, die Gleichbehandlungspolitik für sexuelle Minderheiten auf EU-Ebene weiterzuentwickeln.
Kritiker: Homos schränken Religionsfreiheit ein
Die Kritiker bemängeln, dass nur Homosexuelle gefragt worden seien und die Fragestellung suggestiv sei. So werde die Ablehnung von Homo-Paaren durch Christen generell als "Diskriminierung" bezeichnet und damit die Religionsfreiheit eingeschränkt. Außerdem würden gezielt Menschen angesprochen, die sich als Opfer fühlten, wodurch die Umfrage nicht repräsentativ sei.

Sirpa Pietikäinen, Vize-Präsidentin der LGBT-Intergroup, hat kein Verständnis für die Kritik der Homo-Gegner (Bild: Europäisches Parlament)
Mitglieder der LGBT-Intergroup weisen diese Kritik entschieden zurück: "Ich respektiere die Redefreiheit von konservativen katholischen Gruppen, auch bei Themen wie Frauen- oder LGBT-Rechten", sagte die finnische Abgeordnete Sirpa Pietikäinen von der konservativen Europäischen Volkspartei. "Aber ich finde es schäbig, dass sie die Studie kritisieren, bevor sie erschienen ist. Auf jeden Fall haben sie sehr wenig Einfluss, sogar unter rechtsgerichteten Europaabgeordneten".
Die liberale Abgeordnete Sophie in't Veen aus den Niederlanden erklärte, sie nehme die Äußerungen der Lobbyisten nicht ernst: "Ich finde es traurig, dass diese Gruppen alles tun, um die Arbeit der Grundrechteagentur zu kritisieren, wenn es um Frauen- oder LGBT-Rechte geht. Das reflexartige Nein zeigt, wie sehr wir diese Studie brauchen und wie weit entfernt die Gleichberechtigung noch ist."
An der Studie nahmen mehr als 93.000 Menschen teil. Die Ergebnisse werden am Internationalen Tag gegen Homophobie (17. Mai) in Den Haag vorgestellt. Auch EU-Justizkommissarin Viviane Reding wird an der Veranstaltung teilnehmen. (dk)
