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- 03. November 2004 3 Min.
Jeder fünfte Homosexuelle stimmte für Bush. Auch alle elf Referenden gegen die Homo-Ehe fanden den Zuspruch der Wähler.
Von Norbert Blech
Washington Der demokratische Herausforderer John Kery hat am Dienstag Nachmittag dem republikanischen Präsidenten zu seiner Wiederwahl gratuliert. Damit ist nach einer langen Wahlnacht klar: Bush bleibt. Und Amerika verabschiedet sich von der Homoehe.
Nach Angaben der US-Fernsehsender rief Kerry Bush an und gratulierte ihm zum Sieg ("Glückwunsch, Mr. President"). Er sei dabei "sehr großmütig" gewesen, meldete der Sender CNN. Das Gespräch dauerte fünf Minuten. Wie es weiter hieß, wollte sich Kerry um 13.00 Uhr Ortszeit (19.00 Uhr MEZ) an die Öffentlichkeit wenden. Um 15.00 Uhr (21.00 Uhr MEZ) werde dann Bush eine Rede an die Nation halten und darin seinen Sieg erklären. Zuvor hatte nur Präsidentensprecher einen Wahlsieg Bushs eingeräumt, denn das Ergebnis im entscheidenden US-Bundesstaat Ohio stand nicht zweifellos fest. Bush lag dort aber offenbar mit so vielen Stimmen in Führung, dass Kerry keine Chance mehr sah, ihn noch einzuholen.
Homo-Ehe Thema Nummer Eins
Bei den Gesamtstimmen der Bevölkerung liegt Bush deutlich vor Kerry. Nach einer Umfrage in CNN stimmten 58 Prozent der "regelmäßigen Kirchgänger" und laut "Washington Post" 76 Prozent der Evangelikalen für Bush. Nach der Ansicht aller Analysen stimmten die Amerikaner an erster Stelle über Moral und Religion ab - noch weit vor Wirtschaft und Irakkrieg. Gerade die Auseinandersetzung um die Homo-Ehe könnte die Wahl entschieden haben.
In allen elf Bundesstaaten, in denen die Wähler über einen Verfassungszusatz zur Homo-Ehe abstimmen durften, kam es so auch zu Massenniederlagen der Homobewegung: in Oregon, Mississippi und Montana sind nun Ehen als Verbindung aus Mann und Frau definiert. In Arkansas, Georgia, Kentucky, Ohio, Oklahoma, Michigan, North Dakota und Utah wurden zudem eheähnliche Partnerschaften von Lesben und Schwulen verboten. In Georgia und Mississippi kündigten Homo-Organisationen bereits Klagen gegen die Verfassungszusätze an. Die Abstimmungen erreichten zum Teil deutliche Mehrheiten: so votierten in Mississippi 86 Prozent der Wähler für einen Verfassungszusatz. In insgesamt 38 US-Bundesstaaten gibt es bereits Gesetze, die die Ehe als Verbindung von Mann und Frau definieren; allerdings strebten mehrere Staaten nun durch Volksabstimmungen eine Erhebung in den Verfassungsrang an. In Cincinnati hingegen ist ein Gesetz aus dem Jahr 1993 offenbar durch die Wähler aufgehoben wurden, dass generell Gesetze aufgrund der sexuellen Orientierung verbietet.
Freunde und Feinde
Im Kongress wurden drei offen homosexuelle Politiker wiedergewählt: der Demokrat Barney Frank aus Massachusetts, die Demokratin Tammy Baldwin aus Wisconsin und der Republikaner Jim Kolbe aus Arizona. Offenwar wiedergewählt ist die Republikanerin Marilyn Musgrave, die bei einer Wiederwahl erneut eine bundesweite Verfassungsänderung gegen die Homo-Ehe in den Kongress einbringen will. Aus South Carolina wurde der Abgeordnete Jim DeMint erneut in den Kongress gewählt, er hatte letzte Woche im Wahlkampf gesagt, dass Schwule in seinem Staat South Carolina nicht an Schulen unterrichten sollten. In Illinois gewann der Demokrat Barack Obama einen Senatorensitz gegen den Republikaner Alan Keyes, der als besonders homophob gilt.
Jede 5. Rosa Stimme für Bush
Das US-Homo-Portal Planet Out fragte, warum laut den Exit Polls (den Umfragen vor den Wahllokalen) 20 Prozent der Schwulen und Lesben für Bush stimmten. Das seien zwar fünf Prozent weniger als im Jahr 2000, aber noch immer zu viel.
3. November 2004, 8.45h; mehrfach akt., zuletzt 17.40h














