Schwule Pfadfinder müssen ihre sexuelle Orientierung weiterhin geheim halten, wenn sie später Pfadfinderleiter werden wollen (Bild: prayitno / flickr / by 2.0)
Der Verband der US-Pfadfinder will künftig keine Jugendlichen mehr ausschließen, wenn sie sich als schwul outen – ihre Mitgliedschaft wird erst bei Volljährigkeit gekündigt.
Beim jährlichen Treffen der Boy Scouts of America in Grapevine (Texas) haben am Donnerstag 61 Prozent der 1.400 anwesenden Pfadfinderleiter beschlossen, das Verbot schwuler Pfadfinder aufzuheben. Allerdings hält der Verband daran fest, dass Homosexualität bei erwachsenen Pfadfinderleitern weiterhin ein Ausschlusskriterium erhalten bleibt. Die neue Regelung wird am 1. Januar 2014 in Kraft treten.
Bisher hatte die als gemeinnützig eingestufte Pfadfinder-Organisation stets erklärt, dass Homosexualität (ebenso wie Atheismus) unvereinbar mit den Werten der Boy Scouts sei. Weil viele Gruppen von Kirchen oder religiösen Organisationen betrieben werden, war selbst die jetzt beschlossene kleine Lösung lange umstritten. Ein Viertel aller Gruppen wird etwa von der Mormonenkirche betrieben, die Homosexualität grundsätzlich ablehnt.
Homo-Gruppen sehen die Reform nur als ersten Schritt an und fordern, dass auch erwachsene Schwule Mitglieder in der Organisation sein müssten. Allerdings hat der Pfadfinderverband bereits erklärt, dass derzeit keine weiteren Änderungen geplant seien.
Youtube | In den Fernsehnachrichten, wie hier bei CNN, hat die Entscheidung die Tornado-Berichterstattung verdrängt
Rick Perry: Entscheidung gefährdet Werte der Pfadfinder
Texas-Gouverneur Rick Perry kritisiert das Ende der Diskriminierung Jugendlicher bei den Boy Scouts als Ausdruck der politischen Korrektheit (Bild: Wiki Commons / Robert Scoble / CC-BY-2.0)
Konservative Politikern und Aktivisten ging dagegen die kleine Reform schon zu weit. So erklärte der texanische Gouverneur Rick Perry, er sei "sehr enttäuscht" über die Entscheidung: "Die Boy Scouts of America sind wertorientiert und treten seit über 100 Jahren für Glauben und Familie ein. Die heutige Entscheidung widerspricht dieser Tradition im Namen der politischen Korrektheit", erklärte der Republikaner in einer Pressemitteilung.
In der Öffentlichkeit hatte sich in den letzten Monaten der Druck auf die Boy Scouts erhöht. So forderte Präsident Barack Obama vor der Präsidentschaftswahl im November 2012 ein Ende der Diskriminierung von Schwulen in der Organisation (queer.de berichtete). Außerdem zogen sich mehrere Sponsoren auf Druck von Homo-Gruppen zurück, darunter auch die staatliche US-Post.
Das Verbot von Homosexuellen bei den Pfadfindern war 2000 vom Supreme Court für verfassungsgemäß erklärt worden. Die Richter argumentierten mit fünf gegen vier Stimmen, dass die Pfadfinder als eingetragener Verein ihre Mitglieder eigenständig aussuchen und bestimmte Gruppen diskriminieren dürften, obwohl sie als gemeinnützige Organisation erhebliche Steuersubvention erhalten. (dk)