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36 Verletzte
Paris: Krawalle bei Massenprotest gegen Homo-Rechte
- 27. Mai 2013 2 Min.

Homo-Gegner stellten bei der Demonstration am Sonntag Schwule und Lesben als Gefahr für Kinder dar (Bild: ScS)
Drei Tage vor den ersten gleichgeschlechtlichen Eheschließungen sind zehntausende Gegner der Gleichbehandlung von Homosexuellen in Paris auf die Straße gegangen. Am Abend kam es zu Gewalt.
Nach einer Demonstration gegen die Ehe-Öffnung für Schwule und Lesben haben sich am Sonntag hunderte meist jugendliche Randalierer in Paris eine Straßenschlacht mit der Polizei geliefert. Sie warfen dabei mit Bierflaschen, Steinen und Rauchbomben. Vereinzelt gab es Berichte von Übergriffen auf Journalisten. Die teils vermummten Randalierer skandierten unter anderem "Frankreich den Franzosen" und bezeichneten in Sprechhören die sozialistische Regierung als "Diktatur".
Laut AFP-Angaben wurden 36 Menschen verletzt, darunter 34 Polizisten, ein Demonstrant und ein Fotojournalist. Rund 300 Menschen wurden vorläufig festgenommen. Die Polizei war mit einem Aufgebot von 4.500 Beamten im Einsatz. Der französische Innenminister Manuel Valls machte am Montagmorgen für die Ausschreitungen rechtsradikale Gruppen verantwortlich.
Zuvor hatten am Sonntag nach Polizeiangaben 150.000 Menschen gegen Homo-Rechte demonstriert. Die Organisatoren von der Gruppe Manif Pour Tous sprachen sogar von einer Million Teilnehmer. Es beteiligten sich auch viele Politiker der konservativen Opositionspartei UMP und des rechtsextremistischen Front National. Sie wollten damit Druck auf die sozialistische Regierung ausüben, das vor einem Monat vom Parlament beschlossene Gesetz wieder aufzuheben.
Laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage sind die Demonstranten aber eine Minderheit innerhalb der französischen Gesellschaft: Demnach unterstützen 72 Prozent der Bevölkerung die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Eherecht.
Weitere Verhaftungen am Samstag

Am Sonntagabend kam es zu Krawallen
Bereits am Samstagabend war es zu Protestaktionen der Homo-Gegner gekommen. Einige dutzend Demonstranten ketteten sich am Champs-Elysées an Metallabsperrungen an, die sie mitten auf der Straße errichtet hatten. 50 Menschen wurden von der französischen Polizei verhaftet, nachdem erste Rauchbomben von den Demonstranten abgefeuert wurden.
Letzte Woche hatte sich ein 78-jähriger Rechtsextremist in der weltberühmten Pariser Kathedrale Notre-Dame offenbar aus Protest gegen die Ehe-Öffnung erschossen (queer.de berichtete). Der Selbstmord wurde von mehreren rechten Politikern begrüßt. So lobte Front-National-Chefin Marine Le Pen per Twitter die "hochpolitische Tat".
Am Mittwoch sollen die ersten gleichgeschlechtlichen Eheschließungen stattfinden. Den Anfang werden Vincent Autin und Bruno Boileau in Montepellier machen (queer.de berichtete). Homo-Aktivisten hoffen, dass dann die Proteste abklingen werden. Sie haben beklagt, dass seit Beginn der Debatte um die Ehe-Öffnung wegen der aufgeheizten Atmosphäre die Zahl der aus Homophobie motivierten Übergriffe auf Schwule und Lesben um 30 Prozent gestiegen sei. (dk)
