Im Jahr 2010 nahm "Queers Against Israeli Apartheid" erstmals am CSD Toronto teil - die Aktivisten beharrten auf ihr Recht auf freie Meinungsäußerung (Bild: loozrboy / flickr / by-sa 2.0)
Während in Köln Rechtsextremisten bei der CSD-Parade mitmachen wollen, schlägt sich der Pride in Toronto mit der Teilnahme einer anti-israelischen Gruppe herum, die von manchen als antisemitisch eingestuft wird.
Der Stadtrat von Toronto debattiert darüber, ob wegen der Teilnahme einer israelfeindlichen Gruppe dem CSD die Zuschüsse in Höhe von 124.000 Dollar (93.000 Euro) gestrichen werden sollen. Grund ist die Genehmigung eines Paradewagens der Gruppe "Queers Against Israeli Apartheid" (QuAIA). Mehrere Stadträte haben kritisiert, dass der Wagen antisemitisch sei und Übergriffe auf Juden in Toronto provoziere.
Nach einem Bericht der Zeitung "Star" vom Montag habe die Rechtsabteilung der Stadt allerdings erklärt, dass ein Verbot des Wagens nicht möglich sei, da er nicht gegen bestehende Gesetze verstoße. In dem Bericht heißt es, dass eine "zu weite Definition des Begriffs Diskriminierung" wahrscheinlich von Gerichten kassiert werden würde. Zuvor hatte ein pro-israelischer Stadtrat sogar vorgeschlagen, den CSD-Verein einen "Bonus" zu zahlen, wenn er von sich aus die Gruppe ausschließt. Eine endgültige Entscheidung des Stadtrats soll Mitte Juni fallen, nur zehn Tage vor der CSD-Parade.
"Queers Against Israeli Apartheid" bestreiten, Antisemiten zu sein. Sie werfen dem jüdischen Staat aber vor, "Pinkwashing" zu betreiben. Der Begriff kritisiert, dass sich Israel trotz der Unterdrückung von Palästinensern im Stile des früheren südafrikanischen Apartheidstaates als "Oase der Toleranz im Nahen Osten" präsentiere, weil es Homosexuelle besser behandelt als die Nachbarstaaten. Auf seiner Website schreibt QuAIA: "Der Kampf für die Rechte von sexuellen Minderheiten kann nicht auf Kosten anderer ausgefochten werden."
CSD wird "Schauplatz der Antisemiten"
Gegendemonstrant beim CSD Toronto: "Beendet die Folter, Inhaftierung und Exekution von Schwulen im Nahen Osten. Folgt dem Beispiel Israels"
Jüdische Organisationen werfen QuAIA dagegen vor, aus Hass auf Juden zu agieren. Die Gleichsetzung von Israel mit Unrechtsregimen aus der Vergangenheit führe zu Gewalt gegen Juden und Israelis, heißt es. Anna Bromberg von der jüdischen Organisation B'bai Brith erklärte, dass die Teilnahme die "Haupt-Zielsetzung" des CSD ins Gegenteil verkehre. Das Simon-Wiesenthal-Center warnt zudem, dass auf diese Art der Pride zu einem "Schauplatz für Antisemiten statt für Homo-Rechte" werde.
Bereits in den letzten drei Jahren hat ein Wagen von QuAIA an der Parade teilgenommen. Zunächst schlossen die CSD-Organisatoren die antiisraelische Gruppe 2010 aus, machten aber nach massiven Protesten die Entscheidung rückgängig (queer.de berichtete). Damals hatten Stadträte ebenfalls den Entzug der Subventionen angedroht und die CSD-Organisatoren für den Anstieg der antijüdischen Hassverbrechen mitverantwortlich gemacht.
Auch in anderen Ländern kam es zu Kritik am "Pinkwashing", was zu Einschränkungen für israelische und jüdische Teilnehmer führte. Deshalb verzichtete in der deutschen Hauptstadt eine Delegation aus Tel Aviv 2011 erstmals auf das Zeigen des Davidsterns (queer.de berichtete). Im Jahr zuvor untersagte der CSD Madrid sogar einem israelischen Wagen, an der Parade teilzunehmen, angeblich wegen Sicherheitsbedenken (queer.de berichtete). (dk)
Wie kommt es dass eine solche Organisation nun gegen das einzige Land demonstriert dass Schwule im Nahen Osten schützt und über die anderen schweigt?
Wenn das "Pink Washing" ist würde ich mir wünschen Iran, Saudi Arabien und Co. würden sich auch mal anmalen...