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Schreibtischtäter
"Bild" warnt vor Homo-"Propaganda" an Schulen
- 03. Juni 2013 3 Min.

So stellt sich die "Bild"-Zeitung das Thema Homosexualität an sächsischen Schulen vor
Nicht nur in Russland wird gezielt Stimmung gegen Homosexualität gemacht: Die sächsische Regionalausgabe von "Bild" warnt wie die Vorbilder im ehemaligen Bruderstaat davor, wie die bösen Schwulen generell Kinder verführen.
Das Boulevardblatt ist sichtlich empört über eine vermeintlich "irre Idee" der Linksfraktion. Die Partei wolle erreichen, dass "SCHWUL-Unterricht" in Sachsen bald in Grundschulen alltäglich sein wird – und damit könnte der Freistaat wie Berlin zu einem Sodom und Gomorrha werden: "Dort stellen Schüler im Unterricht Begriffe wie 'Selbstbefriedigung', 'Orgasmus' oder 'Porno' pantomimisch dar", warnt der Artikel.
Als einzige "Expertin" zitiert "Bild" die "Autorin und Soziologin Gabriele Kuby (68)". Die Fundamentalkatholikin berichtet wunschgemäß, dass Jugendliche mit diesem Unterricht "in die Homosexualität" getrieben werden können. "Bild"-Autor Andreas Harlass beruhigt zumindest ein wenig am Ende des Artikels: "Aber sie brauchen keine Angst haben! Der Linken-Vorschlag wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Mehrheit der konservativen CDU scheitern – solange der Koalitionspartner FDP nicht aus der Reihe tanzt".
In der wirklichen Welt will übrigens niemand ein eigenes Schulfach für Homosexualität einführen, sondern das Thema soll lediglich altersgerecht in Fächern wie Sexualkunde behandelt werden. Mit dem aktuellen Artikel wärmt "Bild" wenige Monate vor der Bundestagswahl lediglich eine Debatte aus dem Jahr 2011 auf: Damals berichtete die Berliner BZ (ebenfalls ein Springer-Blatt) über ein vermeintlich drohendes "Schulfach: Schwul". Die BZ warnte ebenfalls davor, dass Grundschüler aus zu großer Akzeptanz für Homosexualität mit "Porno" und Co. konfrontiert werden würden. Das war aber schon damals falsch: Die BZ bezog sich auf einen Handreichung aus dem Jahr 2006 (!), die sich an ältere Schüler richtet (siehe dazu die Pressemitteilung der Initiative Queerformat).
Viel gefährlicher als die Weiterverbreitung der BZ-Lüge ist im "Bild"-Artikel aber die unwidersprochene Behauptung, dass Kinder automatisch schwul oder lesbisch werden, wenn sie mit Homo-Themen konfrontiert werden. Das ist genau der alberne Ansatz aus Russland: Er besagt, dass Kinder automatisch zu Heten werden, wenn sie nichts von Homo-Ehen und anderem Schweinkram wissen.
Das deutsche Boulevardblatt heizt damit wie in Russland den Hass gegen Schwule und Lesben auf Schulhöfen an. Wenn Homosexuelle auf diese Art als Feindbilder kultiviert werden, erhalten homophobe Meinungsführer an Schulen praktisch einen Freibrief. Dabei ist der Status quo schon schlimm genug: Eine Untersuchung hat im letzten Jahr bereits herausgefunden, dass knapp zwei Drittel der Schüler "schwul" oder "Schwuchtel" als Schimpfwort gebrauchen (queer.de berichtete). Diese Diffamierungen, die viele homosexuelle Schüler in Depressionen oder gar den Selbstmord getrieben haben, sind "Bild" und Frau Kuby offenbar egal.
Gabriele Kuby, die gerne in deutschen Talkshows ihre Abneigung gegenüber Homosexuellen kundtut, hat übrigens noch viel mehr Feindbilder: So führt sie nicht nur einen Kreuzzug gegen sexuelle Minderheiten, Abtreibung und Kinderkrippen, sondern auch gegen Zauberlehrling Harry Potter: Ihrer Meinung nach ist das britische Kinderbuch ein "globales Langzeitprojekt zur Veränderung der Kultur", in der die Menschenwelt "erniedrigt" wird – und das, obwohl Harry eine Hete ist. (dk)















Der französische Funke soll überfliegen.
Kuby bereist z. Zt. Osteuropa und kommt in Kroatien mit ihrer homophoben Hetze sogar ins Staatsfernsehen.
Fazit: Wachsam bleiben!