Bischof Klaus Küng sieht durch die geplante Regelung das Kindeswohl in Gefahr (Bild: Wikipedia / Christian Jansky / by-sa 3.0)
Der Ministerrat beschließt eine vom Menschenrechts-Gerichtshof erzwungene Verbesserung für Kinder gleichgeschlechtlicher Paare. Der Bischof von St. Pölten sieht das Kindeswohl in Gefahr.
Das österreichische Regierungskabinett hat am Dienstag die Stiefkindadoption für gleichgeschlechtliche Paare beschlossen. Die neue Regelung folgt auf ein Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofes aus dem Februar, der das bisherige Verbot gerügt hatte (queer.de berichtete).
Bisher war diese Art der Adoption, in der ein Partner das leibliche Kind des anderen annimmt, nur heterosexuelle Paaren rechtlich möglich. Die Neuregelung, für die das Bürgerliche Gesetzbuch und das Gesetz über Eingetragene Partnerschaften geändert werden, soll bereits zum 1. Juli in Kraft treten. Ein allgemeines Adoptionsrecht für Homo-Paare wird weiterhin von der ÖVP abgelehnt, die zusammen mit der gleichstellungsbefürwortenden SPÖ die Regierung stellt.
In Straßburg geklagt hatte ein lesbisches Paar, nachdem es zuvor in allen österreichischen Instanzen gescheitert war. Straßburg sah in dem Verbot eine Verletzung von Artikel 14 (Diskriminierungsverbot) in Verbindung mit Artikel 8 (Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens) der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) – da unverheirateten heterosexuellen Paaren eine Stiefkindadoption erlaubt ist.
Küng: Adoption durch Homos "unfair"
Kritik an der neuen Regelung kam von der Kirche: In einem Gastkommentar für "Die Presse" kritisierte der katholische Bischof von St. Pölten, Klaus Küng, gestern den "problematischen Schritt": "Auf gesetzlichem Weg eine Situation herbeizuführen, in der ein adoptiertes Kind dauerhaft mit zwei Frauen oder zwei Männern als 'Eltern' lebt, ist nicht fair gegenüber dem Kind."
Eine solche Konstellation diene nicht dem Kindeswohl, so Küng. "Erfahrung, der gesunde Menschenverstand und Studien beweisen: Kinder brauchen das Spannungsverhältnis zwischen Männlichem und Weiblichem". Als Beleg dient dem Bischof eine umstrittene Studie des US-Wissenschaftlers Mark Regnerus, die allerdings als einzige zu einem negativen Schluss über Regenbogenfamilien kam, fragwürdige Methodiken nutzte und von Homo-Hassern finanziert wurde (queer.de berichtete).
Küng schlägt eine Alternative vor, um niemanden zu diskriminieren: Statt homosexuellen Paaren die Adoption zu geben, sollte das Recht auch unverheirateten, heterosexuellen Paaren genommen werden. Freilich liegt den Regelungen vor allem das Kindeswohl zu Grunde: Eine gemeinschaftliche Adoption bedeutet eine bessere rechtliche und finanzielle Absicherung in den Lebensverhältnissen, in denen sie ohnehin leben.
Da mit dem Gesetz aber eine Tür geöffnet wird, "die nie wieder zugehen wird", fordert Küng eine ausführliche Debatte. "Am 4.Juni, dem Tag des Kindes, appelliere ich daher an die Politik: Denken wir vor diesem problematischen Schritt sehr genau nach. Gemeinsam. Den Kindern zuliebe." (nb)