Der junge Linksaktivist Clément Méric hat die Attacke durch Neonazis nicht überlebt
Ein junger Linksaktivist stirbt nach einem Überfall. Er hatte einst gegen Homophobie demonstriert. Wieviel Verantwortung an dem Tod trägt die gereizte Debatte um die Ehe-Öffnung?
Hat die im Zuge der Debatte um die Ehe-Öffnung radikalisierte Spannung in Frankreich zu einem brutalen Mord geführt? In Paris haben am Mittwoch mehrere Skindheads, darunter eine Frau, einen 18-jährigen Linksaktivisten attackiert. Der Student Clément Méric, der nach anderen Medienberichten 19 Jahre alt war, wurde so stark verletzt, dass Ärzte im Krankenhaus Pitié-Salpêtrière nur den Hirntod feststellen konnten. Am Donnerstag starb er.
Einer der flüchtigen Täter schlug den 18-Jährigen ersten Ermittlungen zufolge mit einem Faustring aus Metall; der Junge stürzte daraufhin auf einen Poller. Offenbar hatte es zuvor bereits Streit zwischen mehreren Jugendlichen gegeben, worauf offenbar zusammengerufene Neonazis Méric und seinen Freunden später am Tatort in der Nähe des Bahnhofes Saint-Lazare auflauerten.
Einer der Angreifer soll ein Hakenkreuz-Tattoo, ein anderer ein T-Shirt des Front National getragen haben. Die Vorsitzende der Rechtspartei, Marine Le Pen, wies eine Verantwortung für die Tat ab. Auch Frigide Barjot, das Gesicht der Proteste gegen die Ehe-Öffnung, wies eine Verantwortung zurück.
"Wegbereiter" Frigide Barjot
Der Mord an dem jungen, als friedlich beschriebenen Studenten beherrscht die Schlagzeilen in Frankreich
Der 82-jährige LGBT-Aktivist und Unternehmer Pierre Bergé hatte zuvor Barjot direkt beschuldigt, eine Mitschuld an der Tat zu tragen. Er erinnerte an ihren Spruch "Hollande will Blut, das wird fließen" und daran, dass sich rechtsextreme Gruppen den Protesten von "La Manif Pour Tous" in großen Zahlen angeschlossen haben und gedultet wurden: Barjot habe in ihren Reihen "die Faschisten, die Clément getötet haben, akzeptiert" und sei damit "Wegbereiter" der Tat gewesen. Im Zuge der Großproteste war es immer wieder zu Gewalt und Ausschreitungen gekommen.
Auch Kader Arif, Veteranenminister der regierenden Sozialisten (PS), sagte, er befürchte einen Zusammenhang zwischen der Radikalisierung der Gesellschaft im Zuge der Debatte über die Ehe-Öffnung und der Tat. Die PS-Abgeordnete Anne-Yvonne Le Dain ergänzte, Frigide Barjot habe "gewalttätige Impulse" veranlasst, die direkt zu der Attacke geführt hätten.
Die Linkspartei machte die "nationalistisch-revolutionäre Jugend" (JNR) für den Mord verantwortlich, die sich ebenfalls an den Protesten gegen die Ehe-Öffnung gewaltvoll beteiligt hatte. Die Polizei hat inzwischen sieben Personen festgenommen, die teilweise der Tat verdächtigt werden. Sie gehören der JNR an. Inzwischen werden Forderungen laut, rechtsextremistische Gruppen wie diese zu verbieten.
"Engagierter Aktivist"
Clément Méric im April bei einer Demo mit dem Banner "Homophobie tötet"
Linkspartei und Freunde lobten den Politik-Studenten, der erst im September von Brest nach Paris gezogen war und sich von einem Kampf gegen Leukämie erholte, als engagiertes Antifa-Mitglied und Gewerkschafter. Méric habe unnachgiebig für seine Ideale gekämpft, sei aber immer friedlich geblieben. Entgegen einigen englischsprachigen Berichten war er kein ausgewiesener LGBT-Aktivist, auch über seine sexuelle Orientierung ist bislang nichts bekannt.
Französischsprachigen Berichten zufolge hatte er in den letzten Monaten aber mehrfach für die Ehe-Öffnung und gegen Homophobie demonstriert, unter anderem mit der LGBT-Gruppe "Act Up". Am Donnerstag tauchte ein Video von ihm bei einem Gegenprotest zu einer Demo der Gegner der Ehe-Öffnung auf – er trägt dabei das Banner "Homophobie tötet".
In ganz Frankreich wurden am Abend Mahnwachen und Demonstrationen in seinem Namen abgehalten. "Manif Pour Tous" konnte sich erst am Abend zu einer Stellungnahme durchringen, in dem die Tat ebenso abgelehnt wurde wie die Anschuldigungen. Noch zuvor hatte es erneut einen Protest der Gruppe bei einem Besuch von Präsident Hollande in Marseille gegeben. (nb)
akt. um 20.15h
Dieses Menschenleben haben alle Gegendemonstranten und die entsprechenden Parteien auf dem Gewissen.
Das Blut an ihren Händen werden die nie mehr ab bekommen.
Die sollten sich was schämen, dass sie zu solchen Taten beitragen. Aber dafür bräuchten die Anstand. Die gehen über Leichen.