Bischof Tim Stevens (links) beugt sich der parlamentarischen Mehrheit
Lange hat sich die Staatskirche in England gegen die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Eherecht gewehrt, doch jetzt hat sie – anders als die katholische Kirche – ein Einsehen.
Bischöfe der "Church of England" haben erklärt, dass sie nicht länger gegen die geplante Öffnung der Ehe in England und Wales kämpfen werden. Als Grund nannten sie die überwältigende Mehrheit für die Gleichstellung im Oberhaus, das am Montag erstmals über den Gesetzentwurf der konservativ-liberalen Regierung von Premierminister David Cameron abgestimmt hatte (queer.de berichtete).
Kirchensprecher Steve Jenkins sagte am Donnerstag, dass die Kirche nicht unbedingt "glücklich" mit den Veränderungen sei, "aber das ist die Richtung, in die unsere Regierung geht". Er sagte voraus, dass in der Kirche mit der Zeit ebenso gleichgeschlechtliche Ehen zugelassen werden würden wie zuvor weibliche Bischöfinnen. Hintergrund: Die "Church of England", die sich im 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche abgespalten hatte, aber viele Traditionen beibehielt, hat vergangenen Monat beschlossen, bis 2015 Frauen im Bischofsamt zuzulassen.
"Verbesserungen" gewünscht
Auch Tim Stevens, der Fraktionsführer von 26 Bischöfen, die automatisch einen Sitz im Oberhaus erhalten, erklärte den Kampf gegen die Homo-Ehe für beendet. "Beide Kammern des Parlaments haben ihre Meinung gesagt und es gab eine deutliche Mehrheit für gleichgeschlechtliche Ehen in England und Wales", erklärte Stevens in einer Pressemitteilung. Zwar könne die Kirche das Gesetz nicht mehr aufhalten, aber es könnte "verbessert" werden. So verlangt die Kirche Ausnahmeregelungen für Glaubensgemeinschaften und will erreichen, dass Religionslehrer Ausnahmeregelungen bei Antidiskriminierungsvorgaben erhalten.
Im Gegensatz zu den Anglikanern halten die Katholiken an ihrer Fundamentalopposition fest. Laut "Catholic Herald" erklärte ein Sprecher der englisch-walisischen Bischofskonferenz: "Die prinzipiellen Einwände gegen eine Neudefinition der Ehe bleiben bestehen." Die katholische Kirche hatte zuvor mit schrillen Argumenten gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben mobil gemacht. So hat Bischof Joseph Devine den Premierminister mit dem römischen Kaiser Nero verglichen, der die brutale Christenverfolgung im Römischen Reich begonnen hatte. (dk)
Protestanten im Gender Trubel?