Papst Franziskus glaubt zu wissen, wo der Feind steht (Bild: George Martell / flickr / by-nd 2.0)
Erstmals hat der neue Papst offen über eine "Homo-Lobby" in den Leitungs- und Verwaltungsorganen des Heiligen Stuhls gesprochen – und mutmaßlichen Schwulen Konsequenzen angedroht.
Papst Franziskus hat auf Spanisch angekündigt, gegen die "Lobby gay" (Homo-Lobby) innerhalb der Kirche vorgehen zu wollen. Mehrere Zeitungen und Nachrichtenagenturen berichten, dass der 77-Jährige bei einer Audienz vor Mitgliedern einer christlichen Organisation aus Südamerika am vergangenen Donnerstag über die innerkirchlichen Probleme sprach: "Ja, es ist schwierig. In der Kurie gibt es heilige Leute, wirklich heilige Leute. Aber es gibt auch eine Welle der Korruption. […] Man spricht von einer 'Homo-Lobby' und es ist wahr, so etwas gibt es. […] Wir werden schauen müssen, was wir dagegen tun können" (siehe Auszüge bei "Reflexion y Liberacion"). Franziskus ging nicht darauf ein, auf welche Art er gegen Schwule im Heiligen Stuhl vorgehen will.
Bereits vor seiner Wahl zum Papst im März hatte Franziskus stets deutlich gemacht, dass er Homosexualität ablehne. So bezeichnete er als Erzbischof von Buenos Aires die Homo-Ehe als "anthropologischen Rückschritt" und einen "zerstörerischen Anlauf gegen den Plan Gottes". Das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare nannte er eine "Diskriminierung" von Kindern, die der "durch Gott gewollten Entwicklung durch Vater und Mutter beraubt" werden.
Innerhalb der Kirche gibt es unter Konservativen immer wieder den Vorwurf, von einer "Homo-Lobby" oder gar einer "Homo-Mafia" unterwandert zu werden. So erklärte der katholische Autor und Priester Ariel Levi di Gualdo Anfang des Jahres Schwule zum Hauptfeind der katholischen Kirche. Die "Homosexualisierung der Kirche" sei ein Versuch, die größte christliche Gemeinschaft zu einer "Institution der Sünde" zu machen, erklärte er (queer.de berichtete).
Gleichzeitig werden Homosexuelle für den Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche verantwortlich gemacht. So sagte der Vizerektor der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom vergangenes Jahr, dass sich Homosexuelle grundsätzlich eher an Kinder vergehen würden als Heteros (queer.de berichtete). (dk)