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Evangelische Kirche
Trotz Gleichstellung können Pfarrer Homo-Segnungen ablehnen
- 17. Juni 2013 2 Min.

In der Evangelischen Kirchen Hessen und Nassau gab es in den vergangegen Jahr rund 120 Segnungen von homosexuellen Paaren
Auf ihrer Sondersynode in Darmstadt hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau die seit zehn Jahren mögliche Segnung schwul-lesbischer Paare annähernd mit der Trauung gleichgestellt.
In Trippelschritten zur Gleichstellung: In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wird künftig auch die Segnung von lesbischen und schwulen Paaren als kirchliche Amtshandlung beurkundet. Dies beschloss die Synode am Samstagabend in Darmstadt. In dem mit großer Mehrheit beschlossenen "Leitfaden für Arbeit in Gemeinden" heißt es unter anderem: "Heute wird davon ausgegangen, dass die gleichgeschlechtliche Orientierung zu den natürlichen Lebensbedingungen gehört. Homosexualität kann als Teil der Schöpfung gesehen werden."
Segnungen von Homosexuellen sind in der EKHN bereits seit 2003 möglich, doch nur rund 120 lesbische und schwule Paare haben diese Möglichkeit in den vergangenen Jahren in Anspruch genommen. Zum Vergleich: Allein im vergangenen Jahr gab es 3.900 Trauungen von heterosexuellen Paaren. Ob die nun beschlossene Aufwertung zu mehr Homo-Segnungen führt, muss allerdings abgewartet werden. Denn noch immer haben einzelne Pfarrer sowie die Kirchenvorstände das Recht, Segenshandlungen abzulehnen. Zudem will die EKHN erst in den kommenden Monaten weiter darüber diskutieren, ob die Segnung von Schwulen und Lesben auch als Trauung bezeichnet werden kann.
Vorreiterrolle innerhalb der Evangelischen Kirche
Trotzdem sahen sich die Synodalen in Darmstadt als Vorreiter innerhalb der Evangelischen Kirche: "Die EKHN ist sich bewusst, dass diese Sichtweise in manchen anderen Kirchen abgelehnt wird", heißt es etwa in dem Leitfaden. "Hier ist die bisherige Praxis der Segnungen von eingetragenen Partnerschaften konsequent in den Abschnitt über die Trauung integriert worden", begrüßte Kirchenpräsident Volker Jung den Beschluss. Der Entscheidung vorausgegangen war eine kontroverse Debatte. Während die Mehrheit davon sprach, dass die Zeit reif sei für eine Gleichstellung, fühlten sich theologisch konservative Synodale "unter Druck gesetzt". Sie malten die Gefahr von Kirchenaustritten an die Wand.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat derzeit 1,7 Millionen Mitglieder in 1.170 Gemeinden in Südhessen, Teilen von Rheinland-Pfalz und einigen Orten in Nordrhein-Westfalen. (cw)
Links zum Thema:
» Entwurf des EKHN-Leitfadens als PDF















Man kann davon ausgehen, dass 99,9 % der Schwulen und Lesben an einer Segnung ihrer Beziehung in einem Gottesdienst nicht interessiert sind, egal, ob man dies nun "Segung" oder "Trauung" nennt. Das Ganze hat also nichts mit "Diskriminierung" zu tun, sondern schlichtweg mit Desinteresse seitens der Schwulen und Lesben. Und die Kirchenfeinde hier bei queer.de arbeiten ja auch kräftig daran, dass immer weniger Schwule und Lesben einen Bezug zu Kirche und Glauben haben.