Noch vor wenigen Jahren war das die Horrorvorstellung für viele Menschen aus Industriestaaten - inzwischen haben sie sich daran gewöhnt, dass es auch homosexuelle Paare gibt (Bild: Enrique Mendez / flickr / by 2.0)
In technisch hoch entwickelten Staaten sprechen sich laut einer länderübergreifenden Umfrage immer mehr Menschen für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben aus. Deutschland ist vorne dabei.
Drei Viertel der Bürger aus 16 Industriestaaten befürworten die rechtliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnern. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag von Reuters. Demnach befürworten 53 Prozent die Ehe-Öffnung, weitere 21 Prozent setzen sich für eingetragene Partnerschaften ein. Nur noch 14 Prozent sind gegen jegliche Anerkennung von Homo-Paaren, weitere 13 Prozent haben keine Meinung.
Für die Gleichstellung von Homosexuellen im Adoptionsrecht gibt es ebenfalls eine deutliche Mehrheit: 59 Prozent sprechen sich dafür aus, 64 Prozent erklärten, dass Homo-Paare keine schlechteren Eltern seien als Heterosexuelle.
Ein Drittel der Befragten gab an, in den letzten fünf Jahren ihre Meinung zu Homo-Rechten geändert zu haben – fast immer zugunsten der Gleichstellung.
Die Umfrage wurde in Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Norwegen, Polen, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und den Vereinigten Staaten durchgeführt. Insgesamt befragte Ipsos 12.500 Menschen zwischen 18 und 64 Jahren.
In den verschiedenen Ländern gibt es nach wie vor große Unterschiede. Besonders groß ist die Zustimmung für die Ehe-Öffnung oder die Einführung von eingetragenen Partnerschaften in den Ländern, in denen die Gleichstellung bereits vollzogen ist: So sprechen sich 91 Prozent der Schweden, 90 Prozent der Norweger und 89 Prozent der Spanier für die Anerkennung von Homo-Paaren aus. In Deutschland liegt die Zustimmungsrate bei 79 Prozent. Am wenigsten Unterstützung gibt es in Japan und Ungarn (je 51 Prozent), Südkorea (57 Prozent), Polen (60 Prozent) und den USA (65 Prozent).
Deutliche Mehrheit für Gleichstellung im Adoptionsrecht
In zwölf der 16 Staaten gibt es eine Mehrheit für die Gleichstellung im Adoptionsrecht. Am meisten Zustimmung gibt es in Schweden (78 Prozent), Spanien (73 Prozent) und Deutschland (71 Prozent). Während die beiden erstgenannten Länder die Gleichstellung bereits durchgesetzt haben, hat die schwarz-gelbe Regierungskoalition in Berlin auf Druck der Union erst vor wenigen Monaten eine Debatte im Bundestag verhindert (queer.de berichtete).
Laut der Umfrage beeinflussen mehrere Faktoren die Zustimmung zu Homo-Rechten: So stimmen 58 Prozent der Frauen für die Ehe-Öffnung, aber nur 46 Prozent der Männer. Zudem gibt es eine deutliche Mehrheit bei unter 35-Jährigen, während Ältere der Gleichstellung skeptisch gegenüber stehen.
Wer Schwule und Lesben kennt, ist für Gleichstellung
Der wichtigste Faktor ist jedoch ein anderer: Wer homosexuelle Freunde, Arbeitskollegen oder Verwandte hat, unterstützt auch deren Gleichstellung: 68 Prozent gaben an, sie setzten sich für die Ehe-Öffnung ein. Bei denjenigen, die wissentlich nur Heteros im Freundes- oder Bekanntenkreis haben, sind es nur 38 Prozent.
In vielen Ländern kennen die meisten Menschen jedoch keine Homosexuellen näher: So gaben in Südkorea nur drei Prozent an, Homosexuelle persönlich zu kennen. In Japan waren es fünf Prozent. Deutschland lag mit 47 Prozent im Mittelfeld. Am meisten mit Schwulen und Lesben in Kontakt sind die Spanier (66 Prozent), Norweger (65 Prozent) und die Belgier (59 Prozent). (dk)