Die französische Polizei musste wiederholt gegen gewalttätige Homo-Gegner vorgehen
Ein Student wurde zu vier Monaten Haft verurteilt, weil er bei einem Demo gegen die Ehe-Öffnung unter anderem Widerstand gegen die Verhaftung geleistet hatte – für Homo-Gegner ist er ein "politischer Gefangener".
Am Donnerstag hat ein Pariser Gericht den 23-jährigen Nicolas B. zu einer Haftstrafe von vier Monaten und einer Geldstrafe in Höhe von 1.000 Euro verurteilt. Wie der "Figaro" berichtet, ist der Student nach Ansicht der Richter nach einer Demonstration gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Eherecht einem Platzverweis nicht nachgekommen und hat sich anschließend der Verhaftung widersetzt. Polizisten verfolgten den Mann laut Medienberichten bis zu einer Pizzeria, in der sie den laut schreienden Mann festnahmen. Außerdem habe er sich geweigert, der Polizei seine Identität preiszugeben, und habe auch einen DNS-Test abgelehnt.
Die Demonstration fand letzten Sonntag vor der Zentrale des Fernsehsenders M6 statt, in der Frankreichs Präsident François Hollande zu diesem Zeitpunkt ein Interview gegeben hat. Etwa 100 Homo-Gegner fanden sich zu der nicht genehmigten Protestaktion zusammen.
Religiöse Motivation
Mit derartigen Anzeigen sammeln Homo-Gegner Unterschriften für die Freilassung von Nicolas B.
B. gehört zum harten Kern des teils gewalttätigen Widerstandes gegen die Ehe-Öffnung, die im April vom französischen Parlament beschlossen wurde (queer.de berichtete). Auf seiner Facebook-Seite beklagt er, dass die Franzosen das Geld anbeten würden, nicht mehr Gott. Er postete auch mehrere Bilder von Russlands Präsident Wladimir Putin, den er als "echten Mann" bezeichnete.
B.s Anwalt Frédéric Pichon, der mehrere Homo-Gegner vertritt, hat das Urteil als "monströs" und "unverschämt" bezeichnet: "Die Regierung will ein Exempel statuieren", erklärte er laut AFP.
Die Homo-Gegner versuchen sich unterdessen als vom Staat verfolgte Minderheit in der Öffentlichkeit zu präsentieren. So wird B. auf vielen Blogs und Websites einschlägiger Organisationen als "politischer Gefangener" bezeichnet. Außerdem werden Spenden für ihn gesammelt. Fürs Wochenende haben Aktivisten in Paris Demonstrationen gegen die Haftstrafe angekündigt.
Homo-Gegner: Wir werden vom Staat verfolgt
Béatrice Bourges bei einem Auftritt im TV-Sender France 2
Beatrice Bourges, Chefin der radikalen Homo-Gegner von "Printemps français" (Französischer Frühling) erklärte: "Wenn man nicht der selben Meinung wie die Regierung ist, dann ist man ein Rebell. Und Rebellen werden ins Gefängnis gesteckt."
Schwul-lesbische Aktivisten machen die anhaltenden Aktionen der Gleichstellungsgegner für eine Zunahme von Übergriffen auf Homosexuelle verantwortlich. Eine Gruppe erklärte, die homophoben Übergriffe hätten seit Beginn der Debatte um 30 Prozent zugenommen. Erst Ende Mai kam es zu Krawallen in Paris mit mehreren Dutzend Verletzten (queer.de berichtete). Kurze Zeit später wurde ein Jugendlicher von Rechtsradikalen zu Tode geprügelt (queer.de berichtete).
Zuletzt hat sich auch der Vatikan in die Debatte eingeschaltet: Papst Franziskus forderte vor wenigen Tagen französische Politiker auf, das Gesetz zur Gleichstellung wieder abzuschaffen (queer.de berichtete). (dk)