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- 28. Juni 2013 2 Min.

Das Buch soll am 2. September herauskommen, jetzt aber unter neuem Titel
Wäre Homophobie doch immer so leicht zu bekämpfen: Nach einer Anfrage von queer.de und einigen weiteren Beschwerden ändert der Rowohlt-Verlag den Titel eines Buches.
Für seine Taschenbuchreihe hatte der Rowohlt-Verlag vorgestern das Buch "Schutzkleidung ist voll schwul" in einer Pressemitteilung angekündigt. Darin beschreibt Autor Nicholas Grünke auf 224 Seiten den Alltag einer Großbaustelle in Berlin. Im Pressetext wird klar, wie das Wort "schwul" im Titel verwendet wird – nämlich als reines Schimpfwort: Der Autor, heißt es darin, müsse sich durch die Welt der Bauarbeiter schlagen, die "Schutzkleidung für eine unverzeihliche Schwäche halten".
Bei queer.de haben wir uns über diesen Titel gewundert. Immerhin wird derzeit oft genug darüber berichtet, dass das Wort "schwul" gerne negativ besetzt wird und so das Leben insbesondere von jungen Homosexuellen erschwert (queer.de berichtete). Will da der traditionsreiche Verlag wirklich ein Buch unkommentiert bewerben, indem er "schwul" mit dem Wort "scheiße" gleichsetzt?
Wir haben an den Verlag einen Fragenkatalog geschickt – zwei Tage später kam die Antwort der Pressereferentin. Der Verlag hatte sich offenbar zu wenig Gedanken über den Titel gemacht und ändert ihn nun noch vor Erscheinen des Buches.
Hier die gesamte Antwort:
Nach Rücksprache mit der Programmleitung kann ich Ihnen sagen, dass der Titel ein Zitat eines Bauarbeiters ist, mit dem Herr Grünke zusammen gearbeitet hat. Und darum geht es auch in dem Buch: Herr Grünke schildert den Arbeitsalltag auf einer Berliner Baustelle, so, wie er ihn dort erlebt hat.
Eine Relation zwischen "schwul" und "unverzeihliche Schwäche" herzustellen, war niemals unsere Intention. Aus unserer Sicht wäre eine solche Gleichsetzung auch absurd. Da die Formulierung offensichtlich missverstanden werden kann, haben wir sie geändert. Der Titel heißt nun "Schutzkleidung is nich".
Der Fall zeigt, dass noch viel Sensibilisierungsarbeit nötig ist. Das Ziel: "Schwul" sollte genauso wenig als abwertender Begriff benutzt werden wie Worte, die beispielsweise ethnische Minderheiten beschreiben. (dk)














