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"Trocks"-Tänzer Bernd Burgmaier im Interview

Drag Queens auf Ballettschuhen

  • 06. Juli 2013 1 4 Min.

Bernd Burgmaier (links) tanzt bereits seit 14 Jahren für die Trockaderos (Bild: Sascha Vaughan)

Der einzige Deutsche in der legendären "Les Ballets Trockadero de Monte Carlo" erlaubt im queer.de-Interview einen Blick hinter die Kulissen.

Eigentlich stammt Bernd Burgmaier aus einem kleinen Kaff in der Nähe von Ulm. Wie viele ist er aber dem Ruf der Weltstadt New York City gefolgt. Seit der Jahrtausendwende ist der ausgebildete Tänzer im Big Apple bei der Männer-Compagnie "Les Ballets Trockadero de Monte Carlo" dabei. Die Truppe tourt im Juli und August durch Deutschland (queer.de berichtete).

Im Fummel tanzen sich die Jungs bereits seit 1974 die Seele aus dem Leib. Im queer.de-Interview mit Dennis Klein verrät Bernd, was es mit den Trockaderos auf sich hat, wie er zu einer Tänzerin geworden ist und was mit tanzenden Heterojungs passiert.

Ballett und Drag Queens – wie geht das zusammen?

Für diese Frage muss ich in die Vergangenheit gehen: Die Company ist in New York gegründet worden kurz nach den Stonewall-Aufständen, bei denen Drag Queens auch teilgenommen haben. Drei Leute, die Frauenrollen tanzen wollten, haben sie gegründet. Damals war es noch viel mehr Komödie und Slapstick. Langsam wurden sie besser und haben ein breiteres Publikum angezogen. Ich bin seit 14 Jahren dabei und seither hat sich das Level der Tänzer noch einmal gesteigert. Früher war das die letzte Station für Tänzer, inzwischen sind wir ein Ziel für junge engagierte Tänzer, die frisch aus der Schule kommen.


Bernd Burgmaier ungeschminkt (Bild: BB Promotion)

Ist das wirklich so? Die Tänzer kommen aus der Schule, um Drag Queens zu werden?

Wir sind in erster Linie Tänzer und haben den höchsten Respekt für Ballett. Wir machen uns nicht darüber lustig, sondern es ist eine Art Hommage.

Wollt Ihr auch politisch etwas aussagen?

Es ist kein aktiver politischer Kommentar, aber natürlich ist ein politischer Kommentar vorhanden. Das kann gar nicht verhindert werden, wenn Männer sich als Frauen anziehen und tanzen. Wir definieren uns auch nicht als schwule Company, weil wir rein an der Kunstform und dem Rollenspiel interessiert sind. Weil wir nicht aktiv einen politischen Kommentar abgeben, sind die Leute auch eher bereit, sich das anzuschauen.

Wir kamst du zu den Trockaderos?

Ich lebe schon seit 16 Jahren in den Staaten. Ich habe zuvor in Stuttgart und München Tanz studiert und bin nach New York gegangen. Am Anfang war es schwer, weil es dort künstlerisch anders war, als ich es erwartet habe. Nach sechs Jahren Studium wollte ich etwas anderes machen als traditionelles Ballett. Dann habe ich eine Vorstellung der Trockaderos gesehen und gewusst: Hier will ich hin. Ich habe dann am Montag vorgetanzt – und am Mittwoch war ich schon auf Tour.


Die Trockaderos wollen sich nicht über das Ballett lustig machen, sondern eine Hommage widmen (Bild: Sascha Vaughan)

Hattest du dich vorher schon in den Fummel geworfen?

Lustigerweise habe ich schon in meiner frühen Jugend, im Alter von 14 Jahren, Dragauftritte gemacht. Mit Unterstützung meiner Eltern, die mich mit der Videokamera gefilmt haben. Mein erstes Paar Stöckelschuhe hat mir meine Mutter gekauft.

Hast du in all den Jahren bei den Tockaderos nie eine Auszeit gebraucht?

Ich hab das zehn Jahre am Stück gemacht und mir dann eine längere Pause gegönnt. Wir haben ja 120 bis 140 Vorstellungen im Jahr. Das ist eine unheimliche Belastung für den Körper, auch weil wir dabei viel reisen und uns immer in anderen Zeitzonen aufhalten. Ich hab dann eine Tanzschule in New Jersey aufgemacht, bei der ich ein paar Angestellte habe. Ich wollte damit für mich in dieser Industrie Fuß fassen.

Machen auch Heteros bei Euch mit?

Ja, das kam vor, aber die meisten sind schwul. Dazu gibt es auch eine lustige Geschichte: Vor ein paar Jahren kam ein heterosexueller Tänzer zu uns, oder zumindest dachten wir und er das. Ein paar Monate später hat er dann in Japan mit einem anderen Tänzer plötzlich Händchen gehalten. Er musste dann kurze Zeit später eine gerade Linie – oder auf Englisch "straight line" – laufen. Das klappte dann nicht mehr so gut (lacht). Aber das machen wir nicht mit allen Heteros so.

Youtube | So schauen Schwäne nach Ansicht der Trockaderos aus
Tour-Daten

Les Ballets Trockadero de Monte Carlo gastieren ab 23. Juli in Düsseldorf, ab 30. Juli in Köln und ab 6. August in Berlin. Eintrittskarten sind erhältlich ab 19 € (zzgl. Gebühren) über den bundesweiten Ticketservice unter 01805 – 2001 (0,14€/ Min. a. d dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42€/ Min.) oder im Internet unter bb-promotion.com und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Galerie:
Bernd Burgmaier
6 Bilder

#1 FoXXXynessEhemaliges Profil
  • 06.07.2013, 11:07h
  • Das Ballett ist eine Augenweide und ich wünsche ihm, daß es das noch lange gibt!
  • Direktlink »

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