Poster zur Kampagne: Von Politikern der Regierungsparteien wurde die "Berliner Erklärung" überschwänglich begrüßt
Die "Berliner Erklärung" gegen Homophobie im Sport stößt auf ein positives Echo. Den richtigen Worten müssten nun Taten folgen, fordert der FDP-Abgeordnete Michael Kauch.
In der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom wurde am Mittwochmittag die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld initiierte "Berliner Erklärung" vorgestellt, die ein "aktives Vorgehen gegen Homophobie auf allen Ebenen des Sports" fordert. Zu den Erstunterzeichnern gehören neben Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) u.a. auch DFB-Chef Wolfgang Niersbach sowie die Präsidenten von FC Bayern und Werder Bremen Uli Hoeneß und Klaus-Dieter Fischer (queer.de berichtete).
Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, die ebenfalls zu den 15 Erstunterzeichnern der "Berliner Erklärung" gehört, begrüßte die Kampagne: "Das ist ein guter Tag für alle, die für Vielfalt und gegen Ausgrenzung im Fußball stehen. Denn leider sind homophobe und sexistische Sprüche bei Fans und auch bei einzelnen Funktionären immer noch verbreitet", heißt es in einer Pressemitteilung. Lüders hoffe sehr, dass damit die Voraussetzungen für ein Klima geschaffen werden können, in dem das Coming-out eines Fußballers ohne Angst möglich sein wird: "Ein solches Coming-out würde der Bundesliga gut tun. Denn wer in einem Klima der Offenheit und Toleranz leben und spielen kann, der bringt auch bessere Leistungen."
Kauch fordert alle Bundesliga-Vereine zur Teilnahme auf
Offizielle Vorstellung der "Berliner Erklärung" in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom (Bild: Sabine Hauf/Bundesstiftung Magnus Hirschfeld)
Auch der Bundestagsabgeordnete Jens Spahn, der für die CDU Mitglied des Kuratoriums der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ist, forderte ein "Klima der Offenheit und Akzeptanz". Es sei ein "tolles Zeichen, dass die Bundesregierung, Sportmagazine, Bundesligavereine und der DFB hier gemeinsam aufklären, informieren und forschen wollen": "Denn noch müssen sich zu viele junge Männer von der Kreis- bis zur Bundesliga verstecken und in Angst vor dem Outing leben."
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Michael Kauch, ebenfalls ein Mitglied des Kuratoriums, forderte alle Bundesliga-Vereine auf, sich der Initiative anzuschließen und sich an der Finanzierung des Modellprojekts "Fußball für Vielfalt" mit Spenden und durch Buchung von Veranstaltungen beim Partner der Stiftung, der Universität Vechta, zu beteiligen. "Den richtigen Worten müssen nun Taten folgen – damit sich schwule Bundesliga-Profis ebenso wie engagierte Amateure ohne Angst outen können", so der Politiker aus Dortmund.
Bernd Schachtsiek, Vorsitzender des Völklinger Kreises, forderte anlässlich der Vorstellung der "Berliner Erklärung", die Aufmerksamkeit nicht nur auf den Profisport zu richten: "Insbesondere auch der Amateurbereich, in dem abseits der Aufmerksamkeit der Medien viele Nachwuchssportler Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund ihrer (vermuteten) sexuellen Identität erleben, darf bei einer wichtigen Kampagne wie dieser nicht aus dem Blickfeld geraten." (cw)
Update 17.00h: Weitere Reaktionen
Als erster schwul-lesbischer Sportverein begrüßte Startschuss SLSV Hamburg die "Berliner Erklärung": "Endlich gibt es eine öffentlichkeitswirksame, übergreifende Initiative starker Partner, die genau die richtigen Schwerpunkte setzt: Ein vorurteilsfreies Klima und Aufklärung sind die Basis dafür, dass homosexuelle Fußballer mehr Vertrauen in ihr Umfeld fassen und ihr Versteckspiel beenden können", erklärte Startschuss-Sprecher Alexander v. Beyme. Die Erklärung dürfe aber kein Lippenbekenntnis bleiben: "Wenn Verbände, Clubs und Fans sich nachhaltig für eine Kultur der Vielfalt einsetzen, wird das von manchen so ersehnte erste Coming-Out im deutschen Profi-Fußball ganz von selbst kommen." Für v. Beyme ist es "kein Zufall", dass der einzige in einer Top-Liga aktive geoutete Fußball-Profi Robby Rogers in den USA spielt: "im amerikanischen Raum ist das Engagement der Verbände und Vereine gegen Homophobie weit ausgeprägter als bisher in Deutschland."
Die Schwusos nahmen die "Berliner Erklärung" in einer Pressemitteilung "erfreut" zur Kenntnis. "Aber Resolutionen und Erklärungen reichen allein nicht auch. Es müssen Taten folgen", forderten der Bundesvorsitzende Ansgar Dittmar und die Fachsprecherin für den Bereich "Homophobie und Sport" Martina Wilczynski. "Anlaufstellen und Beratungsangebote für betroffene Sportlerinnen und Sportler müssen geschaffen werden. Und es muss für zielführende Aufklärung gesorgt werden, vor allem in der Ausbildung von Trainern und anderen Vertrauenspersonen."
Viele meiner heterosexuellen Freunde sind Fußballfans, und keiner von denen hat ein Problem mit schwulen Fußballprofis, wie sie mir gesagt haben als ich das mal angesprochen hab. Die haben mir stattdessen gesagt, dass sie das "arm" fänden, wenn irgendwer im Stadion homophobe Dinge ruft und dass sie den dann "kreativ niederbrüllen" würden. :D Ich weiß zwar nicht wie es ist als Fußballprofi auf dem Platz zu stehen, aber wenn irgendeine kleine Gruppe von Zuschauern anfangen würde homophobe Dinge zu rufen und dann aber die überwältigende Mehrheit der Zuschauer die homophobe Minderheit "kreativ niederbrüllen" würde, dann würde ich glaub ich nur grinsen. :D Aber vielleicht kommt es ja auch noch nichtmals zu homophoben Ausrufen im Stadion. Wenn man z. B. sowas hier sieht
www.youtube.com/watch?v=69kAXVOXIqU
dann glaub ich nicht, dass man sich als schwuler Fußballprofi fürchten braucht.