Mit einem Tropfen Blut kann man sich in Berlin noch bis Januar 2014 auf HIV und andere Infektionen testen lassen (Bild: Katharine Shields / flickr / by-sa 2.0)
Anonyme Schnelltests für HIV, Syphilis und Hepatitis C werden in Berlin voraussichtlich ab 2014 aus Kostengründen nicht mehr angeboten – Wohlfahrtsverbände und Aids-Aktivisten kritisieren die Entscheidung.
Die Finanzierung der Schnelltests durch die Lottostiftung läuft im Januar nächsten Jahres aus. Bislang hat der Berliner Senat in seinen aktuellen Planungen keine Mittel für die Fortführung des Pilotprojektes vorgesehen. Das Angebot würde jährlich 200.000 bis 300.000 Euro kosten. Eine Sprecherin von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) erklärte gegenüber der "taz", dass die Mittel bereits "anderweitig verplant" seien.
Scharfe Kritik kommt vom Paritätischen Wohlfahrtsverband in Berlin: "Die Berliner Schnelltestkampagne hilft, HIV- Infektionen, Syphilis und Hepatitis C frühzeitig zu entdecken, eine Behandlung einzuleiten und weiterer Ansteckung vorzubeugen", heißt es in einer Pressemitteilung vom Mittwoch. Die Entscheidung des Gesundheitssenators, das Angebot einzustellen, grenze "an unterlassener Hilfeleistung durch das Land Berlin".
Auch die Schwulenberatung Berlin hofft, dass das Angebot durch Umschichtungen im Haushalt doch noch gerettet werden kann. Die Deutsche Aids-Hilfe wies am Donnerstag darauf hin, dass das Angebot der "gesteigenen Bedeutung anderer sexuell übertragbarer Infektionen Rechnung [trägt], die die Übertragungswahrscheinlichkeit von HIV erhöhen".
In den letzten 15 Monaten haben sich mehr als 4.000 Menschen in Berlin testen lassen. Über die Testkampagne haben 53 Menschen von ihrer HIV-Infektion erfahren, bei 52 gab es ein positives Testergebnis für Syphilis, bei 30 wurde Hepatits C festgestellt.
Die Tests richten sich vor allem an bisexuelle und schwule Männer sowie an Drogenkonsumenten. Für einen HIV-Schnelltest ist ein Tropfen Blut notwendig, der an einem Teststreifen angebracht wird. Das Ergebnis liegt nach etwa 60 Minuten vor. Die Ängste, die mit dem Ansteckungsrisiko und einem eventuell positiven Testergebnis verbunden sind, würden "von den erfahrenen freien Trägern der Testkampagne kompetent aufgefangen und eine medizinische Betreuung ermöglicht", so der Paritätische Wohlfahrtsverband. (dk/pm)