Während der Pflasterstein-Attacke hielt sich noch ein Café-Mitarbeiter in den Räumen des Zentrums auf. Er blieb unverletzt. (Bild: mhc)
In der Nacht zu Mittwoch zertrümmerten zwei Unbekannte die Frontscheiben von Hamburgs queerem Zentrum.
Schock kurz vor dem CSD in der Hansestadt: In der Nacht zu Mittwoch wurde die Frontscheiben des Hamburger Magnus Hirschfeld Centrums (mhc) mit Pflastersteinen zertrümmert. "Offensichtlich handelt es sich um einen gezielten Anschlag", heißt es in einer Pressemitteilung des queeren Zentrums am Borgweg 8.
Die Tat ereignete sich etwa eine Viertelstunde nach Mitternacht. Ein Café-Mitarbeiter, der zu dieser Zeit noch im Zentrum war, blieb unverletzt und alarmierte die Polizei, die nun gegen Unbekannt ermittelt. Eine Nachbarin, die wegen des lauten Knalls ans Fenster geeilt war, beobachtete zwei Personen, die über die Straße flüchteten. Im offiziellen Hamburger Polizeibericht wurde der Anschlag bislang nicht vermeldet.
Zusammenhang mit weiterer antihomosexueller Gewalttat vermutet
Diese Pflastersteine hatten die unbekannten Täter extra mitgebracht (Bild: mhc)
Die Pflastersteine, mit denen die Scheiben eingeworfen wurde, hatten die unbekannten Täter extra mitgebracht. Die Frontfenster wurden im Laufe des Mittwochs notverglast.
Das Magnus Hirschfeld Centrum vermutet einen möglichen Zusammenhang mit einer antihomosexuellen Gewalttat, die sich am Sonntag zuvor im Hamburger Stadtpark ereignete. Eine Gruppe von jungen Männern hatte in der Nacht gezielt schwule Männer beleidigt, sie mit Scheinwerfern geblendet und mit Elektroschockern bedroht. Mehrere Opfer brachten diese Überfälle zur Anzeige. Als die Polizei im Stadtpark eintraf, waren die Täter jedoch bereits verschwunden.
"Das Team des mhc ist schockiert und entsetzt über diese Gewalttaten", heißt es in der Pressemitteilung. Das Magnus Hirschfeld Centrum feierte in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Es wurde 1983 vom gemeinnützigen Trägerverein Unabhängige Homosexuelle Alternative e.V. als Beratungs-, Kommunikations- und Kulturzentrum ins Leben gerufen.
SPD-Abgeordneter verurteilt den Anschlag
In einer ersten Reaktion zeigte sich der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Philipp-Sebastian Kühn "entsetzt und erschrocken" über den Anschlag auf das mhc. "Gerade jetzt zum Hamburger CSD zeigt das, wie wichtig es ist, ständig für Toleranz und gegen Homophobie zu kämpfen", erklärte der schwule Politiker. "Ich verurteile den Anschlag zutiefst und rufe alle auf, am kommenden Wochenende gegen antihomosexuelle Gewalt und für ein friedliches Miteinander auf die Straße zu gehen." (cw)
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