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Russland-Boykott
New Yorker schütten Wodka weg
- 01. August 2013 2 Min.

Manhattans Straßen füllen sich mit Hochprozentigem
In den USA boykottieren viele Homo-Bars inzwischen russischen Wodka – in New York City haben dutzende Aktivisten bei einer Protestaktion öffentlich die Spirituose in den Ausguss geleert.
Russischer Wodka ist bei vielen partyerprobten Szene-Gängern inzwischen tabu, seitdem Russland Homo-"Propaganda" verboten hat: Dem Boykott-Aufruf des prominenten schwulen Aktivisten Dan Savage folgten binnen einer Woche Homo-Bars in Chicago, San Francisco, Seattle und anderen amerikanischen Städten. In New York City fanden sich am Mittwoch sogar hunderte Aktivisten ein, um ihre Wodka-Reserven wegzukippen. Die Geschichte fand großen Anklang in den US-Medien. Hier sind Videos:
In seinem Blog begründet Savage den Boykottaufruf so:
Die meisten von uns planen nicht, zu den Olympischen Spielen nach Sotschi zu gehen, also können wir diese nicht boykottieren. […] Es gibt aber etwas, das wir hier und jetzt tun können, um unsere Solidarität mit russischen Schwulen und Lesben und deren Verbündeten zu zeigen und internationale Aufmerksamkeit auf die Verfolgung von schwulen Männern, Lesben, Bisexuellen, Transpersonen und heterosexuellen Verbündeten in Putins immer Russland zu lenken, das immer mehr in den Faschismus abgleitet: Boykottiert russischen Wodka.
Savage gilt in den USA als Institution. Er hat unter anderem die "It gets better"-Kampagne ins Leben gerufen. Manche Aktivisten warnen jedoch, dass der Boykott die Falschen trifft. So erklärte Regina Elsner von der russisch-deutschen Gruppen Quarteera:
Den Menschen vor Ort bringen diese Boykotte aber nichts, und die russische Politik treffen sie wirtschaftlich nicht. Im schlimmsten Fall lenken sie noch mehr Aggressionen auf die ohnehin diskriminierten Menschen, nach dem Motto: Ihr seid schuld, dass unsere Wirtschaft beeinträchtigt wird oder unsere internationalen Kontakte leiden.
Auch manche russische Wodka-Hersteller fühlen sich ungerecht behandelt. So unterstützt Stolichnaya ("Stoli") die schwul-lesbische Szene insbesondere in den USA seit Jahren. Auf ihrer Facebook-Seite hat die Firma, die offiziell in Luxemburg angesiedelt ist, auch die russische Homo-Politik scharf kritisiert (queer.de berichtete).
In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Aktivisten Michelangelo Signorile hat Stoli-Chef Val Mendelew sein Krisenmanagement beschrieben:
Ich habe Interviews gegeben, manche von ihnen in Russland, und unsere Position unterstrichen. Wir sind erschüttert über die fehlende Toleranz in Russland und darüber, dass das Gesetz Rechte einschränkt. Zur gleichen Zeit analysieren wir, was wir im Land dagegen tun können. Wahrscheinlich werden wir eine internationale oder lokale Hilfsorganisation auswählen, die das besser weiß als wir, was in Russland zu tun ist. Diese werden wir finanziell unterstützen.
Es wäre wohl unfair, diesen Verbündeten wegen seiner Herkunft in Sippenhaft zu nehmen – speziell wenn man Wodka einfach durch jamaikanischen Rum ersetzt… (dk)














