Nicht nur unter Fußballern, auch unter Leichtathleten scheint Homosexualität noch immer ein Tabu zu sein (Bild: André Zehetbauer / flickr / by-sa 2.0)
Der Ex-Stabhochspringer fordert die Teilnehmer der Leichtathletik-WM in Moskau auf, ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen. Doch kein Einziger im deutschen Team ist offen lesbisch oder schwul.
Zum Beginn der Leichtathletik-WM in Moskau hat sich der transsexuelle Ex-Stabhochspringer Balian Buschbaum trotz der homophoben Gesetzgebung gegen einen Boykott von internationalen Sportveranstaltungen in Russland ausgesprochen. Der 33-Jährige rief die Sportler allerdings auf, vor Ort ein Zeichen zu setzen.
"Die Athleten sind in einer schwierigen Lage", sagte Buschbaum in einem Interview mit stern.de. "Sie sind dort, um ihren Sport auszuüben und ihre Leistung zu bringen. Nicht um Politik zu machen. Eigentlich sollte Sport nichts mit Politik zu tun haben, hat er aber doch. Es bringt allerdings nichts zu sagen, ich nehme da nicht teil. Damit ist niemandem geholfen, denn dann müssen sich die Hinterwäldler vor Ort nie verändern."
Sportler sollen Menschenrechtsverletzungen anprangern
Balian Buschbaum war unter dem Namen Yvonne Buschbaum als erfolgreiche deutsche Leichtathletin im Stabhochsprung aktiv und beendete 2007 die Sportlerlaufbahn
Auf die Frage, was Sportler konkret tun könnten, meinte der ehemalige Stabhochspringer: "Vor den Wettkämpfen sind die Athleten auf ihren Sport konzentriert, haben den Kopf nicht frei. Aber danach hat jeder die Chance, sich in Interviews frei zu äußern und die Menschenrechtsverletzungen in Russland anzusprechen und anzuprangern". Jeder Athlet sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein, sagte Buschbaum. "Es ist aber wichtig, dass jeder Sportler etwas Positives aus seiner Art des Protestes zieht."
Im Interview mit stern.de erklärte Buschbaum auch, dass er persönlich mehrere schwule und lesbische Sportler kenne, die an der Leichtathletik-WM teilnehmen. Offiziell ist jedoch von keinem aktiven Profi-Leichtathleten aus Deutschland bekannt, dass er oder sie homosexuell wäre. Lediglich von der ehemaligen Siebenkämpferin Sabine Braun ist bekannt, dass sie in einer Beziehung mit ihrer ehemaligen Trainerin lebt.
DLV kritisiert russische Gesetzgebung
Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV), meinte hingegen im Gespräch mit Zeit Online, dass ihm kein Fall bekannt sei, in dem ein Athlet seine Homosexualität aus Angst verborgen habe. "Entweder haben wir momentan niemanden, der eine solche Ausrichtung hat, oder er will es aus irgendwelchen Gründen nicht öffentlich machen", erklärte er. Handlungsbedarf sieht Prokop nicht: Seine Sportler seien mündig und hätten nie der Hilfe des Verbandes bedurft.
An den russischen Gastgebern der WM übte der DLV-Präsident scharfe Kritik: "Das Anti-Homosexuellen-Gesetz widerspricht der Intention der Wettbewerbe. Ich würde mir wünschen, dass es außer Kraft gesetzt wird." Bei den Athleten, so seine Einschätzung, sei Russlands homophobe Politik jedoch kein Thema. Sie seien vor den Wettkämpfen in erster Linie mit der Vorbereitung beschäftigt.
Die Leichtathletik WM hat am Samstag im Moskauer Olympiastadion Luschniki begonnen. Sie endet am 18. August. (cw)
Die Sportler vor Ort sollen aber seiner Meinung nach das Risiko einer Geldstrafe oder sogar eine Haft in Kauf nehmen.
Versteht mich nicht falsch, ich bin absolut gegen das, was zurzeit in Russland passiert! Aber warum müssen die Sportler da mit reingezogen werden, die nichts anderes wollen, außer ihrem Lebenstraum nachgehen.
Wie wärs wenn wir die Politik einfach mal Politik sein lassen und den Sport Sport?