Christian und Rüdiger Zimmermann sind die ersten, die eine Heiratsurkunde von ihrer Kirche erhalten
Die hessische Landeskirche schreitet voran: Zum ersten Mal heiratet ein gleichgeschlechtliches Paar in Deutschland in einem Gotteshaus.
Am Samstag hat die evangelische Kirche erstmals eine homosexuelle Trauung kirchenrechtlich beurkundet: Die Hochzeit von Christoph und Rüdiger Zimmermann wurde in einer Kirche in Seligenstadt im Landkreis Offenbach gefeiert. Das Paar ist bereits seit zehn Jahren zusammen.
"Gleichgeschlechtliche Ehen habe ich schon häufiger geschlossen", erklärte Pfarrerin Leonie Krauß-Buck gegenüber der "Offenbach-Post". Neu sei jetzt aber die kirchenrechtliche Beurkundung.
Damit behandelt die evangelische Kirche in Hessen-Nassau (EKHN) Homo-Paare bei der Partnerschaft erstmals gleich wie Heterosexuelle. Bislang haben lediglich die Hälfte der 20 evangelischen Landeskirchen Segnungen für Homo-Paare angeboten, aber keine Trauungen. In Hessen-Nassau gibt es diese Segnungen bereits seit Einführung des Lebenspartnerschaftsgesetzes 2001. Nach Angaben der EKHN werden bereits jetzt jedes Jahr rund 20 Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren durchgeführt.
Schritt in Richtung Normalität
EKHN-Sprecher Krebs Krebs begrüßte die Premiere: "Jeder Schritt in Richtung Normalität ist für Homosexuelle ein richtiger Schritt". Diskriminierende Sätze in der Bibel sieht er nicht als Problem an: "Das Wort Gottes kleidet sich in Texte aus bestimmter Zeit", so Krebs.
Dagegen kritisieren Konservative, dass die Protestanten die Bibel nicht ernst nehmen würden, wenn sie Homosexuelle gleich behandelten: "Meiner Meinung nach wird hier die Heilige Schrift zurecht gebogen", sagte Eberhard Hoppe vom Evangelischen Gemeinschaftsverband Herborn gegenüber dem Hessischen Rundfunk.
Die Dachorganisation Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sorgte bereits im Juni für Aufregung, als sie in einer Orientierungshilfe homosexuelle Beziehungen als "gleichwertig" bezeichnete (queer.de berichtete). Das führte zur Kritik von evangelikalen Mitgliedern und aus der katholischen Kirche. So drohte der katholische Bischof von Münster, Felix Genn, mit Konsequenzen bei der Ökumene, sollte die evangelische Kirche ihren homofreundlichen Kurs beibehalten (queer.de berichtete). (dk)