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Protest gegen Homo-"Propaganda"-Gesetz?

Lesbischer Kuss bei Leichtathletik-WM in Moskau

  • 18. August 2013 69 4 Min.

Homo-"Propaganda" auf der Siegertribüne in Moskau (Bild: Dukor/Reuters)

Die russischen Sprinterinnen Xenija Ryschowa und Tatjana Firowa feierten ihren Sieg im 4-mal-400-Meter-Staffellauf mit einem Kuss auf der Siegertribüne. Unterdessen musste die schwedische Hochspringerin Emma Green Tregaro ihre Regenbogenfingernägel umlackieren.

War es nur ein spontaner Ausdruck der Freude oder ein bewusstes politisches Zeichen? Gleich zweimal haben sich die beiden russischen Sprinterinnen Xenija Ryschowa und Tatjana Firowa am Samstag bei der Leichtathletik-WM in Moskau auf den Mund geküsst – unmittelbar nach dem Sieg im 4-mal-400-Meter-Staffellauf und dann später noch einmal auf der Siegertribüne bei der Verleihung der Gold-Medaille. Ihre Teamkolleginnen Gushchina Julia und Antonina Kriwoshapka wirkten von der Aktion der beiden Frauen überrascht. Eine offizielle Stellungnahme der küssenden Sportlerinnen steht bislang aus.

Nach dem seit Juli geltenden Gesetz gegen Homo-"Propaganda" ist in Russland jede öffentliche positive Darstellung von Homosexualität verboten, angeblich aus Gründen des Jugendschutzes. Verstöße werden mit Geldstrafen von umgerechnet rund 100 bis 120 Euro geahndet. Bei "Offiziellen" wie etwa Lehrern liegt die Strafe beim zehnfachen Betrag, bei Organisationen sogar bei 12.000 bis 24.000 Euro. Die Geldstrafen erhöhen sich auch, wenn die "Propaganda" unter "Nutzung von Medien" stattfindet (queer.de berichtete).

Emma Green Tregaro wurde mit Disqualifikation gedroht


Ein "Verstoiß" gegen die Verhaltenskodex des Leichtathletik-Weltverbands IAAF: Emma Green Tregaros Fingernägel in Regenbogenfarben (Bild: Instagram)

Unterdessen wurde die schwedische Hochspringerin Emma Green Tregaro, die sich aus Protest gegen die homophobe Gesetzgebung im Gastgeberland die Fingernägel in Regenbogen­farben lackiert hatte (queer.de berichtete), vom Leichtathletik-Weltverband IAAF verwarnt. Green Tregaro müsse mit Disqualifikation rechnen, sollte sie an ihrem Protest festhalten, erklärten Funktionäre bei einem Gespräch mit Vertretern des schwedischen Verbands. Bunte Fingernägel würden den Verhaltenskodex des Verbands verletzen. Laut der IAAF-Vorgaben ist es Athleten untersagt, während eines Wettkampfes politische oder werbliche Aussagen zu machen. Im Finale trat die 28-Jährige schließlich mit rotlackierten Fingernägeln an.

Gegenüber homophoben Meinungsäußerungen hatte sich der IAAF zuvor deutlich toleranter gezeigt. So hatte der Verband die Aussage der russischen Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa, "Männer sollten Frauen lieben und umgekehrt, dies ergibt sich aus der Geschichte", als "freie Meinungsäußerung" verteidigt. Die Weltmeisterin hatte ihre Äußerungen nach heftiger Kritik allerdings relativiert (queer.de berichtete).

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Ein Vorgeschmack auf die Olympischen Winterspiele in Sotschi


Neue Online-Petition: Wo Menschenrechte verletzt werden, darf nicht weggeschaut werden

Der aktuelle Streit zur Leichtathetik-WM in Moskau dürfte sich im Februar 2014 bei den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi noch einmal wiederholen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Ende vergangener Woche bereits damit gedroht, Sportler von den Spielen auszuschließen, die sich öffentlich für LGBT-Rechte aussprechen. Dies sei keine Sanktion, sondern ein Mittel, um Athleten zu schützen, die sich sonst zu einer politischen Aussage gezwungen fühlen könnten, erklärte IOC-Sprecherin Sandrine Tonge (queer.de berichtete). Was genau das IOC unter Strafe stellen wird – das Tragen von Regenbogenstickern, Händchenhalten oder Küsse zwischen Menschen des gleichen Geschlechts -, wollte die Sprecherin nicht präzisieren.

Der SPD-Bundestags­abgeordnete Johannes Kahrs nannte die Warnung des IOC am Wochenende "ungeheuerlich". "Russische Rechtsextreme, die homo­sexuelle Menschen demütigen und foltern und Videos davon ins Internet stellen, werden nicht bestraft. Stattdessen kritisiert man mutige Sportler, die ihre Medaillen den Schwulen und Lesben Russlands widmen oder auch nur ihre Fingernägel in den Farben des Regenbogens lackieren", heißt es in einer Pressemitteilung des schwulen Politikers. Durch die Drohung, sich kritisch äußernde Athleten zu disqualifizieren, zementierte das IOC die Degradierung der Spiele in Sotschi zur "reinen Show", so der SPD-Abgeordnete aus Hamburg. Er forderte erneut eine Verlegung der Winterspiele etwa ins kanadische Vancouver.

Unterdessen haben besorgte Bürger eine Online-Petition an den Deutschen Olympischen Sportbund gestartet, in der die deutsche Olympiadelegation aufgefordert wird, Menschenrechtsverletzungen nicht tatenlos zu ignorieren, wenn sie zu Gast in Sotschi ist. Darin heißt es u.a.: "Natürlich erfordert das Gast sein in einem anderen Land auch eine gewisse Toleranz für die entsprechend andere Kultur. Wo jedoch Menschen ausgegrenzt werden, ihnen die unveräußerlichen Rechte auf Meinungs- und Gewissensfreiheit genommen werden und ihnen systematisch das Leben schwer, vielleicht sogar unmöglich gemacht wird, da verlangt es unsere Kultur und unsere Menschlichkeit, zu handeln."

Konkreter Vorschlag der Petition: Als "Zeichen der Solidarität" sollte die deutsche Delegation bei sämtlichen öffentlichen Veranstaltungen außerhalb der Wettkämpfe mit Regenbogen-Pins auftreten. (cw)

Wöchentliche Umfrage

» Die Diskussion um Olympia 2014 im russischen Sotschi reißt nicht ab. Was denkst Du darüber?
    Ergebnis der Umfrage vom 12.08.2013 bis 19.08.2013
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#1 NickAnonym
  • 18.08.2013, 12:53h

  • Gut!
    Jetzt müssen nur noch die Männer folgen.
    Um was wetten wir, dass die sich das nicht trauen?
    Naja, die Folgen des Paragraphen der "Homopropaganda" wirken sich bisher vor allem auf Schwule negativ aus.
  • Direktlink »
#2 FOX-NewsAnonym
  • 18.08.2013, 13:07h

  • Problem: Sich küssende Frauen könnten auch nur Freundinnen sein. Es müssen Männer folgen! Ich danke dennoch den mutigen Mädels und finde es beschämende, dass sich die Schwedin die Nägel umlackieren musste wegen einer Disqualifikation; Homohass aber von Sportlern ohne Konsequenzen bleibt. Das ist so lächerlich und traurig zugleich.
  • Direktlink »
#3 usererEhemaliges Profil
  • 18.08.2013, 13:15h
  • Können wiruns eigentlich vorstellen, welchen Mut diese beiden Sprinterinnen beweisen? Abgesehen von rechtlichen Folgen wie Geldstrafen riskieren die beiden ihre Karriere.

    Ich finde, kein deutscher Politiker darf auf dieser WM oder bei den Olympischen Spielen in Sotschi auftreten. Keine internationlae Bühne für Putin den Religionsfaschisten.
  • Direktlink »

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