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- 19. August 2013 3 Min.

Sport- und Jugendminister Witali Mutko behauptet, Schwule und Lesben seien generell eine Gefahr für Jugendliche
Nach der Leichtathletik-WM hadert die russische Regierung mit der westlichen Kritik an homofeindlichen Gesetzen und vergleicht sexuelle Minderheiten mit Alkoholikern – ein Vergleich, der offenbar auch beim Deutschen Olympischen Sportbund geläufig ist.
Der russische Sport- und Jugendminister Witali Mutko hat am Sonntag erneut das Gesetz gegen Homo-"Propaganda" verteidigt, indem er Schwule und Lesben mit Alkoholikern und Drogenabhängigen gleichsetzte. Bei einer Pressekonferenz anlässlich des Abschlusses der Leichtathletik-WM in Moskau sagte der Minister nach Angaben von russischen Nachrichtenagenturen: "Wir wollen unsere junge Generation schützen, deren Psyche sich noch nicht geformt hat", so der 54-Jährige im Luschniki-Stadion in Moskau. "Wir wollen sie vor der Propaganda für Betrunkensein, Drogen und nicht traditionelle sexuelle Verhältnisse schützen. Wenn sie zu Erwachsenen heranwachsen, müssen sie definieren, was sie für sich selber wollen."
Mutko, der auch im 27-köpfigen Vorstand des Weltfußballverbandes FIFA sitzt, hat abgestritten, dass Homosexuelle in seinem Land benachteiligt werden: "Ich musste die Frage schon oft beantworten. Lassen Sie mich noch einmal klarstellen: Dieses Gesetz diskriminiert niemanden, auch nicht Ausländer, weder Athleten, Teilnehmer oder Organisatoren von Sportevents oder irgend jemand, der Russland besucht".
"Bei einem Sportfestival redet man nur über Sport"
Bereits vor dem Start der Leichtathletik-WM, die am Sonntag zu Ende gegangen ist, hatte der Minister erklärt, dass homosexuelle Teilnehmer nicht diskriminiert werden würden, solange sie nicht über ihre sexuelle Orientierung sprechen würden. "Bei einem Sportfestival redet man nur über Sport", so Mutko damals lapidar (queer.de berichtete).
Die Weltmeisterschaft war das erste internationale Sportevent, das nach der Einführung des Gesetzes gegen Homo-"Propaganda" Ende Juni stattgefunden hat. In Russland ist im kommenden Februar die nächste sportliche Großveranstaltung geplant: die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. Zudem soll das Land 2018 die Fußball-Weltmeisterschaft austragen.
Auch DOSB vergleicht Homosexualität mit Alkohol-Missbrauch
Der Vergleich zwischen Homosexuellen und Alkohol-Missbrauch ist offenbar auch unter deutschen Sportfunktionären verbreitet. So hat Christian Klaue, der Sprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), im am Montag erschienenen "Spiegel" erklärt, man müsse sich an lokale Gesetze halten. Das sei "wie bei Trunkenheit am Steuer: Manchmal ist bei 0,8 Promille die Grenze, manchmal bei 0,0". Er verwies auf die Regel des Internationalen Olympischen Komittees, wonach politische Demonstrationen an Sportstätten verboten seien – dazu zählt er offenbar auch das Zeigen einer homosexuellen Identität.
Mit dem Gesetz gegen Homo-"Propaganda" ist in Russland jede öffentliche positive Darstellung von Homosexualität verboten worden, angeblich aus Gründen des Jugendschutzes (queer.de berichtete). Ausländer können bei einem Verstoß gegen das vage Gesetz für bis zu 15 Tage in Arrest genommen oder ausgewiesen werden.
Bislang wurden Sportler oder Zuschauer im Rahmen der WM jedoch für das Zeigen der Regenbogenfahne oder ähnliche Aktionen nicht festgenommen. Allerdings wurden in St. Petersburg im Juli mehrere Niederländer verhaftet, weil sie eine Dokumentation über Homo-Rechte gedreht haben. Gegen die Ausländer wurde daraufhin ein dreijähriges Einreiseverbot ausgesprochen (queer.de berichtete).
Das Gesetz wurde von Politikern aus westlichen Ländern scharf kritisiert. Auch während der WM gab es zahlreiche Zwischenfälle: So hat etwa der amerikanische Mittelstreckenläufer Mark Symmonds seine Silbermedaille Schwulen und Lesben gewidmet. Am Sonntag hat auch ein gleichgeschlechtlicher Kuss zwischen zwei russischen Sprinterinnen für Aufmerksamkeit gesorgt (queer.de berichtete). (dk)














