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"Deine Homosexualität spielt keine Rolle"
Papst ruft schwulen Katholiken an
- 06. September 2013 3 Min.

Papst Franziskus gibt sich beim Thema Homosexualität liberaler, bekämpft aber weiterhin Gesetze zur Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben (Bild: George Martell / flickr / by-nd 2.0)
Zu Update springen: Vatikan dementiert Anruf (13:45 Uhr)
Der Vatikan setzt seine Charmeoffensive fort: Jetzt hat der Papst offenbar persönlich einen gläubigen Schwulen in Frankreich angerufen, um ihm Mut zu machen.
Papst Franziskus soll einem schwulen Katholiken aus Toulouse am Telefon versichert haben, dass dessen sexuelle Orientierung "keine Rolle" spiele. Das sagte der 25-jährige Verkäufer Christophe Trutino gegenüber "La Dépêche du Midi". Wie die Tageszeitung am Freitag meldete, hatte sich der Anruf bereits am Donnerstag vergangener Woche ereignet. Zuvor hatte Trutino einen Brief an Franziskus geschrieben, in dem der Katholik seine Probleme schilderte, seinen Glauben und seine Homosexualität unter einen Hut zu bringen. Dabei beschrieb er, wie er wegen seiner sexuellen Orientierung seit seiner Schulzeit gemobbt und angefeindet worden ist.
Völlig überraschend, so Trutino, habe der Papst gegen 14 Uhr angerufen. Er soll nach Angaben von Trutino das neunminütige Gespräch auf Spanisch mit den Worten begonnen haben: "Ich habe den Brief erhalten, den du mir geschickt hast." Daraufhin habe das Oberhaupt der katholischen Kirche ihm versichert: "Deine Homosexualität spielt keine Rolle. Wir müssen tapfer bleiben, weiterhin glauben und beten und gut sein." Jeder Mensch sei "ein Kind Gottes", so der 76-jährige Argentinier. "Wir kehren alle einmal zurück zu Gott. Nur Gott weiß, was gut ist."
Papst "sehr menschlich"
Trutino zeigte sich von dem Anruf sehr beeindruckt. Er sei danach "voller Emotionen" gewesen: "Das war aber wie ein Gespräch mit einem Freund. Er ist nett, sehr menschlich".
Ein Sprecher des Papstes wollte das Gespräch nicht bestätigen, weil der Vatikan private Unterhaltungen nicht mit Journalisten diskutiere. Federico Lombardi, der Generaldirektor von Radio Vatikan, dementierte den Anruf jedoch nicht.
Papst Franziskus hatte erst im Juli die Öffentlichkeit überrascht, als er bei einer spontanen Pressekonferenz in einem Flugzeug erklärte, dass die "Tendenz zur Homosexualität" kein Problem sei. Er bezeichnete dabei Schwule als "unsere Brüder" (queer.de berichtete).
Allerdings wird aktive Homosexualität vom Vatikan weiterhin als Sünde angesehen. Wegen dieser Haltung versucht der Vatikan auch auf die Politik gegenüber Schwulen und Lesben Einfluss zu nehmen: Die katholische Kirche versteht sich weltweit als Lobby-Gruppe sowohl gegen Antidiskriminierungsgesetze als auch gegen die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren. So forderte Papst Franziskus erst im Juni die französische Regierung auf, Homosexuellen das Recht auf Eheschließung wieder zu entziehen (queer.de berichtete). Der Chef der französischen Bischofskonferenz machte sogar noch deutlicher Stimmung gegen Homosexuelle: André Vingt-Trois behauptete, die Gleichbehandlung führe zu einer "gewalttätigen Gesellschaft" (queer.de berichtete). (dk)
Update 13:45 Uhr: Vatikan dementiert Anruf: Am Freitagmittag hat der Vatikan nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA erklärt, dass der Anruf nicht stattgefunden habe. Ciro Benedettini, der stellvertretende Pressesprecher des Vatikans, sagte, er dementiere die Geschichte "in vollem Umfang". Weitere Kommentare lehnte Benedettini ab.














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