Bundeskanzlerin Merkel musste in der ARD-"Wahlarena" endlich mal Farbe bekennen.
In der ARD-"Wahlarena" sagte die Bundeskanzlerin, sie tue sich wegen des Kindeswohls schwer mit einem gemeinschaftlichen Adoptionsrecht für Homo-Paare.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich am Montag in der ARD-Sendung "Wahlarena" gegen ein gemeinschaftliches Adoptionsrecht für Homo-Paare ausgesprochen. Auf eine entsprechende Frage eines schwulen Mannes, der mit seinem Partner ein Kind adoptieren möchte, sagte die Kanzlerin, es verstehe "sich von selbst, dass ich gegen Diskriminierung bin". Auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen würden "gleiche Werte gelebt".
Soweit Standardsätze der Kanzlerin, die dann meinte: "Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass ich mich schwer tue mit der völligen Gleichstellung." Man habe ja bereits die Sukzessivadoption, zu der das Bundesverfassungsgericht die Regierung allerdings gezwungen hatte. Auch demnächst müssen Schwule und Lesben mit Kindeswunsch wohl auf Karlsruhe oder die Opposition setzen: "Ich persönlich (…) werde jedenfalls selber nicht einen Gesetzentwurf einbringen für eine komplette Gleichstellung, für die Adoption", sagte Merkel. "Ich weiß, dass das für viele gleichgeschlechtliche Paare schwer ist, aber ich bin mir einfach da nicht ganz sicher."
Auf die Nachfrage des Mannes nach ihren Gründen sprach Merkel von einer "kontroversen Diskussion" und "der Frage des Kindeswohls": "Um die [Kinder] geht es nunmal." Sie mag damit "manch einem veraltet daher kommen", aber das müsse sie aushalten. Sie dürfe es nicht verschweigen, dass sie sich schwer tue mit der Problematik. Es könne sein, dass durch Rechtsprechung und gesellschaftliche Entwicklung eine Gleichstellung komme. Aber: "Ich werde, das sage ihnen ganz offen, einen solchen Gesetzentwurf von meiner Partei aus nicht einbringen."
Nicht als einzige Bedenken
Beim Abspann der Sendung gab Merkel dem enttäuschten schwulen Mann aus der Sendung noch die Hand
Der Mann aus dem Publikum ließ nicht locker und fragte, ob Merkel nicht ihre Meinung über den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetz stelle. Merkel sagte, sie sei "nicht die allereinzigste", die sich bei dem Thema "schwer tut". Zu dem Mann sagte sie: "Lassen Sie es bei dieser Offenheit bestehen und dann lebe ich damit, dass ich mich da noch etwas schwer tue." Insgesamt hatte Merkel spürbar Schwierigkeiten, ihre Haltung verständlich zu machen – die Argumente fehlten.
Auf die Frage eines Moderators, ob sie mit der Ablehung des Adoptionsrechts nicht auch ihrem Außenminister Guido Westerwelle einen Wunsch ausschlage, sagte Merkel, sie habe eine ehrliche Meinung und dazu auch viele Debatten mit ihm und den Lesben und Schwulen in der Union gehabt. Sie stehe zu ihrer Meinung, sie sei "unsicher, was das Kindeswohl anbelangt. Und diese Unsicherheit möchte ich einfach zum Ausdruck bringen möchten, ohne dass ich jemand diskriminieren möchte".
Nein-Wort vor Millionenpublikum
Bei den Second-Sreen-Nutzern auf tagesschau.de kamen Merkels Äußerungen zur Adoption zumeist nicht gut an
Es ist nicht das erste Mal, dass Merkel eine völlige Gleichstellung ablehnt. Entsprechendes äußerte sie allein in den letzten Wochen in einem Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur (queer.de berichtete) oder bei einer Veranstaltung von Evangelikalen (queer.de berichtete). Auch im Zuge einer Gleichstellungsdebatte im Frühjahr, die in der Union zu nichts führte, hatte Merkel von ihrer Unsicherheit bei dem Thema gesprochen. Allerdings war das Nein-Wort Merkels am Montag erstmals in längerer Form von einem Millionenpublikum zu sehen. (nb)
Youtube | Merkel und das Adoptionsrecht in der ARD-"Wahlarena"