Jugendliche haben ihre eigenen Themen und Fragen, so auch zur Bundestagswahl
Das Projekt queer@school des Jugendnetzwerks Lambda hat die Parteien zu den brennenden Anliegen von LGBT-Jugendlichen befragt – und teils erschreckend desinteressierte Antworten bekommen.
Das Nein von Angela Merkel und Union zu einem gemeinschaftlichen Adoptionsrecht mag das große Thema dieser Bundestagswahl aus LGBT-Sicht sein. Doch es gibt noch andere Themen als die, auf die man gemeinhin achtet.
Das Jugendnetzwerk Lambda in Berlin-Brandenburg hat jetzt Antworten der Parteien auf Fragen veröffentlicht, die schwule und lesbische sowie trans- und intersexuelle Jugendliche im Rahmen des Projekts "queer@school" bei zwei Workshops erstellt haben. Schnell merkt man, dass hier noch ganz andere Themen wichtig sind, das alltägliche Diskriminierung noch immer ein großes Problem darstellt.
"Die Jugendlichen haben das ganze gemacht, da es in Berlin kaum Angebote für Jugendliche gibt", berichtet Michael Ruben Bandt vom Jugendnetzwerk Lambda. Anders als in anderen Städten fehlt ein queeres Jugendzentrum. "Und bei Fällen von Diskriminierung z.B. an Schulen gibt es im Gegensatz zu Erwachsenen keine speziellen Informationen bzw. Projekte."
Probleme beim Coming-out? Auf zum Arzt!
Die Fragen der Jugendlichen richteten sich an alle im Berliner Abgeordnetenhaus oder Bundestag vertretenen Parteien. Besonders die Antworten von CDU und FDP fielen enttäuschend und oft erschreckend desinteressiert aus: Oft wurde allgemein auf die Antidiskriminierungsstelle des Bundes verwiesen oder auf die Zuständigkeit der Länder bei Bildungsfragen. Andere Parteien antworteten konkreter oder verwiesen auf eine Gestaltungsmöglichkeit via "Liquid Feedback".
Zu der Feststellung, dass die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bislang keine spezifischen Projekte für Kinder und Jugendliche fördert, antworten etwa nur die Oppositionsparteien im Bundestag mit der Forderung, die Stelle finanzieller besser auszustatten und gezielte Projekte für Kinder und Jugendliche zu fördern.
Während die FDP an mehreren Stellen zunächst nähere Studien fordert und die CDU gleich auf zwei Fragen betont, mit dem Antidiskriminierungsgesetz "einen wirksamen Diskriminierungsschutz" sicher gestellt zu haben und "sich gegen homophobe Tendenzen genauso wie gegen jede Form der Diskriminierung" zu stellen, greifen die anderen Parteien Themen wie Schulbücher oder Aktionspläne gegen Homophobie konkret auf.
Erschreckend ist vor allem eine Antwort der CDU zu einer Frage nach jugendgerechter Coming-out-Begleitung. Es sei staatliche Aufgabe, Beratungsstellen einzurichten, die "Menschen in besonders schwierigen Lebenssituationen benötigen", so die Antwort. "Es gibt Beratungsangebote für Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung. Neben diesen gibt es gerade für Kinder und Jugendliche ärztliche und psychotherapeutische Beratungsstellen, die auf deren Bedürfnisse spezialisiert sind." (nb)
Ähnlich wie die Wahlprüfsteine des LSVD und der AIDS-Hilfe das gemacht haben...
Die ausführlichen Antworten / Begründungen kann man ja dennoch veröffentlichen, falls es jemand noch genauer wissen will.