https://queer.de/?20067
Aktion gegen Gauweiler
Schwuler SPD-Kandidat kopiert Grünen-Plakat
- 18. September 2013 3 Min.

Ein Sozialdemokrat durch und durch: Christian Vorländer ist seit 1989 in der SPD und seit 2010 im Vorstand der SPD München. Vor vier Jahren trat er zum ersten Mal - allerdings ohne Erfolg -als Direktkandidat im Wahlkreis München-Süd an
Mit dem Motiv "Grüne wählen Christian Vorländer. Und Du?" wirbt der Sozialdemokrat um ein Direktmandat im Wahlkreis München-Süd – sehr zum Ärger des Ehe-Öffnungs-Gegners Jerzy Montag von der Ökopartei.
Jerzy Montag ist sauer. "Eine miese Nummer im Münchner Süden", schimpft der rechtspolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion über seinen Gegenkandidaten von der SPD im Wahlkreis München-Süd. "Grüne wählen Christian Vorländer – Und Du?", heißt es auf einem Wahlplakat des Sozialdemokraten, das ganz im Design der Ökopartei gehalten ist. Das Pikante dabei ist: Vorländer ist offen schwul, Montag einer der wenigen Grünen, die mit einer völligen Gleichstellung von Lesben und Schwulen hadern. Entsprechenden Abstimmungen im Bundestag blieb er in den letzten Jahren entweder fern oder enthielt sich.
Offiziell wird das Thema Homorechte jedoch nicht angesprochen. "Als SPD-Kandidat bin ich im Münchner Süden der einzige, der ein Direktmandat der CSU verhindern könnte", erklärt Vorländer seine Beweggründe für den "Plakat-Klau" gegenüber der "Abendzeitung". Hinzu kommt: Vorländers und Montags Gegner von den Christsozialen ist ausgerechnet der erzkonservative Ex- Staatssekretär im bayerischen Innenministerium Peter Gauweiler, der in den 1980er Jahren HIV-Positive internieren wollte. Das haben viele in der Münchner Szene bis heute nicht vergessen.
Vorländer will Peter Gauweiler das Direktmandat abknöpfen

Schon ziemlich dreist: Der SPD-Kandidat wirbt im Design der Grünen
Theoretisch könnte die Rechnung des SPD-Kandidaten aufgehen: Vor vier Jahren gewann Gauweiler den Wahlkreis mit 38,2 Prozent, Vorländer holte 28,4 Prozent und Montag 13,3 Prozent. "Deshalb sollten auch Grüne mir ihre Erststimme geben, um einen CSU-Sieg zu verhindern", so der Poster-Plagiator, den man aus Gerichtsshow "Richter Alexander Hold" kennt. In der Sat.1-Sendung spielt der Rechtsanwalt seit 2002 einen der sechs Verteidiger.
"Dem Fernseh-Winkeladvokaten Vorländer von der SPD fehlen Argumente, also greift er zum Plagiat und klaut bei uns Grünen Logo und Design", schäumt jedoch Jerzy Montag auf seiner Homepage. "Wir fordern die SPD und Vorländer auf, diese Plakate umgehend zu entfernen und sich in aller Form und öffentlich zu entschuldigen." Der SPD-Vorstand müsse sich mit diesen "Raubrittermethoden" beschäftigen und Vorländer "zur Besinnung bringen". Auf eine Klage will Montag jedoch verzichten.
Christian Vorländer indes will die Poster hängen lassen – und bittet gezielt um die Stimmen von Lesben und Schwulen. "Ich bin Bürgeranwalt im besten Sinne des Wortes und möchte im Falle meiner Wahl ein Bürgerbüro in München unterhalten. Nicht nur als offen schwuler Kandidat setze ich mich für eine offene und vielfältige Gesellschaft ein, für die Stärkung unserer Bürgerrechte und natürlich für die rechtliche Gleichstellung Homosexueller", wird der 39-jährige SPD-Kandidat auf der CSD-Homepage zitiert. "Im Deutschland muss die Gesetzgebung vorangehen und darf sich nicht weiter von den Gerichten treiben lassen. So machen wir deutlich, dass Lesben, Schwule und Transgender einen gleichberechtigten Platz in der Gesellschaft einnehmen."
Er möge die Grünen, stellt Vorländer gegenüber "Spiegel Online" klar, er wolle der Öko-Partei auch nicht schaden. Warum er sich dann mit Jerzy Montag angelegt habe, fragen die Kollegen. Die Antwort des SPD-Kandidaten: "Man kann nicht Everybody's Darling sein." (cw)
Links zum Thema:
» Homepage von Christian Vorländer
» Homepage von Jerzy Montag














