https://queer.de/?20085
- 19. September 2013 3 Min.

Papst Franziskus äußert sich seltener und milder über das Thema Homosexualität und scheint das nun zur Linie machen zu wollen. Diese ist allerdings noch nicht überall angekommen.
Papst Franziskus hat sich in einem langen Interview gegen die kirchliche Ausgrenzung von Homosexuellen gewandt.
Papst Franziskus hat in einem neuen Interview gefordert, dass sich die Kirche nicht nur mit moralischen Reizthemen befassen und damit Personen ausgrenzen sollte. "Es darf keine spirituelle Einmischung in das persönliche Leben geben", sagte der Papst im Gespräch mit einer italienischen Jesuiten-Zeitung, das auch von Radio Vatikan verbreitet wurde.
Als Kirche müsse man Wunden pflegen, sagte der Papst zur Einleitung des Themas. "In Buenos Aires habe ich Briefe von homosexuellen Personen erhalten, die 'soziale Wunden' sind, denn sie fühlten sich immer von der Kirche verurteilt. Aber das will die Kirche nicht. Auf dem Rückflug von Rio de Janeiro habe ich gesagt: Wenn eine homosexuelle Person guten Willen hat und Gott sucht, dann bin ich keiner, der sie verurteilt."
Die Religion habe zwar das "Recht, die eigene Überzeugung im Dienst am Menschen auszudrücken". Als er gefragt worde sei, ob er Homosexualität billige, habe er aber einst geantwortet: "Sag mir: Wenn Gott eine homosexuelle Person sieht, schaut er die Tatsache mit Liebe an oder verurteilt er sie und weist sie zurück?" Mann müsse die Personen in ihrer jeweiligen Situation mit Barmherzigkeit begleiten.
Das gelte auch für Frauen, die eine Abtreibung hatten, so der Papst weiter. "Der Beichtstuhl ist kein Folterinstrument, sondern der Ort der Barmherzigkeit, in dem der Herr uns anregt, das Bestmögliche zu tun".
Andere Prioritäten setzen
"Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit der Verhütungsmethoden. Das geht nicht", sagte der Papst. Ihm selbst sei vorgeworfen worden, diese Themen zu wenig anzusprechen. "Aber wenn man davon spricht, muss man den Kontext beachten." Die Ansichten der Kirche, zu denen er stehe, seien bekannt. Aber man müsse sie nicht immer zum Thema machen.
Nicht alle moralischen und dogmatischen Grundlagen der Kirche seien gleichwertig, so der Papst weiter. Man sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren, auf das, "was das Herz glühen lässt".
Papst unterstützt Berliner "Marsch für das Leben"
Im Vergleich zu seinen Vorgängern hatte der Papst in seinen ersten Dienstmonaten deutlich seltener über Homosexualität gesprochen – und deutlich milder. Allerdings gingen auch unter ihm die Kämpfe der Kirche gegen die Einführung einer Homo-Ehe oder einer Ehe-Öffnung in vielen Staaten weiter – mit teils drastischen Äußerungen.
Allerdings hat Papst Franziskus den für Samstag in Berlin geplanten "Marsch fürs Leben" unterstützt; dem Chefredakteur von k-tv, Martin Lohmann, schrieb er jetzt stellvertretend für die Abtreibungsgegner einen Brief: "Gerne verbindet sich Seine Heiligkeit mit den Teilnehmern am Marsch für das Leben im Gebet und bittet Gott, alle Bemühungen zur Förderung des uneingeschränkten Schutzes des menschlichen Lebens in allen seinen Phasen mit seinem Segen zu begleiten."
Der Berliner LSVD hat zusammen mit dem Bündnis sexuelle Selbstbestimmung zu einer Gegenveranstaltung zu der Versammlung "religiöser Fundamentalisten" aufgerufen. Treffen ist am Samstag um 13 Uhr vor dem Brandenburger Tor. (nb)













