Katherina Reiche sorgt nicht zum ersten Mal für einen Eklat (Bild: Wiki Commons / Frank Bergmann / CC-BY-SA-2.5)
Auf abgeordnetenwatch.de wurde die CDU-Politikerin gebeten, ihren Spruch zu erklären, wonach es mit der Homo-Ehe keine Zukunft gebe.
Zwei Tage vor der Bundestagswahl hat sich die CDU-Staatssekretärin Katherina Reiche mit einem Spruch zur Gesellschaftspolitik erneut ins Abseits begeben. Auf dem Portal abgeordnetenwatch.de gab sie rätselhafte Ansichten zur Homosexualität preis.
Über die Abgeordnete aus Brandenburg, die dort am Sonntag direkt und auf dem ersten Landeslistenplatz der Partei kandidiert, war im August letzten Jahres ein Shitstorm hereingebrochen, nachdem sie in einem Interview gesagt hatte: "Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften" (queer.de berichtete).
Auf die Frage eines Nutzers aus dem vergangenen Jahr, inwiefern die Zukunft durch eine Homo-Ehe "beeinträchtigt" werde, antwortete die 40-Jährige an diesem Freitag: "Falls Ihre (…) Frage überhaupt Relevanz besitzen sollte, dann entwickelt sich eine Gesellschaft in die Strukturlosigkeit, die am Ende ausschließlich materiellen Anreizen folgt. Auf der einen Seite unbegrenzter Hedonismus, auf der anderen unendliches Leid."
Gegen die "Vorzüge" einer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft
Der Nutzer hatte Reiche mehrere sachlich-kritische Fragen gestellt, unter anderem, was es Kindern nützt, wenn diese aufgrund ihrer nicht verheirateten Eltern nicht gleichgestellt werden. Reiche bezeichnete diese Fragen als "sophistisch" (haarspalterisch) und kritisierte: "Nach Ihrer Auffassung diskriminiert ein jeder, der sich den 'Vorzügen' einer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft [nicht] anschließt."
Die Politikerin scheint sich zu dem Zeitpunkt in Rage geschrieben zu haben, sie hatte zuvor schon eine ganze Menge zurückliegender Fragen zum Thema Homosexualität beantwortet. So schrieb sie einem anderen Nutzer: "Weder ich noch meine 'Parteifreunde' diskriminieren irgendwen, weder in unserem Land noch anderswo auf der Welt."
Auch verbat sich Reiche Kritik: "Bei allem Respekt, das Bundesverfassungsgericht ist nicht der Gesetzgeber. Art 6 GG verpflichtet den Staat ausdrücklich, Ehe und Familie unter den besonderen Schutz zu stellen. Wer das GG achtet, ist niemand, der 'auf Grundgesetzwidrigkeiten regelmäßig aufmerksam' gemacht werden muss."
Gegen "totalitäre Barbarei"
Eine Frage, ob man nicht "alle freiwillig eingegangenen Beziehungen zwischen Menschen in welcher Konstellation auch immer" rechtlich gleichstellen sollte, brachte Reiche offenbar völlig aus der Fassung, zumindest aus der Grammatik: "Im GG der ersten Artikel ist alles grundgelegt, auf dem eine freiheitliche Ordnung entstehen und sich weiterentwickeln kann. Aus guten Gründen haben die Mütter und Väter darauf wertgelegt, Ehe und Familie, Kinder, Mütter, wie alle Benachteiligten expressis verbis zu benennen. Dies eine Erfahrung aus der Zeit totalitärer Barbarei."
Ein weiterer Nutzer fragte, ob man ihrer Meinung nach Homosexualität "unterdrücken oder 'umwandeln' könne". Die parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium unter Peter Altmaier dazu: "Ihre Anfrage (…) will und kann ich als Politikerin nicht beantworten." Aber niemand dürfe diskriminiert werden, auch sie wolle das nicht.
Nach ihrer Äußerung im letzten August hatte Reiche immer wieder in den Medien für ihre Position gegen die Homo-Ehe geworben und dabei unter anderem die Gleichstellung von Schwulen und Lesben als "Rechtsrandgebiet" bezeichnet (queer.de berichtete). Kritiker kanzelte sie als "intolerant" ab (queer.de berichtete). Im März lobte die "Bild"-Zeitung die "blitzgescheite" Politikerin für ihren Einsatz gegen die Homo-Ehe als "Mutter Courage" (queer.de berichtete). (nb)
Nobelpreis für Dummheit redlich verdient