Barilla will nur heterosexuell werben (Bild: Simone Brunozzi / flickr / by-sa 2.0)
Nach homophoben Kommentaren des Barilla-Chefs fordern Homo-Aktivisten einen Boykott des Lebensmittelherstellers. In Italien sind Protestaktionen vor Supermärkten geplant.
Weltweit gibt es Empörung über Äußerungen von Guido Barilla, dem Chef des gleichnamigen italienischen Konzerns. Auf sozialen Netzwerkseiten in aller Welt wird zum Boykott der Marke aufgerufen, während schwul-lesbische Gruppen Kampagnen gegen die Firma planen. Der Grund: Guido Barilla hatte am Mittwoch in einem Radiointerview erklärt, keine Werbung mit Homosexuellen zu schalten, weil man die "traditionelle Familie unterstützen" wolle. "Wenn Homosexuellen das nicht gefällt, können sie Pasta eines anderen Herstellers essen" (queer.de berichtete).
Mehrere italienische Homo-Gruppen wollen ihn beim Wort nehmen: "Wir akzeptieren seine Einladung, seine Pasta nicht zu essen", sagte Aurelio Mancuso, Chef der Gruppe "Equality Italia", gegenüber der Nachrichtenagentur Ansa.
"Gastronomische Homophobie hatte uns bisher gefehlt. Diese Lücke hat jetzt Guido Barilla gefüllt", kommentierte Franco Grillini, der Chef von Gaynet Italia, den Ausfall von Guido Barilla. Der Unternehmer habe nicht begriffen, dass sich die italienische Familie in den vergangenen Jahren tiefgreifend geändert habe: "60 Prozent der Italiener sollten seine Pasta nicht mehr kaufen, weil sie nicht einer traditionellen Familie angehören."
Die Gruppe Arcigay startete unterdessen eine Kampagne gegen den Lebensmittelhersteller. Am Samstag wollen die Aktivisten vor mehreren italienischen Supermärkten protestieren und Flugblätter an Kunden verteilen, in denen zum Boykott von Barilla-Nudeln aufgerufen wird.
Homophobie italienischer Art
Auf Facebook sind inzwichen mehrere Seiten aufgetaucht, in denen zum Boykott von Barilla aufgerufen wird
Auch der linke Parlamentsabgeordnete und LGBT-Aktivist Allesandro Zan sagte seine Unterstützung für den Boykottaufruf zu: "Wir haben hier ein weiteres Beispiel von Homophobie italienischer Art. Ich kaufe jetzt andere Pasta." Er beklagte, dass der Barilla-Chef ohne Not eine gesellschaftliche Gruppe zu "Störenfrieden" abgekanzelt habe und so Ressentiments in der Gesellschaft bediene.
Kritik kommt ebenfalls von Literaturnobelpreisträger Dario Fo, der früher selbst für Barilla geworben hatte. In einer Petition fordert der 87-Jährige den Konzern auf, "Familie in allen verschiedenen Formen unserer Zeit zu akzeptieren und abzubilden".
"#boicottabarilla" wurde unterdessen eines der meist genutzten Hashtags auf Twitter. Auch auf mehreren Facebook-Seiten der Firma beschwerten sich viele Kommentatoren über den homophoben Ausfall, insbesondere in Italien. In Deutschland droht die große Mehrheit der User mit einem Boykott, auch wenn Barilla offenbar viele Kommentare gelöscht hat. Auf der Seite, die mehr als 27.000 Fans hat, heißt es etwa: "Andere Hersteller haben auch schöne Nudeln" oder "Ich gebe das, was ich von Barilla noch im Haushalt habe, weiter an meine heterosexuellen Nachbarn". Vereinzelt gibt es auch Unterstützer für den homophoben Kurs. So schreibt ein Nutzer: "Wenn Barilla sich jetzt dem Homo-Terror beugt, werde ich keine Barilla-Prudukte mehr konsumieren".
Ex-Jugendministerin unterstützt Barilla
Berlusconis frühere Jugendministerin Giorgia Meloni freut sich über die Unterstützung der "traditionellen Familie" durch Barilla (Bild: Niccolo Caranti / flickr / by-sa 2.0)
Währenddessen verteidigten einzelne rechte Politker Barillas "Recht", die "traditionelle Familie" zu unterstützen: "Trotz Beleidigungen und Boykott-Aufrufen bin ich sicher, dass Millionen von Italienern Barillas Meinung teilen und weiterhin seine Pasta kaufen werden", erklärte etwa die frühere Jugendministerin Giorgia Meloni von der christdemokratischen Partei "Brüder Italiens".
In den Vereinigten Staaten entschuldigte sich unterdessen Barilla USA auf Facebook bei Schwulen und Lesben: "Wir können die Äußerungen nicht rückgängig machen, aber wir können uns entschuldigen". Die Mission von Barilla sei es nach wie vor, "den Kunden, Partnern, Nachbarn mit Liebe und Respekt" zu begegnen.
Auch Barillas Konkurrenz hat das PR-Desaster wahrgenommen: So veröffentlichte der Pastahersteller Buitoni auf seiner italienischen Facebook-Seite ein Bild mit einer geöffneten Tür und schrieb darunter: "Das Haus Buitoni ist offen für jeden". (dk)
Youtube | Nicht jede Firma in Italien ist homophob, so verbreitete sich in sozialen Netzwerken dieser Spot des Soßenherstellers Althea aus dem letzten Jahr .
Im Gegenteil, die Homophobe Hetze wird in letzter Zeit immer schlimmer, vor allem online.