Justizministerin Christiane Taubira hat sich unermüdlich im Parlament, aber auch in Talkshows, für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Eherecht eingesetzt
Die französische Justizministerin Christiane Taubira ist ebenso für ihren Einsatz gegen Homophobie nominiert worden wie der evangelische Superintendent Bertold Höcker, Menschenrechtlerin Elżbieta Szczęsna und Historiker Günter Morsch.
Das Berliner Bündnis gegen Homophobie hat am Mittwoch seine vier Nominierungen für den Respektpreis 2013 bekannt gegeben. 80 Mitgliedsorganisationen entscheiden bis Ende Oktober darüber, wer ausgezeichnet wird. Das sechsköpfige Respektpreis-Kuratorium würdigt mit der Nominierung die vier Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens für einen herausragenden Einsatz gegen Homophobie.
Nominiert wurde Christiane Taubira, die sozialistische Justizministerin Frankreichs, für ihren Einsatz für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen ("Ehe für alle"). Die 61-Jährige hat gegen heftige Widerstände im eigenen Land die Ehe-Öffnung durchgesetzt und ist laut dem Kuratorium ein "Vorbild für das politische Berlin".
Auszeichnung für CSD-Gottesdienst
Superintendent Bertold Höcker ist ebenfalls für den Respektpreis nominiert worden (Bild: Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg)
Des Weiteren präsentiert das Kuratorium Dr. Bertold Höcker, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte, als Kandidaten für seine aktive Mitarbeit an der Gleichbehandlung homosexueller Paare in der Evangelischen Kirche sowie der Etablierung des CSD-Gottesdienstes in St. Marien. Dieser ist in der Vergangenheit auf Widerstand von Evangelikalen gestoßen (queer.de berichtete)
Außerdem nominiert das Bündnis die Warschauer Menschenrechtlerin Elżbieta Szczęsna. Sie gründete in Polen eine heterosexuelle Lobbygruppe für die Rechte Homosexueller und wird für ihre Arbeit und Hartnäckigkeit in einem schwierigen gesellschaftlichen Umfeld vorgeschlagen. Letzter Kandidat ist der Historiker Prof. Dr. Günter Morsch. Er wird für seinen umfassenden Einsatz für die Erinnerungskultur und die Anerkennung der homosexuellen NS-Opfer nominiert.
"Wir haben uns für vier herausragende Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens entschieden, deren Wirken bedeutungsvolle Signale für unsere Gesellschaft setzen und es in jeder Hinsicht wert sind, mit dem Respektpreis geehrt zu werden", erklärte Kuratorin Yasmine-Blanche Werder vom Grand Hotel Esplanade Berlin. Sie wählte die Nominierungen mit Kuratoren anderer Bündnis-Mitglieder aus. Neben Werder gehörten dem Gremium Berndt Schmidt (Friedrichsstadtpalast), Miguel Castro (SAP AG), Christian Rudolph (Tennis Borussia Berlin), Lela Lähnemann (Land Berlin) und Christa Arnet (LSVD) an.
Die Mitglieder haben nun die Möglichkeit, bis 24. Oktober für den oder einen Nominierten zu stimmen. Die Auszeichnung findet am 2. Dezember im Grand Hotel Esplanade statt. Der Preis wird von der Berliner Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) verliehen.
Streit um katholischen Kardinal
Im vergangenen Jahr ist die Menschenrechtlerin Seyran Ateş mit dem Respektpreis ausgezeichnet worden (queer.de berichtete). Umstritten war die Nominierung des Berliner Kardinals Rainer Maria Woelki, obwohl er aktive Homosexualität – getreu der katholischen Morallehre – als Sünde ansieht. Woelki war die Nominierung offenbar peinlich: Er lehnte sie "in aller Bescheidenheit" ab (queer.de berichtete). (dk)
Darüberhinaus verdienen Höcker, Szczesna und Morsch auch unseren Respekt und unsere Dankbarkeit.